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Emotionen - Entwicklung und Regulation

Manfred Holodynski

 

Verlag Springer-Verlag, 2006

ISBN 9783540309741 , 242 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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54,99 EUR

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2 Paradigmen der Emotionsforschung (S. 10-11)

Everybody knows what an emotion is, until asked to give a definition (Fehr u. Russell 1984, p. 464)

Will man den Phänomenbereich der emotionalen Entwicklung abstecken, ist die Frage zu beantworten, die Mascolo und Griffi n (1998a) zum Titel ihres Buches gemacht haben: What develops in emotional development? Trotz aller Unterschiede in den existierenden Th eorieansätzen dürft e allgemein Konsens darüber bestehen, dass Emotionen sowohl einen Formaspekt als auch einen Funktionsaspekt haben. Der Formaspekt zielt auf die Frage, anhand welcher Indikatoren sich eine Emotion identifi - zieren lässt. Der Funktionsaspekt zielt auf die Frage, welche (adaptiven) Funktionen Emotionen im menschlichen Handeln im Zusammenspiel mit anderen Teilfunktionen wie Wahrnehmung, Gedächtnis, Motivation etc. ausüben. Darüber hinaus dürft e auch Konsens darüber bestehen, dass die menschliche Entwicklung von Geburt an durch das Wechselspiel zwischen Anlage und Umwelt gekennzeichnet und immer schon in einen Kontext eingebettet ist, der im Unterschied zum natürlichen Kontext der Tiere ein kulturell geschaff ener Kontext ist. Somit lassen sich folgende fünf Aspekte für die Emotionsentwicklung bestimmen:

- die Qualität einer Emotion,
- die Form einer Emotion,
- die Funktion einer Emotion in der individuellen Tätigkeitsregulation,
- die Beziehung der Teilfunktion »Emotion« zu anderen psychischen Teilfunktionen in der Tätigkeitsregulation,
- der kulturelle Kontext. Qualität einer Emotion.

Im Laufe der menschlichen Entwicklung bilden sich augenscheinlich neue Emotionsqualitäten heraus. Der Erwachsene verfügt über eine Reihe von Emotionen, die ein Säugling noch nicht hat. Zieht man Lazarus‘ Emotionsliste (1991) heran, sind dies Scham, Schuld, Neid, Eifersucht, Stolz, Erleichterung, Hoff nung und Mitgefühl. Diese Emotionen bilden sich erst im Laufe des Kleinkind- und Vorschulalters aus. Sroufe (1996) nimmt sogar an, dass auch andere Emotionen wie Ärger, Furcht, Traurigkeit, Freude und Liebe erst im ersten Lebensjahr aus zunächst ungerichteten sog. »precursor emotions« entstehen. Eine zentrale Frage dabei ist, durch welche spezifi schen Merkmale sich eine Emotionsqualität auszeichnet. Basieren diese Merkmale auf einer besonderen Form oder einer besonderen Funktion in der individuellen Tätigkeitsregulation?

Form einer Emotion.

Nach Auffassung vieler Emotionsforscher manifestiert sich eine Emotion in einer beobachtbaren Konfi guration von (peripher) physiologischen Veränderungen, Ausdrucks- und Erlebensformen (z. B. Ekman 1984; Izard u. Malatesta 1987; Meyer et al. 1993, pp. 22–34; Scherer 1990). Die zentrale Frage ist, ob sich im Laufe der Entwicklung die Konfi guration dieser Emotionsformen verändert – und wenn ja, ob sich mit einer Veränderung ihrer Form auch ihre Funktion verändert.

Funktion einer Emotion in der individuellen Tätigkeitsregulation.

Will man die Funktion eines psychischen Prozesses ergründen, benötigt man ein Strukturmodell des Gesamtsystems, in das der Teilprozess eingebettet ist. Dieses Gesamtsystem ist die individuelle Tätigkeitsregulation. Die Funktion von Emotionen besteht nach allgemein geteilter Ansicht darin, dass sie die Beziehung zwischen den Motiven und bedeutsamen Anliegen (»concerns«) einer Person und ihrer (sozialen) Umwelt signalisieren und das nachfolgende Handeln motivdienlich beeinfl ussen (vgl. Campos et al. 1989; Frijda 1986). Hier stellt sich die Frage, inwiefern sich im Laufe der Entwicklung die emotionsrelevanten Beziehungen zwischen Person und Umwelt verändern oder gar neue Beziehungen und damit neue Emotionen entstehen und inwiefern mit einer Veränderung der emotionsrelevanten Beziehungen auch eine Veränderung der Emotionsformen einhergeht.

Beziehung der Teilfunktion »Emotion« zu anderen psychischen Teilfunktionen in der Tätigkeitsregulation.

Die einzelnen psychischen Teilfunktionen bilden zu jedem Entwicklungszeitpunkt ein aufeinander abgestimmtes System mit einer inneren Ordnungsstruktur, die eine adaptive Regulation von Handlungen ermöglichen soll. Die Frage ist, inwiefern sich im Laufe der Entwicklung die Beziehungen zwischen den Emotionen und den anderen Teilfunktionen verändern. Bei dieser Frage kann man sich streiten, ob sie noch Gegenstand einer Theorie der Emotionsentwicklung oder eher einer Theorie der Tätigkeitsregulation ist. In der aktuellen Emotionsforschung wird diese Thematik jedoch unter den Stichworten »Emotionsregulation (vgl. Cole et al. 2004; Denham 1998; Friedlmeier 1999a, b; Underwood 1997;Walden u. Smith 1997) und »levels of processing« (van Reekum u. Scherer 1997) intensiv untersucht.

Kultureller Kontext.

Emotionen basieren auf Bewertungen, die beim Menschen im Laufe der Entwicklung durch symbolbasierte Bedeutungssysteme vermittelt werden, die Produkte der kulturellen Entwicklung sind (Averill u. Nunley 1992; Harré 1986a; Mesquita et al. 1997; Oatley 1993; Ratner 2000; Rubin 1998). In den Interaktionen mit den Sozialisationspartnern werden kulturelle Bewertungen vermittelt, die zu kulturspezifi schen Ausformungen von Emotionen führen können (Friedlmeier 2005b). Die Frage ist, welche kulturellen Merkmale besondere Relevanz für die emotionale Entwicklung haben, wie diese Merkmale vermittelt werden und welche Konsequenzen für die individuelle Entwicklung haben. Innerhalb des kulturellen Kontexts vollzieht sich Entwicklung in einem je spezifi schen Kontext in Wechselwirkung mit dem aktiv handelnden Individuum, was zur Herausbildung interindividueller Unterschiede führt. Sowohl der Prozess der Individualisierung als auch die Rolle des kulturellen Kontextes auf die Emotionsentwicklung ist als Entwicklungsdimension zu berücksichtigen.