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Der Mir von Dschinnistan - Karl May´s Gesammelte Werke Band 32

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2013

ISBN 9783780215321 , 501 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR


 

Träume (S. 251-252)

Im Laufe des Nachmittags kamen wir durch die Wohnräume der Beamten, wo wir auf die Beweise glücklichsten Familienlebens stießen, durch zahlreiche Arbeitssäle, in denen alle Handwerke, die es damals gab, vertreten waren, durch Kunsträume, in denen man gezeichnet, gemalt, gemeißelt und musiziert hatte. Wir fanden Krankenstuben, die selbst heute noch einen gar nicht üblen Eindruck machten. An diese schlossen sich sehr weite, ober- und unterirdische Säle an, in denen sich die Begräbnisstellen befanden, die ich an einem andern Ort ausführlich beschreiben werde.

Den Beschluss des heutigen Tages bildete gegen Abend die Besichtigung des Tempels, der einen sehr großen Eindruck auf uns machte, und zwar infolge seiner absoluten, nachhilfelosen Einfachheit. Er bildete das Innere des höchsten und kompaktesten Berges der ganzen Runde und war in Form eines Kreiskegels, also eines Zuckerhuts, ganz aus dem Fels gehauen.

Auf seiner Grundfläche, also auf dem eigentlichen Fußboden, befand sich kein einziger Sitz; er war überhaupt nicht zur Aufnahme des Publikums, oder sagen wir, der Gemeinde, der Gläubigen bestimmt. Hierzu war vielmehr eine Einrichtung vorhanden, die sich in Form einer ununterbrochenen, immerwährend rundum laufenden Spirallinie von unten bis hinauf zur höchsten Spitze zog.

Diese Spirallinie war aus lauter Sitzen zusammengesetzt, die eine nicht waagerecht liegende, sondern nach und nach ansteigende Empore bildeten und zum Schutz mit einer starken Balustrade versehen waren. Vor jedem Sitz war in dieser Balustrade ein rundes Loch angebracht, das die Bestimmung hatte, ein Licht aufzunehmen. Diese Löcher zählten nach vielen Hunderten und in jedem steckte ein ganzes Licht, das noch niemals angebrannt worden war.

Das gab den Anschein, als ob in ungemessener, alter Zeit einmal ein Gottesdienst vorbereitet worden sei, der aber nicht abgehalten werden konnte, worauf der Tempel für immer verlassen werden musste. Ganz unten auf der Grundfläche, da, wo die Spirale begann, stand eine kleine, sehr einfache Kanzel, jedenfalls für den Priester bestimmt. Als ich sie sah, kam mir die Frage, welche akustische Wirkung es wohl gehabt habe, wenn er seine Stimme zu der leuchtenden Spirale über sich erhob. Hierbei nehme ich die Gelegenheit, einige Worte über die Beleuchtung aller dieser am Maha-Lama-See vorhandenen Räumlichkeiten zu sagen.