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Die sadomasochistische Perversion

Franco De Masi, Helmut Hinz, Claudia Frank, Ludger M. Hermanns, Elfriede Löchel

 

Verlag frommann-holzboog Verlag e.K. , 2009

ISBN 9783772830174 , 208 Seiten

Format PDF, OL

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Kapitel 10 Grenzbereiche (S. 122-123)

Borderline-Strukturen und Formen perverser Abwehr

Ich möchte im folgenden einige Gedanken ausführen, die ich bereits im Zusammenhang mit der Unterscheidung zwischen pervers-zwanghafter Sexualität und strukturierten Perversionen angedeutet habe. Angst und Schrecken – das Vermächtnis der kindlichen Ohnmacht – können bekanntlich als Quelle der Erregung dienen. Charakteristisch für viele Borderline- Patienten ist die merkwürdige Mischung aus Angst, Schrecken und sexueller Erregung, mit der sie das Verfolgungsgefühl und die Angst vor Vernichtung unter Kontrolle zu bringen versuchen.

Im Falle des Borderline-Syndroms – im Grenzbereich zwischen Neurose und Psychose – ist es dem Patienten niemals gelungen, die Verfolgungs- und Vernichtungsängste der frühesten Kindheit zu bewältigen; ihm fehlte die Hilfe eines Objekts, das ihm bei dieser Aufgabe hätte beistehen können. Diese Patienten versuchen oft, mit Hilfe von schreckeneinflößenden Phantasien, zusammen mit der Lektüre gewisser Bücher oder dem Anschauen von Horrorfilmen, die Verfolgungsängste unter Kontrolle zu halten oder zu überwinden oder sich von ihnen zu kurieren. Die erregende Gratwanderung zwischen bedrohlicher und gebändigter Angst bereitet Lust.

Die so erlangte Lust kann perverser Natur sein, da sie ein gewisses Maß an Erregung durch Grausamkeit einschließt, ohne daß es sich hierbei um eine Perversion im engeren Sinne handeln müßte. Der Borderline-Patient wird also potentiell immer von solchen Ängsten gepeinigt, mit denen er sich unaufhörlich auseinandersetzen muß. Eine der Möglichkeiten für den Umgang mit den Ängsten ist die Sexualisierung, die Lust hervorruft.

Eine derartige Abwehrform kann zu vorübergehenden Kompromissen führen, die die Angst zu neutralisieren vermögen, bringt aber weitere Störungen des seelischen Gleichgewichts mit sich und begünstigt damit das Auftreten psychotischer Zustände.

Typisch für die Borderline-Patienten ist ein Oszillieren der persönlichen Identität und der aggressiven oder unterwürfigen Einstellung. Dadurch sind sie offener für Veränderungen und empfänglicher für Hilfe durch die Psychoanalyse als Personen mit strukturierten Perversionen. Hier einige knappe Falldarstellungen: Ein Analysand macht eine Krise durch, in der sich die Erfahrung kindlicher Angst nach dem Tod seiner Mutter, seiner einzigen positiven Bezugsperson, wiederholt.

In dieser Phase wird der Patient von beängstigenden Bildern gequält, in denen er sich vom Vater bedroht fühlt; er phantasiert eine sexuelle Begegnung mit ihm, bei der er Lust dadurch empfindet, daß er anal penetriert wird. So hält er die Angst, er könne getötet werden, von sich fern. In einem anderen Traum kann er einen Vampir, der ihn verfolgt, um ihm das Gehirn auszusaugen, dadurch besänftigen, daß er ihm seinen Penis anbietet.