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Staatliche Souveränität und transnationales Recht

Regina Kreide, Andreas Niederberger (Hrsg.)

 

Verlag Rainer Hampp Verlag, 2010

ISBN 9783866185869 , 219 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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Matthias Kettner Was sind Kommerzialisierungsprozesse, und wie sind sie moralisch zu werten? (S. 143-144)

In der langjährigen Freundschaft, die mich mit Hauke Brunkhorst verbindet, spielen Meinungsverschiedenheiten eine nicht unerhebliche Rolle. Die bisher beste Zeit für die Pflege einer streitbaren Erwägungskultur war unsere Zusammenarbeit in der von Gertrud Koch Ende der 1990er Jahre am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen geleiteten Forschungsgruppe über Demokratie und Massenmedien. Viele unserer Diskussionen kreisten um das Geldmedium, um die Bedeutung von Ökonomisierung, um die Vermittlung durch generalisierte Kommunikationsmedien.

Ich möchte in meinem Beitrag zu der vorliegenden Festschrift auf neue Weise einen alten Streit über das richtige Verständnis von Kommerzialisierung weiterführen. Dass die Differenz von Ökonomisierungsprozessen und Kommerzialisierungsprozessen für die Phänomenologie der kapitalistischen Kultur interessant ist, versteht sich von selbst. Ökonomisierung dreht sich um Effizienzsteigerung und ist die allgemeinere Kategorie, Kommerzialisierung dreht sich spezifischer um Gewinnsteigerung.

Wenn ich im Folgenden versuche, Kommerzialisierungsprozesse zu bestimmen, dann bildet ein medizinethisches Interesse die Folie meiner Überlegungen. Denn Kommerzialisierungsprozesse treten heute im Gesundheitssystem besonders auffällig in Erscheinung. Die Beschreibung von Prozessen der Kommerzialisierung muss sich von der moralischen Bewertung solcher Prozesse analytisch unterscheiden lassen und ist sachlogisch vorgängig.

Ich versuche im ersten Abschnitt, Kommerzialisierung als Prozess der Vermarktung zu erklären und Märkte auf allgemeine und doch für die moralische Analyse nicht ganz uninformative Weise zu charakterisieren. Im zweiten Abschnitt führe ich drei moralisch relevante Gesichtspunkte der Kommerzialisierungskritik ein, um im dritten Abschnitt die vorläufige Analyse von Marktförmigkeit zu vertiefen, indem ich ihre kapitalistischen Spezifika angebe.

Im vierten Abschnitt gebe ich einen Ausblick auf diskrepante moralische Intuitionen, die es schwer machen, die Kommerzialisierung ärztlichen Handelns moralisch allgemeinverbindlich zu beurteilen.

1. Allgemeine Charakteristika der Marktförmigkeit

Kommerzialisierung, so könnte man in erster Näherung sagen, ist ein Prozess, in dem bisher marktfreie Bereiche des sozialen Lebens in Märkte umgewandelt werden. Zum entscheidenden Merkmal wird hier also die Existenz von marktförmig gesteuertem Austausch, wo vorher andere, nichtmarktförmige Mechanismen der Ordnung des sozialen Handelns, der Interaktion bestanden. Was aber ist ein Markt? Eine einheitliche, exakte und präzise und auch noch unumstrittene Definition wird man vergeblich suchen. In der Ökonomik jedenfalls, wo man sie am ehesten vermuten würde, finden wir sie nicht. Markt ist eine geschichtlich alte Institution mit komplexer Entwicklungs- und d.h. immer auch: Differenzierungsgeschichte.