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Nothing For UnGood - Deutsche Seltsamkeiten aus amerikanischer Perspektive

John Madison

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN 9783838705989 , 188 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

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V MEIN DEUTSCHES LEBEN (S. 131-132)

Die Veröffentlichung meiner Essays im Internet hat mich und meine Schlussfolgerungen über die Deutschen einer gewissen Skepsis ausgesetzt, die jedoch unbegründet ist. Um zu beweisen, dass ich über einen reichen Schatz von Erfahrungen mit der deutschen Sprache und Kultur verfüge, möchte ich an dieser Stelle Details darüber liefern – in der Hoffnung, dass diese Details jene Stimmen zum Schweigen bringen, die die absolute Akkuratheit meiner Fakten oder Erklärungen in Zweifel ziehen. Ich habe persönlich viel deutsche Kultur erfahren und bin schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass sie sich von Küste zu Gebirge und von Grenze zu Grenze so stark unterscheidet, dass diese regionalen Abweichungen als Erklärung für alle eventuellen Fragwürdigkeiten ausreichen dürften.

Die Anfänge mit der deutschen Kultur


Meine ersten Deutschstunden auf der Highschool belegte ich aus einem ganz einfachen Grund: Der Lehrer war dafür bekannt, dass man bei ihm am leichtesten gute Noten in Fächern, die für die Zulassung zum College relevant sind, bekommen konnte. Obwohl Amerikaner im Allgemeinen eine Fremdsprache niemals wirklich lernen – vom simpelsten Grundvokabular einmal abgesehen –, herrscht in unseren Universitäten der Glaube vor, die Fähigkeit, seinen Namen und Heimatort in einer anderen Sprache sagen zu können, sei unerlässlicher Bestandteil einer abgerundeten Persönlichkeit. Also machte ich die vorgeschriebenen zwei Semester Deutsch und bekam zweimal die Bestnote. Mein Deutsch war schrecklich. Ich hielt mich für ein linguistisches Genie.

Ich wurde ins College aufgenommen. In Stillwater, Oklahoma. Es war zwar nicht das, das ich eigentlich am liebsten besucht hätte, aber ich bekam dort ein Vollstipendium von ungefähr 35.000 Dollar unter der Bedingung, mein Notendurchschnitt müsse jedes Semester überwiegend aus guten und ein paar sehr guten Noten bestehen. Nach einem Jahr voller Ingenieurskurse hatte ich den Anforderungen mit Mühe und Not Genüge getan und beschloss, dass etwas geschehen müsse, denn die Kurse würden nicht leichter werden. Da Deutsch auf der Highschool so einfach war, hielt ich dies für die richtige Lösung, um meinen Eltern große Geldsummen zu ersparen.

Todesmutig übersprang ich das erste Semester der Deutschkurse; schließlich hatte ich auf der Highschool mühelos Bestnoten kassiert. Es war ein gewaltiger Schlag für mein Ego, als ich entdeckte, dass die Deutschen zu jedem Wort bestimmte Artikel verwenden müssen – hier der und dort das, wie es ihnen gerade in den Sinn kam. Auf dem College ging es in den Deutschkursen nicht darum, Lebkuchenhäuser zu bauen und deutsche Rumkugeln nach einem alten Familienrezept zu essen, wie ich es zuvor erlebt hatte. Kurz gesagt:

Es war schwer, aber ich kniete mich hinein, schaffte die Bestnote und stellte mit Befriedigung fest, dass ich eine Lösung für meinen Mangel an technischer Begabung gefunden hatte. Mein Deutschkurs würde meine Unfähigkeit zur Lösung von Differentialgleichungen wettmachen. Acht Jahre später sollte ich stolz meinen Bachelor in Empfang nehmen. Mein Notendurchschnitt sank im letzten Semester übrigens unter die Minimalanforderungen – glücklicherweise erst in dem Moment, als er endlich absolut keine Rolle mehr spielte