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Signale an der Front - Das geheime Kriegstagebuch von Funker Richard Rommel

Richard Rommel, Hans-Dieter Frauer

 

Verlag SCM Hänssler im SCM-Verlag, 2013

ISBN 9783775171441 , 192 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Westfeldzug 1940


Der Zweite Weltkrieg begann mit dem Einfall in Polen am 1. September 1939. England und Frankreich kamen dem Staat, dessen Bestand sie zuvor feierlich garantiert hatten, nicht zu Hilfe; an der Westfront herrschte auch nach der offiziellen Kriegserklärung im September 1939 lange Ruhe. Sie wurde unvermutet im April 1940 unterbrochen, als der Krieg auf Dänemark und Norwegen übergriff. Engländer und Franzosen hatten die Besetzung norwegischer Hafenstädte vorbereitet; ihnen kamen Wehrmacht und Marine buchstäblich in allerletzter Minute zuvor. Im Westen endete die Waffenruhe am 10. Mai 1940 mit dem Beginn der überaus erfolgreichen deutschen Westoffensive. Sie führte dazu, dass Frankreich schon nach sechs Wochen besiegt war und Waffenstillstand vereinbart wurde. Für die deutsche Besatzung in Frankreich brachen damit relativ ruhige, ja sogar friedliche Zeiten an.

20. April


Die Truppe darf den Sieg in Norwegen öffentlich auf dem Dorfplatz feiern, mit roten Fahnen und den Märschen der Regimentsmusik!

26. April


Großer Nachtmarsch: wir werden in den Westerwald verlegt! Nach drei Nachtmärschen in Oberbieber (am Ausläufer des Westerwalds nahe Rhöndorf) in privatem Quartier gut untergebracht!

8. Mai


Uns Funkern wird ein neuer Geheimschlüssel ausgegeben, sein Gebrauch wird eingeübt.

10. Mai


Um 11 Uhr Abmarsch – es soll gegen Frankreich losgehen. Anfangs dürfen wir viel reiten, das Ahrtal aufwärts, dann müssen wir absitzen, die Pferde schonen. Feindeinwirkung keine – die französische Luftwaffe scheint auf den Flugplätzen vernichtet worden zu sein.

15. Mai


Quer durch Luxemburg kommen wir nach Belgien, streben der belgisch-französischen Grenze zu. Wir haben Pferde verloren, möchten sie durch belgische ersetzen – die geflüchteten Bauern werden doch welche dagelassen haben. Ich begleite den Hauptwachtmeister als Dolmetscher. Gehen weit, finden in den leeren Dörfern weder Bürgermeister noch Pferde. Die Geflohenen haben alles vor ihre hoch beladenen Bauernwägen gespannt! Auf dem Rückweg lernen wir, der Spieß und ich, uns als CVJMler kennen. Auch ein Erfolg.

17. bis 21. Mai


Belgien leistet keinen Widerstand mehr. Auf staubigen Landstraßen dringen wir in Frankreich ein. Massenzüge von Gefangenen aller Hautfarben kommen uns entgegen. Ein Schock für mich: Im Straßenstaub eine von Panzern platt gewalzte Leiche in französischer Uniform! Keiner hat sie weggeräumt, gar bestattet! Der Heerzug wälzt sich daran vorbei.

22. Mai


Ein französischer Panzergegenangriff ist abgeschlagen – man kann ungehindert bis an den Aisne-Oise-Kanal vordringen, die Chefs sogar in motorisierten Fahrzeugen. Auch unsere Pferde lässt man zur Erholung zurück und sucht sich Quartiere nördlich des Kanals – unsere Stäbe in den Schlösschen. Uns Funkern tut so was auch gut.

5. Juni


Die Franzosen haben, um uns aufzuhalten, sich in den Höhen und Hängen des vom letzten Krieges her berühmten »Chemin des Dames« festgesetzt. Sie haben unsere Bereitstellung um den Ort Urcel entdeckt und beschießen sie heftig. Dort erlebe ich meine Feuertaufe mit den ersten Verwundungen. Erst nachdem stärkerer Feuerschutz herangeführt ist, gelingt am nächsten Tag der Übergang über den Aisne-Oise-Kanal.

6. Juni


Auf dem Höhenzug mit den Forts hat sich zahlreicher Feind eingenistet. Es kommt zu zähen Kämpfen, unsere Artillerie muss helfen. Wir bilden eine »vorgeschobene Beobachtungsstelle« in einem Steinbruch. Der Gegner wehrt sich in den Forts und in der vom letzten Krieg her berühmten »La Malmaison (ferme)«. Die aber gerät in Brand und die Forts werden abgeschnitten und ergeben sich.

Die Wehrmacht zog noch mit Tieren in den Krieg. Panzer und motorisierte Verbände gaben ihr zwar die unerwartete Stoßkraft, anfangs waren aber auch noch berittene Einheiten nicht selten. Hier posiert Rommel auf einem Pferd.

17. Juni


Keiner der aus dem Ersten Weltkrieg bekannten Flussläufe – Aisne, Marne, Aube oder die Seine – kann die deutschen Panzer aufhalten. An der Yonne bei Sens wurde nochmals ein Versuch zum Widerstand gemacht. Aber die Stadt war mit Flüchtlingsfahrzeugen, motorisierten wie bespannten, hoffnungslos vollgestopft und unsere Geschütze schossen ohne Erbarmen hinein. Wir mussten uns am Tag danach durch die Trümmer quälen. Wachtmeister W. kam auf einem erbeuteten Fahrrad, brachte mir auch eines: Er müsse vorausfahren und Quartier machen für Mannschaften und Pferde; ich solle mitfahren und dolmetschen! Damit begann eine zigeunerhafte Fahrerei nach leeren Hallen und Scheunen. Wir spürten nicht nur Hafer und Heu auf, sondern einen ganzen Verpflegungszug der französischen Armee.

Von deutsch-französischer Erbfeindschaft war – abgesehen von den Parolen der jeweiligen Führungsspitzen – zumindest 1940/1941 nur wenig zu spüren. Nach dem raschen Sieg über Frankreich fanden deutsche Soldaten oft enge Kontakte zu ihren Gastfamilien.

21. Juni


Im Dorf St.-Eloy-de-Gy soll der Regimentszug eine dauernde Bleibe finden – und der Herr Oberst ein Schloss für den Stab! Das (katholische) Pfarrhaus wird für die Ortskommandantur ersehen und mein Chef, ein schneidiger Oberleutnant, zum Ortskommandanten ernannt. Da er kein Französisch kann, braucht er mich als Gehilfen. Im Ort gibt’s ein Dachstübchen für mich und der katholische Geistliche ist bemüht um ein gutes Verhältnis zu mir. Die Bäckersfrau hat Brötchen für mich übrig und der Metzger eine Wurst-Paté.

25. Juni


Der Pfarrer, der in einem Teil seines Hauses wohnen geblieben ist, holt uns an sein Radio: Marschmusik und Sondermeldung aus dem Führerhauptquartier: Das französisch-italienische Waffenstillstandsabkommen ist unterzeichnet und das französisch-deutsche wird sechs Stunden später in Kraft treten! Ich renne auf die Straße hinaus, schreie es in die Häuser hinein: Armistice – Waffenstillstand!

Und am späten Abend holt der Pfarrer eine von seinen edelsten Rotweinflaschen herauf, stößt mit dem Oberleutnant und mir auf einen langen Frieden an. Nach 11 Uhr nachts wird geläutet – wir drei stürmen in die kleine Dorfkirche und ziehen an den Glockenseilen, was das Zeug hält.

Der brillant geplante Westfeldzug führte dazu, dass aus dem Ersten Weltkrieg bekannte und damals jahrelang hart umkämpfte Orte nun praktisch im Minutentakt in deutsche Hände fielen. Nach nur sechs Wochen musste das besiegte Frankreich um Waffenstillstand bitten. Der deutsche Sieg schien zum Greifen nahe, Hitlers Ansehen stieg im In- und Ausland auf eine nie wieder erreichte Höhe. Der »Führer« wurde ins Unpersönliche überhöht. Seine Gegner – auch im eigenen Land – hatten es nun besonders schwer.

1. Juli


Der Futtermeister des Regiments nimmt mich mit auf ein großes Gut, Futter für die Gäule besorgen. Der Baron hat auch schlachtreife Schweine. Da müssen wir zugreifen, wollen aber jetzt im Waffenstillstand ehrlich bezahlen – nur: Wir haben kein gültiges Geld. Wir müssen unter uns bereden, wie wir eine Gutschrift abfassen können, und tun das in breitem Schwäbisch, der Baron sitzt ja mit am Tisch. Der aber spricht die Sache sofort an und einigt sich mit uns. Ja, er habe ein halbes Jahr in Stuttgart zugebracht und dort Schwäbisch gelernt.

Die deutsche Wehrmacht war für nur wenige Wochen dauernde »Blitzkriege« ausgerichtet und überrannte Polen und Frankreich in wenigen Wochen. Panzer und eine vorzüglich ausgestattete Artillerie waren – anfangs – Garanten des Sieges (Bild: Besichtigung von französischem Artilleriearsenal).

26. Juli


Unsere Division soll auf Motorfahrzeuge umgestellt werden, ihre Pferde an eine Gebirgsdivision abgeben! Und wir Berittenen sollen als Kraftfahrer ausgebildet werden, bei der benachbarten 29. Infanteriedivision (mot.). Das ist Musik in unseren Ohren.

28. Juli


Ich darf mit auf den Kraftfahrkurs, nach Neuvy an der Loire. Quartier bekommen wir in einem Gasthaus, feudal. Die meisten von der 29. sind Thüringer, umgängliche Leute. Geübt wird in einem Renault-Viersitzer, der aus dem Lande stammt. Er hat ein schwergängiges Getriebe – wer beim Schalten den Motor »abmurkst«, muss raus und von Hand ankurbeln.

Nach dem Waffenstillstand mit Frankreich waren die Truppen im Westen wieder mehr mit sich selbst beschäftigt. Dazu gehörten Ausbildung, Fortbildung und auch der Erwerb von Führerscheinen (Rommel: 3. v. l. hinten).

9. August


Mit etwas Nachsicht gibt man mir den Führerschein Klasse 2. Ich soll weitermachen; mit dem schweren Motorrad ins Gelände mag ich nicht, also geht’s an den schweren Lastwagen.

16. August


Der 4 ½-Tonner Marke Faun hat Hebel, die sehr schwer gehen, man muss alle Kraft einsetzen. Einmal will der Ausbilder uns den Motorraum erklären, sammelt uns auf der Straße um die offene Haube des Faun, der in einer Kolonne steht. Ich stelle mich direkt vor den Kühler, um genau hinzusehen. Der Fahrlehrer schickt einen Kameraden ins Führerhaus, den Motor anzulassen. Der tut es auch – da macht der Karren einen Satz nach vorne – der 1. Gang war noch drin! Als der Motor stockte, waren zwischen der Kühlerhaube und der Rückwand des nächsten Lkws noch 1,2 m...