dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Banken in Mittelosteuropa im Spannungsfeld von Transformation und Innovation (Schriften zum Internationalen Management)

Harald Zschiedrich, Uwe Christians (Hrsg.)

 

Verlag Rainer Hampp Verlag, 2007

ISBN 9783866181458 , 470 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

34,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

Veränderung der Struktur und Strategie des ungarischem Bankensystems vor dem Hintergrund des EU-Beitritts (S. 74)

Werner Gnoth

1 Entwicklung des Bankensystems

Mehrere Jahre vor der Wende, im Jahre 1987, wurde in Ungarn das zweistufige Bankensystem eingeführt. Die Gründung einer Vielzahl von Banken mit einer angemessenen Kapitalstärke in der Folgezeit erfolgte teils mit Geldern des Staates, teils unter Einbeziehung ausländischen Kapitals. Damit war die Voraussetzung geschaffen, dass allmählich ein Wettbewerb in Gang kam. 1998 wurde mit 44 als AG fungierenden Banken die höchste Banken-Anzahl erreicht.

Ende 2005 bestanden 39 Geschäftsbanken. Neben einigen Auflösungen, Rechtsformwechseln und Neugründungen war in den letzten Jahren ein Prozess der Konzentration durch Verschmelzungen zu beobachten. Ein langzeitiges Handikap ergab sich in der Vergangenheit bei den seinerzeit entstandenen Banken1 aus den bei der Umstellung auf das zweistufige Bankensystem aufgeteilten überfälligen Forderungen bzw. der Übernahme der „schlechten Kunden".

Ab 1990 kamen Auswirkungen der Einführung der Marktwirtschaft und der vielen strukturellen Veränderungen der Wirtschaft erschwerend hinzu. Die verschiedenen Umbrüche, darunter der massive Eigentumswechsel bei den Unternehmen, die Auswirkungen des RGW2-Zusammenbruchs und der Finanzkrise Russlands vom August 1998 hatten zur Folge, dass der Indikator Bilanzsumme / Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Bankensystems von 91% im Jahre 1991 auf den tiefsten Wert von 60% im Jahre 2002 zurückgegangen war.

Gemessen am wichtigsten Tätigkeitsfeld der Banken, der Kreditgewährung, stieg aber der Intermediationsgrad des Bankensystems schon wenige Jahre vorher jährlich wieder, wofür der 1997 einsetzende Wirtschaftsaufschwung entscheidend war. Das Erscheinen und die Entwicklung von Nichtbank-Finanzintermediären wie Investmentgesellschaften, Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen und Leasingfirmen schmälerte die Rolle der Banken besonders in den letzten Jahren ein wenig, doch beträgt der Anteil der Banken am Intermediationsvolumen des Finanzsystems gegenwärtig immerhin noch 72%.

Damit sind Wertungen, die sich auf das Banken system beziehen, noch immer repräsentativ für das gesamte Finanzsystem3, zumal die bedeutenderen Banken jeweils auch die führenden Institute von Finanzgruppen sind, in denen sie wirken. Zur Vorgeschichte des heute erfolgreichen ungarischen Bankensystems gehört, dass der Staat wiederholt, darunter in zwei Großaktionen, unterstützend eingriff. In den Jahren 1992 und 1993 konsolidierte der Staat einen Großteil der Banken durch Aufkauf uneinbringlicher Forderungen, die wegen oben beschriebener Schwierigkeiten in starkem Maße angewachsen waren.

Des Weiteren stockte er das Kapital von Banken bis zur Erreichung einer Eigenkapitalquote von zunächst mindestens 4% auf. Dadurch erhöhte sich der Eigentumsanteil des Staates bei den acht betroffenen Banken auf etwa 75% und mehr. Die Bankenkonsolidierung 1992 bis 1993 kostete den Staat über 15% eines jährlichen Bruttoinlandsprodukts. Eine große Bedeutung bei der Gestaltung eines wirksamen Bankensystems kam letztlich ausländischen Banken zu, als sich der Staat angesichts fortgesetzter Schwierigkeiten der Banken Ende 1994 zu einer weiterreichenden Privatisierung entschloss.

Sie stockten das Eigenkapital ungarischer Banken auf, brachten Know-how und Fachleute ein und gründeten Tochterbanken. Der Weg für die wirklich umfassende Einbeziehung ausländischen Kapitals wurde jedoch erst 1996 durch die gesetzliche Festlegung frei gemacht, den staatlichen Eigentumsanteil mit zwei bis drei Ausnahmen auf maximal 20% zu beschränken und - nach hartnäckigen Diskussionen - den Besitz von Mehrheitsaktien durch ausländische Teilhaber zuzulassen.

Der Staat schaffte günstige Voraussetzungen für den Einstieg ausländischen Kapitals, indem er nochmals Konsolidierungen bei verschiedenen Banken vornahm und verschiedentlich auch Garantien übernahm. Ende 1997 war die Privatisierung im Grunde abgeschlossen. Im Jahre 1998 befanden sich von den 44 Banken dreißig vollständig oder mehrheitlich in ausländischem Besitz.