dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Perry Rhodan-Paket 52: Stardust (Teil 2) - Perry Rhodan-Heftromane 2550 bis 2599

Perry Rhodan Redaktion

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2011

ISBN 9783845329918 , 3000 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

59,99 EUR


 

Liebe Dokumanten,

Hoschpians Chroniken bieten zu manchen Geschichtsabschnitten bloß unbefriedigende und lückenhafte Ergebnisse. Es fällt uns daher schwer, derart weit zurückliegende Epochen wie das fünfzehnte Jahrhundert NGZ kritisch zu beleuchten. Alle Zeitzeugen sind längst verstorben oder stehen aufgrund anderer Umstände zu keinem Gespräch zur Verfügung.

Jedenfalls lässt sich in der Rückschau erkennen, dass die Versetzung der JULES VERNE jenen Prozess einleitete, der die Macht der Kosmokraten brechen und die Karten im Spiel der Hohen Mächte völlig neu verteilen sollte.

Gehen wir zurück ins Jahr 1463 NGZ und betrachten diese wenigen Tage gegen Ende des Monats April. Die Versetzung der JULES VERNE aus der Andromeda-Galaxis war eine Zäsur der ganz besonderen Art. Sie war Grundlage für Änderungen, die Perry Rhodan durchmachen sollte – und zwar auf mehreren Ebenen.

Eine Reise zu unternehmen bedeutet, die Vertrautheit des heimatlichen Hafens zu verlassen und sich auf das Fremde, das Unbekannte einzulassen. Man lernt andere Kulturen kennen und tritt in den Vergleich: Was ist hier besser, was dort?

Stellen wir fest: Was Perry Rhodan in Anthuresta bewirkte, leitete Entwicklungen ein, die dazu führten, dass er schon wenige Jahre später nicht mehr derjenige war, als der er aufgebrochen war. Er hatte die Konsequenzen seines Tuns zu tragen …

 

 

1.

Perry Rhodan:

Der Beginn einer Reise

 

Strahlendes, lachendes Universum.

Du blickst in diesen Abgrund aus Raum und Zeit, aus erstarrter Dunkelheit und kalt loderndem Feuer. Du weißt, dass du dich niemals wirst sattsehen können, egal, wie alt du auch werden magst.

Eine Galaxis zerbröselt unmittelbar neben dir, eine andere wird geboren. Sie fügt sich aus winzigen, leuchtenden Staubkörnern zusammen, um sich zu drehen, immer rascher, immer kräftiger, immer intensiver.

Deine Hände greifen nach den Sternen und zerpflücken diese Ansammlung aus Leben spendenden Samenkörnern. Sie erscheinen dir winzig klein, und für einen Moment meinst du zu wissen, was es bedeutet, ein Gott zu sein. Doch der Gedanke vergeht, verwirbelt in der Unendlichkeit wie all diese Lichtpünktchen.

Du greifst nach den Sternen …

Wie schon damals, 1971, als du den Arkoniden auf dem Mond begegnet warst, als dich die Unsterblichkeit noch nicht belastet hatte und du noch nicht in diesen niemals enden wollenden Strudel kosmischer Ereignisse gezogen worden warst.

Du weißt, dass diese Realität, durch die du dich zu bewegen scheinst, falsch ist. Sie wird dir vorgegaukelt. Die innere Ruhe, die du zu spüren glaubst – sie löst sich im Nichts auf, gemeinsam mit den Sternen.

Die Leere in dir füllt sich mit einem anderen Gefühl. Mit dem schrecklicher Angst. Du möchtest schreien, doch du kannst und darfst nicht. Denn du bist der Terraner.

 

*

 

Die Reise durch den Transfertunnel war anders als alle bislang erlebten. Krämpfe schüttelten mich, brachten mich zum Schwitzen. Irgendein seltsamer Effekt sorgte dafür, dass ich mich in Flüssigkeit gebadet fühlte. In schmieriger Tinte, deren Farbe man selbst nach mehrmaligem Waschen nicht von der Haut bekam. Die Haut auf den Beinen kribbelte, in den Ohren pfiff es. Mein Magen hob und senkte sich, als hätte jemand eine Hochleistungspumpe eingebaut, die die Nahrung ansog und fallen ließ, ansog und fallen ließ …

Schwindel erfasste mich. Verzweifelt hielt ich mich am Rand der Arbeitskonsole fest und versuchte, meinen Blick auf einen Punkt zu fokussieren. Auf meine Hände.

Eine von ihnen – die Linke?, die Rechte? – hatte noch vor Kurzem eine Glasmurmel gehalten. Ein Kügelchen, in dem ein Femtogramm Psi-Materie gespeichert gewesen war. Eine rein von den Zahlen her unglaublich geringe Menge und dennoch so mächtig, dass sie das Raum-Zeit-Kontinuum zerteilen und unabsehbare Schäden anrichten konnte.

Meine Rechte schmerzte.

Jemand sagte etwas, ich achtete nicht darauf. Ich hatte ausreichend damit zu tun, meine verworrenen Gedankengänge zu einem vernünftigen Ganzen zusammenzukitten.

Ich versuchte, die Geschehnisse der letzten Minuten in die richtige Reihenfolge zu bekommen. Der Handelsstern FATICO hatte einen Transfertunnel ausgebildet. 500 Kilometer im Durchmesser, in dessen Innerem intensives Blau – Tintenblau! – geleuchtet und gelockt hatte.

Jeglicher Versuch, der Zugkraft des Transfertunnels zu widerstehen, war vergebens gewesen. Die großartige und einzigartige JULES VERNE war verschluckt, ins Innere gezogen worden.

Und seitdem …

Ich hörte eine Sirene aufjaulen, konnte aber ihren Zweck in diesem Durcheinander an Sinneseindrücken nicht einordnen. Das auf- und abschwellende Geräusch bedeutete … Gefahr? Alarm?

Geräusche. Worte. Dieselbe Stimme wie zuvor. Eine weibliche Stimme.

Mondra. Mein Diamant.

Ich wandte mich ihr zu und versuchte, ihre Worte zu deuten.

Sinnlos. Ich verstand nicht. Mein Geist war zu durcheinander, um die Töne und Geräusche, die sie von sich gab, in brauchbare Informationen umzuwandeln.

Mondra schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ihr Gesicht wurde rot – oder grün?, oder violett? –, und aus der Nase drang ein Blutfaden, der sich über Lippen und Kinn zog.

Ich nahm sie unbeholfen in die Arme. Bot ihr Wärme und Geborgenheit, deren sie in diesen Augenblicken der Ratlosigkeit und grenzenloser Verwirrung nötiger als alles andere bedurfte. Mondra schmiegte sich an mich. Sie genoss offenbar meine Nähe.

Ich hingegen hätte sie am liebsten wieder von mir gestoßen. Ihre Berührung widerte mich an. Ich meinte, einen glitschigen, stinkenden Fisch mit Barteln in den Armen zu halten. Mondras Gesicht wandelte sich, wurde zu einer von Warzen und Furunkeln geprägten Fläche aus schwärendem Fleisch.

Halt sie fest!, sagte ich mir. Lass dich nicht von diesen Halluzinationen irritieren!

Mondras Beine wurden schwer. Sie rutschte an mir hinab, bewusstlos, von den Eindrücken überfordert. So wie fast alle Mitglieder der Zentrale, die ich in meinem eingeschränkten Blickfeld erfasste.

Sanft legte ich sie zu Boden, zu schwach, sie auf ihren Stuhl zu hieven. Warum reagiert NEMO nicht?, fragte ich mich. Was ist mit all den teuren Sicherheits- und Redundanzsystemen?

Ich durchmaß den Raum, stolperte von einem Bereich des Ovals zum nächsten. Überall begegnete ich desorientierten Besatzungsmitgliedern, die meisten waren Menschen. Sie schlugen um sich, tobten, fügten sich selbst Verletzungen zu, warfen sich jammernd zu Boden.

Ich half, wo immer es mir möglich war. Ich fühlte mich um keinen Deut besser als meine Kameraden, und am liebsten hätte ich mich in die Reihen dieser Verrückten eingegliedert. Doch ich war dem Ungewöhnlichen zu oft begegnet, um nicht eine gewisse Abhärtung erfahren zu haben.

Da war ein anderer bei mir/neben mir/vor mir, der half.

Julian Tifflor? – Möglich. Der Jüngere besaß Eigenschaften, die ihn mitunter wie meinen Zwilling erscheinen ließen.

Plötzlich: ein Szenenwechsel. Abrupt wie in einem Holo-Film. Die seltsamen Effekte reduzierten sich auf ein Minimum, der Druck auf Körper und Geist ließ nach.

Erleichtert atmete ich durch und blickte mich um, in diesem Schlachtfeld, das sich Kommandozentrale nannte. Viele Besatzungsmitglieder lagen bewusstlos auf dem Boden; andere kämpften gegen Übelkeit und Schwäche. Kaum einer der sonst so abgebrühten Kameraden war noch in der Lage, zielgerichtet zu agieren.

»Ich fürchte, das war erst der Anfang«, sagte jemand neben mir. Ja, Julian Tifflor war es, der gleich mir zielgerichtet gehandelt und Erste Hilfe geleistet hatte.

Der Freund deutete auf den Haupt-Hologlobus, der uns einen Ausblick auf die Geschehnisse rings um die JULES VERNE gewährte. Der Transfertunnel tat sich wie ein ins Nichts ragender Schlauch auf. Es war kein Ende abzusehen – und die so bedrohlich wirkenden Nebeneffekte unserer Reise schwappten erneut über uns zusammen.

 

*

 

Ich eilte zurück an die Konsole des Expeditionsleiters und konzentrierte mich auf die vordringlichen Aufgaben. Holos hüllten mich ein. Sie belagerten und bedrängten meinen Kopf. Wie lästige Insekten umschwirrten sie mich, stritten um einen prominenten Platz innerhalb meines Gesichtsfeldes.

Das Schiff, die JULES VERNE, wollte mir Dinge mitteilen – und verlangte, dass ich Entscheidungen traf.

Die Bilder fielen mir leichter zu beurteilen als all die Geräusche. Ich schob jeglichen Gedanken um Mondras Wohlergehen beiseite und konzentrierte mich auf die Darstellung des Transfertunnels.

Wolkenschlieren huschten am Schiff vorbei. Mit großer Geschwindigkeit wurde die JULES VERNE – jedenfalls die beiden Teile, aus denen sie derzeit noch bestand – wie von einem Traktorstrahl angezogen, hin auf ein … ein … Ja, wohin denn eigentlich?

Ich fühlte, dass etwas meine Beine berührte. Ramoz. Jenes Tier, das zu Beginn unserer ersten Erkundung im Polyport-Netz Mondra als seine Besitzerin – oder Begleiterin? – auserkoren hatte.

Für einen Augenblick wunderte ich mich über diesen seltenen und ungewohnten Beweis von Zuneigung. Ramoz blieb sonst stets an der Seite seiner Herrin und betrachtete mich mehr als Rivalen um Mondras Gunst denn als Freund. Doch diesmal war alles anders.

Ich wollte etwas sagen. Mit dem Schiffsrechner-Verbund Kontakt aufnehmen und mich mit ihm...