dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Lexikon der biblischen Irrtümer

Walter-Jörg Langbein

 

Verlag LangenMüller, 2005

ISBN 9783784481241 , 352 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

Geräte

8,80 EUR


 

Geisterzauber: Verboten und doch praktiziert (S.53)

Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts versuchen Wissbegierige besonders in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika, die Geheimnisse des Jenseits zu erkunden. Spiritistische Sitzungen werden abgehalten. Vermeintlich übersinnlich veranlagte Medien suchen den Kontakt mit dem Totenreich.

Andere beschwören gar die Totengeister, wollen sie herbeizitieren und befragen. »Tonbandstimmenforscher« gar sind davon überzeugt, mit Verstorbenen kommunizieren und ihre Stimmen auf Tonband bannen zu können.1 Über derlei Bemühungen mag man herablassend lächeln. Oder man sieht sie als wissenschaftliches Streben nach Erkenntnis. Die Bibel aber verbietet derlei Kontaktversuche nicht nur, sie fordert die Todesstrafe für Zuwiderhandelnde. Derlei Praktiken sollen unter der Herrschaft von Richter Samuel fast schon zum Alltag gehört haben.

Sein Nachfolger, Saul, vertrieb aber »Geisterbeschwörer und Zeichendeuter aus dem Lande«.2 Als er wenig später freilich in höchste Not geriet und nicht wusste, wie er die angreifenden Philister abwehren sollte, bat er zunächst Jahwe um einen erhellenden Traum, erhielt aber keine Antwort. Niemand konnte oder wollte ihm helfen. Also suchte er die Totenbeschwörerin von En-Dor auf.3 Samuel selbst erschien schließlich als Geist aus dem Jenseits. Damit war Sauls Schicksal besiegelt. Hatte er doch gegen göttliches Gebot verstoßen.

So überließ ihn Jahwe seinen Feinden. Die Philister schlugen ihm den Kopf ab. Totenbeschwörung ist nach dem mosaischen Gesetz ein todeswürdiges Verbrechen. Ausdrücklich heißt es:4 »Wenn ein Mann oder eine Frau Geister beschwören oder Zeichen deuten kann, so sollen sie des Todes sterben. Man soll sie steinigen; ihre Blutschuld komme über sie.« Wenn wir an das Mittelalter denken, fallen uns Hexenprozesse, Folterverhöre und Scheiterhaufen ein. Die Realität sah freilich anders aus. Die großen Hexenjagden fanden nicht in den »dunklen Zeiten« des Mittelalters von etwa 500 bis 1500 nach Christus, sondern erst später, nämlich in der vermeintlich aufgeklärten Zeit von Luther, Galilei und Gutenberg statt.

Der Hexenwahn wütete besonders intensiv zwischen 1560 und 1630 – in Deutschland, Frankreich, Italien, England, Schottland, Russland, Böhmen und Skandinavien. Wie viele Menschen mögen dem Hexenwahn zum Opfer gefallen sein? Hunderttausende oder gar Millionen? Darüber streiten heute die Gelehrten. Die unsäglichen Grausamkeiten an unschuldigen Menschen wurden theologisch immer wieder mit einem Wort aus der Bibel begründet:5 »Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen.« Freuen wir uns, dass dieser Vers nicht mehr angewandt wird. Denn dann wären unzählige Zeitgenossen heute mit dem Tod bedroht: Hellseher und Hellseherinnen, Astrologiekundige, ja Parapsychologen. Heute, zu Beginn des dritten Jahrtausends, praktizieren allein in England rund 10 000 Menschen Magie. Sie müssten nach dem Gebot der Bibel alle hingerichtet werden.

Haben sie sich doch zu zahllosen kleinen geheimen Zirkeln zusammengeschlossen! Und sie stöbern in mittelalterlichen Zauberbüchern und versuchen, uralte Rituale neu zu beleben. Im ganzen Land bekannt ist Ruth Knight, die sich als Magierin und Hexe bezeichnet. Sie erklärt:6 »Wir verehren die ursprünglichen Muttergottheiten, rufen sie an. Die Natur ist uns heilig. Magische Praktiken werden nicht ausgeübt, um anderen zu schaden, sondern gelten dem Schutz von Mutter Erde!« Erleben wir eine Wiedergeburt uralter Kulte?