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Die Herren von Greifenklau - Karl May´s Gesammelte Werke Band 59

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2012

ISBN 9783780215598 , 448 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

"18. Rallions Ende (S. 357-358)

Der alte Richemonte war auf seiner Flucht, die mehr Hindernisse fand, als er erwartet hatte, bis in die Gegend von Briey gekommen. Er war zu Fuß, fühlte sich außerordentlich ermüdet und setzte sich am Rand der Straße, die durch ein Gehölz führte, nieder. Er hatte noch nicht lang gesessen, so hörte er Hufschlag und bald erblickte er einen Streifposten Gardekürassiere, der aus der Richtung erschien, in die er flüchtete. Als die Reiter ihn sahen, zügelten sie vor ihm die Gäule.

Es war ein Sergeant mit vier Soldaten. „Wer sind Sie?“ „Meine Name ist Richemonte, Kapitän der alten Kaisergarde“, antwortete er stolz. Der Sergeant grüßte ehrerbietig. „Entschuldigung, mein Kapitän, aber ich muss meine Pflicht tun! Woher kommen Sie?“ „Ich kenne Ihre Pflicht, Sergeant, doch ich sage Ihnen, dass ich mich freue, Sie zu treffen. Vielleicht finde ich dadurch einen Offizier, zu dem ich gern möchte. Steht Ihre Eskadron in der Nähe?“

„Sie wissen, dass ich diese Frage nicht beantworten darf. Welchen Offizier meinen Sie?“ „Oberst Graf Rallion.“ „Kürassier Lebeau, steigen Sie ab, lassen Sie den Herrn Kapitän aufsitzen und führen Sie ihn zu Oberst Rallion!“ Der Mann sprang ab, Richemonte setzte sich mit seiner Hilfe in den Sattel, dann ging es zurück, während die Streife weiterritt. Als das Gehölz zu Ende war, ging es über eine Anhöhe, von der aus man ein breites Tal überschaute, worin es von Soldaten wimmelte. Nach einer Viertelstunde waren sie unten, der Kürassier Lebeau hielt vor einem Haus und führte den Kapitän hinein.

Wahrhaftig, da saß Rallion an einem Tisch, über Karten gebeugt. Als er Richemonte erblickte, sprang er erstaunt auf. „Kapitän? Ah, das ist wirklich eine große Überraschung!“ „Ich glaube es!“ „Wie sehen Sie aus? Dieser Hut!“ „Geborgt von einem Bauersmann.“ „Teufel, wie kommt das?“ „Ich bin auf der Flucht. Die Preußen sind in Ortry und auch in Thionville.“ „Sie – sind – des – Teufels!“, kam es nur stoßweise aus dem Mund des Oberst.

„Ja. Ich war schon gefangen, bin aber entkommen.“ „Und unsere Vorräte...?“ „...haben diese Preußen.“ „Unglaublich!“ „Dieser Doktor Müller – ah, er ist ein Greifenklau!“ „Sie scherzen! Erzählen Sie!“ Der Alte begann seinen Bericht. Er war nicht, wie der Ulanenoffizier gesagt hatte, durch den Sperrgürtel geschlüpft, sondern er war zurückgewichen und hatte sich wieder in den Schlosshof geschlichen. Dort war er hinter ein paar Fässer gekrochen, um die Auflösung des Sperrgürtels abzuwarten.

Die Fässer hatten sich ganz in der Nähe des eisernen Türchens befunden, durch das er entronnen war, und so hatte es ihm glücken können, das Gespräch Greifenklaus mit Fritz und dann auch dem Wachoffizier zu belauschen. Erst im Morgengrauen hatte er entweichen können; aber die ganze Gegend und auch das rechte Moselufer waren mit Posten besetzt gewesen, die auf jeden Weg zu achten hatten. Ein Bauer, der ihm zu Dank verpflichtet war, hatte ihn aufgenommen, ihm einen Hut und Geld gegeben und ihn dann einen Abend später über die Mosel gebracht. Diese Erzählung machte einen tiefen Eindruck auf den Oberst."