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Die Geisha - Roman

Arthur Golden

 

Verlag C. Bertelsmann, 2006

ISBN 9783894809553 , 576 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

  • Das Zeichen des Sieges
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16. KAPITEL (S. 225-226)

Eines Nachmittags, als Mameha und ich über die Brücke der Shijo- Avenue schlenderten, um im Pontocho-Viertel ein paar neue Schmuckstücke für die Frisur zu erstehen – Mameha gefielen die Haarschmuckläden in Gion nicht –, machte sie unvermittelt halt. Ein alter Schleppkahn tuckerte unter der Brücke hindurch. Ich dachte, Mameha sei nur wegen der schwarzen Dampfwolken besorgt, doch nach einer Weile wandte sie sich mit einem Ausdruck zu mir um, den ich nicht gleich enträtseln konnte.

»Was ist, Mameha-san?« fragte ich sie.

»Ich kann es dir auch gleich sagen, weil du es sonst von jemand anders erfährst«, begann sie. »Deine kleine Freundin Kürbisköpfchen hat den Nachwuchspreis gewonnen. Und man erwartet, daß sie ihn auch ein zweitesmal gewinnen wird.«

Dabei ging es um einen Preis für die Lerngeisha, die im vergangenen Monat am meisten verdient hatte. Es mag seltsam klingen, daß ein solcher Preis existierte, aber es gab einen sehr guten Grund dafür. Indem man die Lehrlinge anspornte, soviel Geld wie möglich zu verdienen, trug man dazu bei, sie zu jener Art Geisha zu formen, die in Gion am begehrtesten war – zu Geishas, die nicht nur für sich selbst viel Geld verdienten, sondern auch für alle anderen.

Mehrmals schon hatte Mameha vorausgesagt, daß sich Kürbisköpfchen ein paar Jahre lang angestrengt bemühen und dann als eine jener Geishas enden werde, die ein paar treue Kunden – keiner davon begütert – haben und sonst kaum etwas. Es war ein trauriges Bild, das sie da malte, und es freute mich zu hören, daß Kürbisköpfchen bessere Erfolge verzeichnete. Doch gleichzeitig spürte ich, wie mir die Furcht im Magen prickelte. Kürbisköpfchen schien eine der beliebtesten Lerngeishas von Gion zu sein, während ich wohl die unbekannteste war. Als ich mich zu fragen begann, was das für meine Zukunft bedeuten könnte, schien sich die Welt um mich herum wahrhaftig zu verdüstern.

Als ich dort auf der Brücke stand und darüber nachdachte, fand ich an Kürbisköpfchens Erfolg am erstaunlichsten, daß sie es geschafft haben sollte, ein exquisites junges Mädchen namens Raiha zu überflügeln, das den Preis in den vergangenen Monaten gewonnen hatte. Raihas Mutter war eine berühmte Geisha gewesen, ihr Vater gehörte zu einer der berühmtesten Familien Japans, die über einen unermeßli chen Reichtum verfügte. Jedesmal, wenn Raiha an mir vorbeischlenderte, fühlte ich mich, wie ein einfacher Stint sich fühlen muß, wenn ein Silberlachs an ihm vorübergleitet. Wie hatte es Kürbisköpfchen geschafft, sie zu überrunden? Gewiß, Hatsumomo hatte sie vom ersten Tag ihres Debüts an gnadenlos gefordert – so sehr, daß sie stark abgenommen hatte und kaum noch wie sie selbst aussah –, aber hätte Kürbisköpfchen nur durch harte Arbeit wirklich beliebter werden können als Raiha?

»Ach, nun hör aber auf!« sagte Mameha. »Mach kein so trauriges Gesicht. Du solltest dich freuen!«

»Ja, es ist wirklich sehr selbstsüchtig von mir«, gab ich zu. »Das meine ich nicht. Hatsumomo und Kürbisköpfchen werden für diese Auszeichnung teuer bezahlen müssen. In fünf Jahren wird sich keiner mehr an Kürbisköpfchen erinnern.«

»Mir scheint«, wandte ich ein, »daß jeder sie als das Mädchen in Erinnerung behalten wird, das Raiha übertrumpft hat.«

»Niemand hat Raiha übertrumpft. Kürbisköpfchen mag im letzten Monat am meisten Geld verdient haben, doch die beliebteste Lerngeisha von Gion ist immer noch Raiha. Komm mit, ich werd’s dir erklären. «

Mameha ging mit mir in ein Restaurant im Pontocho-Viertel und setzte sich mit mir an einen Tisch.