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Der Weg nach Waterloo - Karl May´s Gesammelte Werke Band 56

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2013

ISBN 9783780215567 , 432 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

"14. Der Überfall (S. 233-234)

Kurz nachdem Napoleon in die Gaststube getreten war, erschien hinter dem Haus die dunkle Gestalt eines Mannes, der auf jemand zu warten schien. Er stampfte leise, aber ungeduldig mit den Füßen. Da öffnete sich die Hintertür des Hauses und die Tochter Barchands schlich sich herbei. „Berrier, seid Ihr da?“, flüsterte sie. „Ja. – Was für Herrschaften sind es?“ „Oh, Berrier, Ihr werdet es nicht glauben...“ „Keine Einleitung! Ich habe keine Zeit. Sind es die Marschälle?“

„Ja, zwei Marschälle.“ „Bertrand und Grouchy?“ „Ich kenne sie nicht. Es ist noch ein General dabei und dann noch einer, den Ihr nicht erraten werdet: der Kaiser!“ „Der Kaiser? Napoleon selber?“, flüsterte der Mann. „Weißt du’s genau?“ „Ja.“ „Aber du kennst ihn doch nicht!“ „Oh, ich habe sein Bild hundertmal gesehen; er gleicht ihm aufs Haar.“ „Wie ist er gekleidet?“ „Er trägt hohe Stiefel, einen grauen Rock, weiße Weste und ein kleines Hütchen.“

„Stimmt! Auf die Anwesenheit des Kaisers sind wir allerdings nicht vorbereitet. Was ist da zu machen?“ „Ihr wolltet die Marschälle überfallen, aber den Kaiser nicht?“ „Der Gedanke wäre ja ganz und gar verwegen!“ „Der Kaiser zahlt ebenso gut ein Lösegeld wie die anderen; er muss sogar doppelt soviel geben.“ „Du magst Recht haben, obgleich es ein verfluchter Gedanke ist, den Kaiser zu überfallen. Übrigens können wir ihn ja schonen. Wir schießen auf die Pferde. – Wie viele Soldaten hat er mit?“ „Acht oder zehn Reiter habe ich gesehen.“ „Das wären ihrer noch nicht zu viele. Wir sind jetzt neunzehn Mann.“

„Übrigens sind drei Damen beim Kaiser.“ „Wer sind sie?“ „Ich weiß es nicht. Zwei saßen so, dass ich sie durchs Küchenfenster nicht sehen konnte, und die dritte kannte ich nicht; sie war jung und sehr schön.“ „Das ist gut. Wenn Damen dabei sind, werden sich die Herren nicht verteidigen, um die Damen nicht in Gefahr zu bringen. Jetzt muss ich zurück. Gute Nacht!“

„Gute Nacht!“ Sie ging wieder nach der Küche. Er eilte durch den Ort, erreichte sehr bald die Waldecke, wo sein Pferd stand, band es los, stieg auf und galoppierte in der Richtung nach Raucourt zu. Dort am Kreuz auf der Straße lagen seine Kameraden. Seit dem Nachmittag waren noch mehrere zu ihnen gestoßen, sodass sie nun neunzehn Mann stark waren. Sie vernahmen den Huftritt seines Pferdes.

„Ein Reiter!“, flüsterte einer. „Jedenfalls Berrier“, meinte ein anderer. „Das werden wir sogleich hören.“ Er hatte Recht, denn als der Reiter näher kam, begann er das Lied zu pfeifen: ,Ma chérie est la belle Madeleine‘. „Berrier?“, rief einer. „Ja, ich bin es!“ „Wie steht’s?“ „Gut, sehr gut!“ Er führte sein Pferd in den Wald, band es an einen Baum und begab sich zu den Wartenden, von denen er mit Fragen bestürmt wurde."