dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Perry Rhodan-Paket 32: Die Linguiden (Teil 2) - Perry Rhodan-Heftromane 1550 bis 1599

Perry Rhodan Redaktion

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2013

ISBN 9783845329710 , 3000 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

59,99 EUR


 

2.


 

17.12.1171 NGZ, Kaokrat-System

 

»Sie sind zweifellos auf dem Weg ins Kaokrat-System«, stellte Reginald Bull fest. »Dorina Vaccer stammt von dort, nicht wahr?«

»Vom Planeten Taumond«, bestätigte Tamosh Unda. »So steht es jedenfalls in unseren Unterlagen. Die sind allerdings nicht gerade sehr umfangreich, wenn es um die Friedensstifterin geht.«

Reginald Bull schwieg.

Tamosh Unda war ein Perfektionist. Er würde nie zufrieden sein.

»Werden wir landen?«, fragte der Akone hoffnungsvoll.

»Wir werden es versuchen«, stellte Bull in Aussicht. »Aber freue dich nicht zu früh – ich glaube kaum, dass man dir eine Gelegenheit geben wird, mit dieser Friedensstifterin zu reden.«

»Wer weiß!«, erwiderte Tamosh Unda leichthin.

Er hatte Dorina Vaccer zwei Jahre zuvor auf dem Planeten Drostett kennen gelernt. Seither schwärmte er geradezu für sie.

Normalerweise wäre das für Reginald Bull ein Grund gewesen, Tamosh Unda künftig demonstrativ auf Distanz zu halten. Er war und blieb von unstillbarem Misstrauen gegenüber den Linguiden erfüllt, und er hasste Leute, die kritiklos dem Charisma der Friedensstifter erlagen.

Aber bei Tamosh Unda machte er eine Ausnahme: Der Akone diente ihm als Versuchskaninchen und Studienobjekt.

»Sie werden diesmal etwas massiver vorgehen als sonst«, behauptete er. »Sie werden uns drohen, vielleicht sogar auf uns schießen, um uns von den Friedensstiftern fern zu halten.«

Er beobachtete den Akonen, aber Tamosh Unda lächelte nur und schwieg.

»Auf keinen Fall werden sie uns landen lassen!«, fuhr der Terraner ärgerlich fort. »Ich hätte große Lust, ihnen endlich einmal zu zeigen, dass wir ihre verdammte Landeerlaubnis nicht brauchen. Wir kommen auch ohne Peilsignale und ähnlichen Klimbim durch ihre lächerlichen Kontrollen.«

»Willst du einen Konflikt provozieren?«, fragte der Akone erschrocken.

»Sei nicht albern«, versetzte Reginald Bull scharf. »Dieser Konflikt existiert bereits, seit wir zum ersten Mal auf die Linguiden gestoßen sind!«

»Ich glaube nicht, dass sie selbst das auch so sehen«, bemerkte der Akone vorsichtig. »Was können die Linguiden dafür, wenn manche Intelligenzen sich durch pure Freundlichkeit beleidigt fühlen? Du wirst doch wohl zugeben müssen, dass dies ein etwas seltsames Verhalten ist!«

»Sie mögen andere Leute mit ihrem friedlichen Gehabe täuschen, aber bei mir gelingt ihnen das nicht!«, erklärte Reginald Bull heftig. »Diese Burschen wissen sehr wohl, was die Uhr geschlagen hat. Sie können unmöglich so blöd sein, dass sie es immer noch nicht begriffen haben.«

»Ist Friedfertigkeit wirklich immer mit Dummheit gleichzusetzen?«, fragte Tamosh Unda mit mildem Lächeln.

Reginald Bull starrte ihn sekundenlang an.

»Schluss mit diesem Geschwätz«, sagte er schließlich. »Du weißt nicht genug über dieses Thema, als dass ich mich mit dir auf eine derartige Diskussion einlassen würde.«

»Das ist ein absolut typisches Verhalten«, behauptete der Akone.

»Schluss damit, habe ich gesagt!«, schrie Reginald Bull wütend.

Tamosh Unda zuckte zusammen und murmelte eine Entschuldigung.

Der Terraner wandte sich ab und sah sich in der Zentrale der CIMARRON um.

Es war auffallend still um ihn herum. Sie alle beobachteten ihn – seine Reaktionen, seine Äußerungen. Und mit großer Wahrscheinlichkeit erwarteten sie, dass er die Nerven verlor, aus der Haut fuhr, endlich jenes Maß an Angst zeigte, das ihrer Meinung nach dem Anlass angemessen gewesen wäre.

Aber erstaunlicherweise hatte er keine Angst. Das lag möglicherweise ganz einfach daran, dass er bisher noch gar keine Zeit gefunden hatte, sich mit den Konsequenzen jener Nachricht zu befassen, die ES ihnen auf dem Umweg über die Friedensstifterin Dorina Vaccer hatte zukommen lassen.

Die CIMARRON fiel in den Normalraum zurück. Alles blickte auf die Schirme.

Sie befanden sich an den Grenzen des Kaokrat-Systems. Die SINIDO war in Sichtweite und hielt Kurs auf den Planeten Taumond.

»Gebt mir eine Verbindung mit dem Delphin-Schiff!«, befahl Reginald Bull.

Es dauerte nur wenige Sekunden. Dann meldete sich eine raue, krächzende Stimme, die nicht so recht zu einem Linguiden zu passen schien.

»Ich möchte Dorina Vaccer sprechen«, sagte der Terraner und musterte das Gesicht, das sich ihm auf dem Schirm zeigte.

Es war von krausem rotem Haar fast vollständig überwuchert. Nur um die Augen und den Mund herum waren schmale Breschen in das Gestrüpp geschnitten. Über dem rechten Auge, am rechten Mundwinkel und unter der Unterlippe schimmerten helle Narben durch das feuerrote Dickicht.

Kleva Rimmon, der Kommandant der SINIDO, schien ein Raufbold zu sein, sofern es so etwas unter den Linguiden überhaupt geben mochte.

»Die Friedensstifterin ist zur Zeit nicht ansprechbar«, erklärte er. »Für niemanden.«

»Das würde ich gerne von ihr persönlich hören!«, erwiderte der Terraner.

Kleva Rimmon hielt es offenbar für unter seiner Würde, auf eine derart unsinnige Forderung zu antworten.

»Sie ist uns eine Auskunft schuldig!«, behauptete Reginald Bull ungeduldig.

»Wenn es so ist, dann wird sie es wissen und sich zum richtigen Zeitpunkt an euch wenden«, erwiderte der Linguide gelassen. »Bis dahin müsst ihr euch leider in Geduld üben.«

»Halt!«

Reginald Bull war nicht gerade milder Stimmung. Er sprach schroff und scharf. Der Linguide verbuchte das mit einem etwas erstaunten Blick – eine Reaktion, die den Terraner fast rasend machte.

Dieses sanftmütige Getue, dieses offen zur Schau getragene Verständnis den aufgeregten Galaktikern gegenüber, dieser Hochmut, der sich in verzeihenden Gesten und Bemerkungen äußerte: all das brachte Reginald Bull auf die Palme.

»Sie hat uns eine Botschaft übermittelt«, sagte er mühsam beherrscht.

»Ja, ich weiß«, nickte Kleva Rimmon gelassen.

Er nickte wirklich, und er tat es auf eine so perfekt terranische Art und Weise, dass er dabei jeden Beobachter auf der Stelle vergessen ließ, dass das struppige Gesicht auf dem Schirm nicht menschlich war.

»Ich muss ihr ein paar Fragen zu dieser Botschaft stellen!«, erklärte Reginald Bull.

»Das ist unnötig«, behauptete der Linguide. »Sie weiß nicht mehr, als sie euch mitgeteilt hat. Also kann sie auch keine zusätzlichen Fragen beantworten.«

»Ich glaube nicht, dass du das beurteilen kannst.«

»Es interessiert mich nicht, was du glaubst oder nicht glaubst«, erklärte Kleva Rimmon und fügte in einem sehr offiziellen, formellen Tonfall hinzu: »Ihr solltet abdrehen und zu euren Leuten zurückkehren. Ihr seid hier im Kaokrat-System nicht willkommen.«

»Das kann ich mir denken«, versetzte der Terraner. »Aber so leicht werdet ihr uns diesmal nicht los!«

Kleva Rimmon brach das Gespräch wortlos ab.

Die SINIDO zog davon.

Reginald Bull wartete vergeblich darauf, dass Raumschiffe vom Planeten Taumond kamen, um sich den ungebetenen Gästen entgegenzustellen. Auch mündliche Drohungen blieben aus. Es war, als hätten die Linguiden beschlossen, die Anwesenheit der CIMARRON einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen.

»Kurs Taumond!«, befahl der Terraner und ignorierte dabei Tamosh Undas anklagende Blicke.

Die gespannte Atmosphäre in der Kommandozentrale ging ihm auf die Nerven. Außerdem hatte er Hunger und Durst. Er zog sich in einen Nebenraum zurück. Der Syntron würde alle seine Anweisungen ohne Zeitverlust weiterleiten.

Die CIMARRON näherte sich dem Planeten.

Taumond war eine schöne, schimmernde Welt – ein Planet mit ausgeglichenem Klima, feucht und fruchtbar. Die ersten Linguiden hatten sich erst vor rund fünfundvierzig Jahren hier niedergelassen. Große Teile von Taumond waren noch völlig unberührt.

»Die Linguiden haben offensichtlich auch in dieser Hinsicht eine glückliche Hand«, bemerkte Tamosh Unda, der dem Terraner gefolgt war. »Sie verstehen sich darauf, einen Planeten auf rücksichtsvolle Weise zu besiedeln.«

»Du hättest dir die Berichte vom Planeten Compol etwas genauer ansehen sollen«, erwiderte Reginald Bull. »Da sah man die Grundlagen ihrer Siedlungstechnik, und die sind nicht halb so wundervoll, wie du es dir offenbar vorstellst.«

»Du willst einfach nichts Gutes an ihnen sehen!«, warf der Akone ihm vor und sprang auf. Er war plötzlich ganz rot vor Empörung. Seine Augen blitzten.

Reginald Bull starrte ihn entgeistert an, denn mit einem solchen Temperamentsausbruch hatte er nicht gerechnet.

»Setz dich wieder hin und reg dich ab«, empfahl der Terraner. »Ich verspreche dir, dass ich versuchen werde, irgendetwas zu finden, was ich im Zusammenhang mit den Linguiden bei passender Gelegenheit lobend hervorheben kann.«

»Du machst dich über mich lustig«, vermutete Tamosh Unda nicht ganz zu Unrecht.

»Eine Landeerlaubnis wird nicht gewährt«, verkündete der Syntron.

»Mit welcher Begründung?«, fragte Reginald Bull.

»Es wird keine Begründung gegeben.«

»Dann bleiben wir in der Umlaufbahn.«

»Wozu denn das?«, fragte der Akone widerborstig.

»Was sollen wir sonst tun?«, fragte Bull zurück.

»Abziehen!«

Der Terraner lachte.

»Einfach so?«, fragte er. »Warum?«

»Wenn sie nicht mit uns reden wollen, kannst du nichts daran ändern«, stellte Tamosh Unda fest. »Du kannst auch nicht gegen ihren Willen auf Taumond landen. Unter diesen Umständen wäre es vernünftiger, das Kaokrat-System zu verlassen und es an einer anderen Stelle zu...