dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Paroxysmale Störungen in der Neurologie

Bettina Schmitz, Barbara Tettenborn

 

Verlag Springer-Verlag, 2006

ISBN 9783540266655 , 290 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

24,27 EUR


 

Paroxysmale Gedächtnisstörungen (S. 213-214)

Paroxysmale Gedächtnisstörungen sind ein nicht seltener Vorstellungsgrund in der Notaufnahme einer neurologischen Klinik und werden nach unserer Einschätzung deutlich zu selten diagnostiziert. Sie führen oft zu einer erheblichen Verunsicherung der betroffenen Patienten und deren Angehörigen. Bei spontanem Auftreten und ohne weitere Begleitsymptome handelt es sich meistens um eine transiente globale Amnesie (TGA), auf die im Folgenden ausführlich eingegangen wird.

12.1 Transiente globale Amnesie

12.1.1 Definition und Klinik

Die Bezeichnung »transiente globale Amnesie« (TGA) wurde 1958 von Fisher und Adams eingeführt, die 12 Patienten mit flüchtigen, akut einsetzenden Gedächtnisstörungen beschrieben. Im deutschen Sprachraum wurde von Mumenthaler und Roll (1969) die synonyme Bezeichnung »amnestische Episode« vorgeschlagen. Das Leitsymptom der TGA ist eine vorübergehende, akut einsetzende anterograde Störung der Merkfähigkeit, die alle Gedächtnisinhalte (visuell, taktil, verbal) betrifft. Während der Attacke ist die Behaltensspanne für neue Informationen auf 30–180 s reduziert, weshalb die Patienten während der TGA keine neuen Gedächtnisinhalte über einen längeren Zeitraum speichern können (anterograde Amnesie). Parallel dazu ist auch der Zugriff auf alte, vor der TGA erworbene Gedächtnisinhalte gestört (retrograde Amnesie),was vor allem Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit (Tage bis zu wenigen Jahren) betrifft.Sehr alte Erinnerungen sowie Faktenwissen über das eigene und öffentliche Leben bleiben dagegen intakt.

Die Patienten sind deshalb zur Zeit und zur Situation oft nicht, aber zur Person immer orientiert. Aus dem Betroffensein anterograder und retrograder Gedächtnisleistungen resultiert die Bezeichnung »globale« Amnesie. Die mnestische Störung fällt der Umgebung meist dadurch auf, dass die Betroffenen (etwa 2/3 aller Patienten) plötzlich irritierte und – trotz deren Beantwortung – ständig wiederholte Fragen stellen, z. B. »Wie komme ich hierher?«, »Was mache ich jetzt hier?«,»Wie viel Uhr ist es?« usw.,dadurch rat los wirken und beunruhigt sind. Dadurch kann fälschlicherweise der Eindruck eines allgemeinen Verwirrtheitszustandes und einer Desorientiertheit entstehen, der vermutlich auf den plötzlichen Beginn der Amnesie zu beziehen ist.

Das fortgesetzte Stellen derselben Fragen ist nach unserer Erfahrung ein pathognomonisches Symptom der TGA. Konfabulationen werden bei der TGA im Gegensatz zum Korsakow-Syndrom nicht beobachtet. Obwohl sich die Patienten zum Beispiel nicht erinnern können,wie sie in das Krankenhaus gekommen sind, sind sie noch in der Lage, komplexe erlernte Tätigkeiten auszuführen wie z. B. einen PKW zu lenken ohne sich zu verfahren, mit der Bahn zu einem bestimmten Ziel zu fahren, zu kochen etc. Dabei sind die Betroffenen bewusstseinsklar, nicht vigilanzgemindert und normal kontaktfähig. Einige Patienten klagen über begleitende vegetative Symptome, z. B. Übelkeit, leichte Kopfschmerzen oder Benommenheitsgefühl. Der körperlich-neurologische Untersuchungsbefund ist während der TGA normal. Andere kognitive Leistungen,wie z. B. Sprache oder Denkvermögen, sind ebenfalls nicht beeinträchtigt.

>,Kasuistik
Eine 59-jährige Frau hatte sich mit ihrem Ehemann zu einem abendlichen Konzertbesuch verabredet, auf den sich beide schon lange gefreut hatten. Ihr Ehemann berichtet, dass sie verabredet hatten, sich im Foyer der Konzerthalle zu treffen, da er zuvor noch einen beruflichen Termin wahrnehmen musste. Zum verabredeten Zeitpunkt war die Ehefrau nicht im Foyer der Konzerthalle erschienen, obwohl sie erst vor zwei Stunden miteinander telefoniert hatten und über den Konzertbesuch sprachen.