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Der Schut - Karl May´s Gesammelte Werke Band 6

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 1996

ISBN 9783780217066 , 591 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR


 

12. An der Verräterspalte (S. 446-447)

Jetzt hatten wir ?nstere Nacht vor uns. Ich kannte die andern Pferde noch nicht genau, aber auf Rih konnte ich mich verlassen. Er wich sicher nicht von dem Weg ab, wenn ich ihm die Zügel ließ. Darum setzte ich mich an die Spitze unseres Trupps, legte die Zügel auf den Sattel- knopf und ließ meinen Schwarzen laufen.

Es ging bergan, dann eben fort und dann wieder bergab, immer wieder durch Gebüsch oder Wald. Hätte der Schut hier auf uns gelauert, so hätte er einige von uns aus dem Sattel schießen können. Ich dachte daran und strengte Augen und Ohren an, glücklicherweise ohne Grund. Nach mehr als zwei Stunden erreichten wir das erste Dorf. Es war doch jedenfalls besser, einen Führer zu haben. Ranko hatte zwar behauptet, die Gegend zu ken- nen, aber, wie ich vermutete, mehr aus dem Grund, überhaupt mitreiten zu dürfen. Überdies war es so ?ns- ter und der Mond ging erst später auf. Wenn wir uns ver- irrten, konnte der Schut seinen Zweck erreichen, bevor wir den rechten Weg fanden.

Ich fragte also einen uns begegnenden Menschen, ob wir einen Führer haben könnten, gegen gute Bezahlung natürlich. Der Mann bot sich uns selbst an. Er sagte, dass er uns für zehn Piaster bis zum Nevera-Han führen würde, falls wir Zeit hätten zu warten, bis er sein Pferd geholt habe. Wir sagten zu und es währte nur einige Minuten, bis er sich wieder bei uns einstellte. Freilich mussten wir vorsichtig sein, denn wir kann- ten den Menschen nicht. Er konnte von dem Schut beauftragt sein, den Dorfweg auf und ab zu patrouillie- ren, um uns zu erwarten und falsch zu führen. Darum nahmen wir ihn in die Mitte und ich versprach ihm zwanzig Piaster, wenn er ehrlich sei, und eine Kugel in den Kopf, falls er uns täusche. Wieder durch Wald und Gebüsch reitend, gelangten wir nach fast drei Stunden in das zweite Dorf.

Erst hinter diesem gab es Feld, dann wieder Wald. Zuweilen hörten wir zur linken Hand Wasser rauschen. Das war ein Nebenfluss des vereinigten Drin. Den Namen habe ich vergessen. Nun kam der Mond herauf und wir konnten ziemlich gut sehen. Wir befanden uns in einer wilden Gebirgs- landschaft. Felsenwände und Zacken überall, drohende Baumriesen, feuchte Luft und hohles Rauschen der Wip- fel, deren Schatten der Mond uns in den phantastischs- ten Gestalten über den Weg warf. Und was war das für ein Weg! Da sollten Wagen fah- ren können!

Unsere Pferde stolperten jeden Augenblick über große Steine oder traten in jähe Löcher hinein. So ging es weiter und immer weiter, bis es kälter wurde und der Morgenwind sich aus seinem Bett erhob. Wir erfuh- ren von dem Führer, dass wir uns mitten in den Kerubi- Bergen, einer sehr berüchtigten Gegend, befanden. In einer Stunde sollte der Nevera-Han zu erreichen sein. Nach einer halben Stunde begann der Morgen zu grauen. Ich überlegte mir, dass unser Führer uns im Nevera-Han vielleicht nur hinderlich sein könnte, und bot ihm dreißig Piaster anstatt der versprochenen zwan- zig, falls er gleich umkehre. Er war einverstanden und ritt schnell davon, als er das Geld empfangen hatte. Es mochte ihm in unserer Gesellschaft nicht allzu wohl gewesen sein. Wir hatten fast gar nicht gesprochen und ihn mit sehr merklichem Misstrauen behandelt.