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Diversity Education - Zugänge - Perspektiven - Beispiel

Katrin Hauenschild, Steffi Robak, Isabel Sievers

 

Verlag Brandes & Apsel Verlag, 2013

ISBN 9783955580315 , 348 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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29,99 EUR


 

Annedore Prengel
Geleitwort: Diversität und Bildung
(...)
Politische Strömungen der Kämpfe um Differenz haben weltweit in einer Fülle interdisziplinärer wissenschaftlicher Ansätze ("Diversity-Studies") und in zahlreichen pädagogischen Konzepten ihren Niederschlag gefunden. Dazu gehören, um nur einige Beispiele zu nennen, Diversity-Education, Anti-Bias Approach (vgl. Projekt Kinderwelten), Te Whäriki (vgl. May et al. 2004), Inklusive Pädagogik, Antirassistische Pädagogik, Demokratiepädagogik oder Pädagogik der Vielfalt in zahllosen Variationen (vgl. Banks 2004). Sie alle haben gemeinsam, dass sie sich in hierarchiekritischer Absicht zunächst meist auf an einzelnen Heterogenitätsdimensionen, wie z. B. auf Kulturen/Ethnien, Geschlechtern, Lebensformen, Abilities, orientierte pädagogische Ansätze beziehen und dass sie diese zunehmend zusammenführen.
Wenn im Bildungsprozess Diversität im Sinne menschenrechtlicher gleicher Freiheit und Solidarität angestrebt werden soll, stellt sich eine Reihe von Aufgaben: Die individuell bestmögliche Ausbildung im Bereich zentraler Kulturtechniken ist im Interesse von Chancengleichheit und Partizipation ebenso unverzichtbar wie die des Lernens anhand selbstgewählter Themen und eigener Interessen (vgl. Freire 1973). Die Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstachtung ist durch respektvolle Adressierung ebenso zu pflegen wie die Fähigkeit zur Anerkennung der anderen. Vor diesem Hintergrund bilden die Fachdidaktiken wichtige Arbeitsfelder, da ihnen die Aufgabe zukommt, die fachlichen Lernerfolge der Verschiedenen in heterogenen Lerngruppen sicherzustellen.
Den angemessenen institutionellen Rahmen für menschenrechtlich fundierte, Diversität wertschätzende Bildung bieten inklusive Bildungseinrichtungen mit heterogenen Lerngruppen, in denen Binnendifferenzierung, Nachteilsausgleich und Barrierefreiheit helfen, Benachteiligungen zu vermindern (vgl. Siegert 2004; Wenders 2012). Aber auch in einem von separierenden Strukturen beherrschten Bildungssystem sind alltägliche Schritte zur egalitären Anerkennung möglich (vgl. Prengel 2011), indem die Lernenden anspruchsvolle und individuell passende Angebote erhalten, respektvoll angesprochen werden und in einem demokratischen Schulklima gemeinsam lernen, andere anzuerkennen. In dieser Perspektive steht die im Bildungswesen überall vorherrschende leistungshierarchisch legitimierte Entwertung so genannter "schlechter" Schüler zur Kritik. Das Hervorheben von Leistungshierarchien schadet der Leistungsfähigkeit der darin Diskriminierten, da sie negative Zuschreibungen übernehmen, es schadet aber auch der demokratischen Sozialisation aller Schülerinnen und Schüler, da sie diskriminierende Haltungen regelrecht einüben. In einer die Diversität anerkennenden Pädagogik geht es zunächst darum, die egalitäre Mitgliedschaft und freiheitliche Würde der verschiedenen Lernenden solidarisch zu betonen und erst auf dieser verbindlich Zugehörigkeit stiftenden Basis auch Leistungsunterschiede anzuerkennen. Hier wird deutlich: Es ist eine persönlich und gesellschaftlich wichtige und zukunftsweisende Aufgabe für die Erziehungswissenschaft, für ihre interdisziplinären Bezugswissenschaften und für die Fachdidaktiken, theoretisches, empirisches und praxisbezogenes Wissen zum Themenfeld Diversität und Bildung zu erarbeiten.