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Bildungsarbeit der Zukunft

Klaus Götz (Hrsg.)

 

Verlag Rainer Hampp Verlag, 2002

ISBN 9783879886302 , 313 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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Ludgera Klemp

Bildungsarbeit der Zukunft: Unternehmenskultur, Identität und Differenz (S. 125-126)

Doch leuchtet es mir sehr ein, dass die Menschen für die Entwicklung und die Veränderung der Welt, in der sie leben, selbst die Verantwortung tragen müssen. (Amartya Sen 2000: 335).

Diversität und damit verbundene Hierarchisierungs- und Ausgrenzungsprozesse sind wesentliche Merkmale vieler zeitgenössischer Gesellschaften. Die gesellschaftliche Differenzierung nach Klassen-, Geschlechter-, ethnischer, religiöser und nationaler Zugehörigkeit artikuliert sich im ungleichen Zugang zu existenzsichernder Erwerbsarbeit, öffentlichen Dienstleistungen, Gesundheit, Bildung und politischer Partizipation.

Mangelnde soziale Integration und Lebensperspektiven sowie Armut verschärfen Spannungspotenziale und akkumulieren Gewalt. Insbesondere in einigen Entwicklungsgesellschaften haben gesellschaftliche Polarisierung und Zerrissenheit bedrohliche Ausmaße erreicht, die ein gewaltfreies Zusammenleben zunehmend erschweren. Gewalt ist Ausdruck tiefgreifender gesellschaftlicher Krisen und damit ein soziales Phänomen. Unabhängig davon, ob Gewalt in der Familie, der Schule, am Arbeitsplatz oder auf der Straße stattfindet, führt sie zum Verlust persönlicher Freiheit, und verwandelt Lebensorte in Labyrinthe der Unsicherheit und Angst. Allgegenwärtig und diffus erlegt sie Menschen neue Verhaltensregeln auf, die zur Erosion öffentlichen Lebens führen. Die Privatsphäre wird hermetisch abgeschirmt und Unternehmensgelände von privaten Sicherheitskräften bewacht. Das Zusammenwirken von historischen, politischen, ökonomischen und sozialen Faktoren schwächt die Grundlagen für ein friedliches Zusammenleben der Menschen unter Bedingungen von Diversität (Concha- Eastman 2000).

Erfolgversprechend sind politische Versuche, die ökonomische und soziale Chancengleichheit mit der Durchsetzung kultureller Gleichwertigkeit und Toleranz auf der Grundlage demokratischer Wertvorstellungen verbinden, wie beispielsweise in Kanada, wo dies offizielle nationale Politik wurde (Geissler 2001). Wo Identität und Differenz keine Anerkennung finden, werden Konfliktpotenziale geschürt. Beispielsweise kommt in Guatemala der Friedensprozess nach dem 36-jährigen Bürgerkrieg nur schleppend voran, weil die kulturellen Rechte der Maya-Bevölkerung nur geringe gesellschaftliche Anerkennung finden und die überwiegende Mehrheit der Maya auch weiterhin politisch und ökonomisch marginalisiert bleibt. Noch immer leben sie in den ärmsten Landesregionen, wo der Entwicklungsbedarf am größten ist.

Die Frage der Bürgerrechte auf der Grundlage von Identität und Differenz ist zu einem Zukunftsthema avanciert. Soziale Mitgliedschaften und kulturelle Zugehörigkeiten sind in allen Gesellschaften wichtige soziale Integrationsfaktoren, weil sie soziale Anerkennung und Sicherheit bieten. Ein Problem besteht darin, dass das Recht auf Differenz dort auf Grenzen stößt, wo es sich internationalen Grundwerten und Grundregeln unterzuordnen hat. Den normativen Bezugsrahmen bilden hierzu die Menschenrechte, Konventionen und andere völkerrechtlich verbindlichen Vereinbarungen sowie die auf Weltkonferenzen von der Staatengemeinschaft verabschiedeten Aktionsprogramme. Doch gestaltet sich in einigen Fällen die Frage, wo die gleichberechtigte Verschiedenheit endet, als schwierig und ist im politischen Diskurs auf nationaler wie auch internationaler Ebene auszuhandeln. So ist auch der internationale Diskurs über die universelle Gültigkeit der Menschenrechte bei Weitem noch nicht beendet. In ihrer Zukunftsstudie über die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts hat die OECD die „Kulturfrage" in vielschichtigen und multiethnischen Gesellschaften analysiert.