dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Angst und Depression

Sigrun Schmidt-Traub, Tina-Patricia Lex

 

Verlag Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2005

ISBN 9783840919060 , 345 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

26,99 EUR

  • Versicherungsvertragsrecht 2008
    Produktinnovationen in der deutschen Versicherungswirtschaft - Theoretische Analyse aktueller Preisentwicklungen
    Grundlagen der Kalkulation von Versicherungsprodukten in der Schaden- und Unfallversicherung
    Praxisratgeber Umwelt- und Produkthaftung - Strafrecht - Haftungsrecht - Gefahrenabwehrrecht
    Haftpflichtversicherung
    Die Kfz-Versicherung
    Ratgeber Geschäftsführer-Haftung
    Die Begutachtung für die private Berufsunfähigkeitsversicherung - Ein Leitfaden für medizinische Gutachter und Sachbearbeiter in den Leistungsabteilungen privater Versicherer
  • Umweltschadensgesetz und Umweltschadensversicherung - Ein Handbuch für die Praxis
    Recht und Praxis des Versicherungsmaklers
    Marina - Roman
    3096 Tage
    Leben oder gelebt werden - Schritte auf dem Weg zur Versöhnung
    Krieg und Frieden - Roman
    Das neue VVG- Eine synoptische Gegenüberstellung mit der alten Gesetzeslage
    Rechtsprechungssammlung zur Kasko-Versicherung
 

 

9 Beschreibung affektiver Störungen (S. 215-216)

9.1 Diagnostische Kriterien affektiver Störungen

Affektive Störungen führen vor allem zu Veränderungen in der Stimmungslage der Person. Ausgeprägte Manie und schwere Depression bilden die beiden Pole des affektiven Spektrums. Meist bewegen sich die Veränderung der Stimmung in Richtung Depression, mit oder ohne begleitender Angst, seltener in Richtung Manie. Die Veränderung der Stimmungslage geht oft mit einem Wechsel des allgemeinen Aktivitätsniveaus einher. Patienten neigen zu Rückfällen. Die wesentlichen Kriterien zur Unterteilung der affektiven Störungen beruhen überwiegend auf praktischen Erwägungen, die vor allem das Identifizieren der einzelnen Untergruppen erleichtern sollen (ICD-10, 1991).

Depressionen können ohne erkennbare Auslöser innerhalb von einigen Tagen oder Wochen entstehen, auch im Verbund mit Angststörungen. Vorübergehende Zustände mit Traurigkeit, Resignation und Selbstzweifeln kennt jeder. Halten sie sich jedoch und nehmen immer größere Ausmaße an, die zu einer Einschränkung der Handlungsmöglichkeiten führen, dann sind daraus depressive, gelegentlich auch manische oder gemischte Störungen geworden.

In Anlehnung an ICD-10 sollte zunächst darauf geachtet werden, ob die affektiven Beschwerden nicht Folge von Medikamenten-/Drogeneinnahme oder von körperlichen Erkrankungen sind. Patienten, die Beta-Blocker einnehmen, ebenso wie Diabetiker oder Parkinsonpatienten, entwickeln nicht selten depressive Verstimmungen. Je nach anamnestischer Datenlage ist eine gründliche allgemeinmedizinische Untersuchung zu veranlassen, um den Verdacht auf körperliche oder pharmakologische Einflüsse zu überprüfen.

Im Interesse der therapeutischen Wirksamkeit einer psychopharmakologischen und/oder psychotherapeutischen Behandlung muss differenzialdiagnostisch – am besten unter Hinzuziehen eines Psychiaters – zwischen einer bipolaren Störung, die psychotherapeutisch schwerer zugänglich ist (Geller et al., 2001), und einer unipolaren depressiven Störung unterschieden werden. Der Verlauf von affektiven Störungen ist entweder unipolar, meist in Form einer depressiven, gelegentlich auch in Gestalt einer manischen Episode, oder bipolar, wobei depressive Episoden mit manischen abwechseln. Folglich werden Depressionen nach ICD-10 und DSM-IV in

– unipolare (ausschließlich depressive oder manische) Episoden
– bipolare Störungen (manisch und depressiv) und in
– solche depressiven Störungen eingeteilt, die sich an ihrer Krankheitsgeschichte orientieren und entweder aufgrund eines Krankheitsfaktors oder aber
– substanzinduziert entstanden sind.

Die Einteilung in unipolare und bipolare affektive Störungen gilt als wissenschaftlich gesichert, da zahlreiche Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien Belege dafür liefern, ebenso wie Marker-Untersuchungen, Studien zur Symptomatologie, zu lebensgeschichtlichen, soziodemographischen und persönlichkeitsbezogenen Variablen sowie Untersuchungen zu therapeutischen Wirkungen, zur Prognose und zum Verlauf dieser Störungen (Hautzinger et al., 2000).

9.1.1 Depressive Episoden

Das Auftreten von einer oder mehreren depressiven Episoden wird im angelsächsischen Bereich als Major Depression (DSM-IV) bezeichnet. Wesentliche Merkmale einer depressiven Episode sind depressive Verstimmung, Verlust an Interesse und Freude an allen Aktivitäten über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen und länger. Um eine (rezidivierende) depressive Episode diagnostizieren zu können, muss sicher gestellt sein, dass bislang keine hypomanische oder manische (S. 223) Episode in der Biographie des Patienten vorkam. Außerdem ist darauf zu achten, ob die depressive Episode mit der Einnahme von psychotropen Substanzen, organischen psychischen Störungen oder medizinischen Krankheitsfaktoren in Zusammenhang steht.

Schweregradeinteilung: Es ist nicht immer leicht, den Schweregrad einer depressiven Störung zu bestimmen. Weil die Intensität der Störung Einfluss auf die Therapie hat, wurden depressive Episoden in leichte, mittelgradige und schwere eingeteilt (ICD-10, 1991). Patienten mit leichten und zum Teil mittelgradigen depressiven Episoden lassen sich in der Regel ambulant ganz gut behandeln, während Patienten mit schweren depressiven Episoden im Allgemeinen entweder eine medikamentöse Abstützung benötigen oder in stationäre Behandlung müssen.

Ein weiterer Aspekt bei der Einschätzung der Schwere der Störung ist das Ausmaß an sozialer Integration des depressiven Patienten, das heißt inwieweit er noch arbeitsfähig und darüber hinaus sozial aktiv sein kann. Dieses Kriterium ist aber auch nicht immer zuverlässig, denn häufig beeinflussen individuelle, soziale und kulturelle Einflüsse die Beziehung zwischen der Schwere der Symptomatik und der sozialen Integration.

Trotz unzulänglicher empirischer Absicherung wurde auf Wunsch von internationalen Klinikern im ICD-10 an dem somatischen Syndrom bei depressiven Episoden festgehalten. Die darin als somatisch bezeichneten Symptome, die objektiv zu beobachten sind, werden gelegentlich auch als „melancholisch", „vital", „biologisch" oder „endogenomorph" bezeichnet (ICD-10, 1991).