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Winnetous Erben - Karl May´s Gesammelte Werke Band 33

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2013

ISBN 9783780215338 , 550 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR


 

AM MOUNT WINNETOU (S. 332-333)

Tatellah-Satah


Es war ungefähr eine Woche später. Wir hatten wäh- rend der letzten Nacht am unteren Klekih Toli gelagert und ritten nun am frühen Morgen an seinem Ufer aufwärts. Klekih Toli ist ein Apatsche-Wort. Es heißt so- viel wie ,weißer Fluss‘. Dieser Fluss hat ein bedeutendes Gefälle. Er kommt in zahlreichen Kaskaden vom Mount Winnetou herab. Der weiße Schaum dieser Kaskaden ist es, der ihm seinen Namen gegeben hat. Er ist tief einge- schnitten.

Darum sind seine Ufer hoch und steil, oben mit Wald und unten mit Buschholz bewachsen. Da, wo er aus dem gewaltigen Massiv des Mount Winnetou tritt, bildet er mehrere Wasserfälle, die ihrer Umgebung ein höchst energisches Aussehen erteilen. Wir waren vier Personen: das Herzle, der ,junge Adler‘, Pappermann und ich.

Die beiden Enters hatten wir am ,Dunklen Wasser‘ nicht wieder zu sehen bekommen, zumal kein besonderer Grund für uns vorhanden war, ein sol- ches Wiedersehen herbeizuführen. Dass wir ihnen irgend- wo und irgendwann wieder begegnen würden, verstand sich ganz von selbst. Kakho-Oto war am Morgen nach der Beratung im ,Haus des Todes‘ zu uns gekommen und hat- te uns berichtet, dass im Lager der Roten nichts Besonde- res geschehen sei. Sie fragte uns nicht, was wir erlauscht hätten; darum schwiegen auch wir darüber, um sie nicht mit sich selbst und ihren Stammespflichten in Konflikt zu bringen.

Vor allen Dingen wurde ihr verheimlicht, dass wir uns in den Besitz der Medizinen gesetzt hatten. Je weniger Personen das wussten, umso besser war es für uns. Als wir ihr unseren Entschluss kundgaben, sofort wei- ter zu reiten, tat ihr diese schnelle Trennung weh. Sie hät- te uns gern begleitet, sah aber wohl ein, dass dies mehr eine Belästigung als eine Erleichterung für uns gewesen wäre, und dass sie mehr und besser für uns wirken konn- te, wenn sie bei den Kiowas blieb. Doch wurde verabre- det, uns unter allen Umständen am Mount Winnetou wieder zu sehen.

Diesem Berge waren wir jetzt nahe, obgleich wir ihn noch nicht sahen, der tiefen Flussrinne wegen, in der wir ritten. Es gab vom ,Dunklen Wasser‘ aus einen anderen, beque- meren Weg nach dem Mount Winnetou, den wir aber ver- mieden hatten, weil wir annahmen, dass er unter den jet- zigen Verhältnissen belebter sein werde, als wir wünsch- ten. Wir wollten unnütze Begegnungen vermeiden und am liebsten dort plötzlich eintreffen, ohne vorher gesehen und beachtet worden zu sein.

Darum kamen wir von einer nicht gerade übermäßig wegsamen Seite her und waren nun aber doch gezwungen gewesen, nach dem Klekih Toli einzu- biegen, um nicht am Ziel vorüberzugehen. Dass wir dadurch auf einen jetzt viel betretenen Weg geraten wa- ren, bemerkten wir an den Spuren von Menschenfüßen und Pferdehufen, die uns in die Augen fielen. Und bald sahen wir auch einige Indianer, die an einer Stelle, an der wir vorüber mussten, zwischen den Büschen hockten.

Es waren ihrer vier. Ihre Pferde weideten am Wasser. Sie wa- ren unbemalt und nur mit der Lanze bewaffnet, trotzdem aber sofort als Pohonim-Komantschen zu erkennen. Als sie uns erblickten, richteten sie sich aus ihrer hockenden Stellung auf und schauten uns entgegen. Sie bildeten ei- nen Posten, den man hier aufgestellt hatte, um alle, die hier vorüberkamen, zu kontrollieren. Der ,junge Adler‘ ritt uns voran und still grüßend an ihnen vorbei. Ihn ließen sie passieren, uns aber hielten sie an.