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Innovationsmanagement als soziale Praxis - Grundlagentheoretische Vorarbeiten zu einer Organisationstheorie des Neuen

Christian Gärtner

 

Verlag Rainer Hampp Verlag, 2007

ISBN 9783866181854 , 496 Seiten

Format PDF, OL

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3.5. Der (Leib-)Körper und die Sozialtheorie (S. ,289-290)

Der Körper erlebte in der Geschichte der Soziologie ein Auf und Ab im Grad der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde: Die "Wiederkehr des Körpers" (Kamper/Wulf 1982) wurde ebenso gefeiert wie als Verherrlichung kritisiert (vgl. Bernard 1980, S. 10f.). Zwar wurde schon vor ca. 25 Jahren die "Soziologie körperbetonter sozialer Systeme" (Rittner 1983) untersucht, aber dennoch ist eine Abwesenheit des Körpers in vielen sozialtheoretischen Entwürfen zu bemängeln (vgl. Gugutzer 2004, S. 19ff.). Dass der Körper immer wieder Spuren in soziologischen Arbeiten (wie bei Mead, Simmel, Elias, Goffman, Foucault, Giddens, Bourdieu, Butler und einigen anderen) hinterlassen hat, wird von den Kritikern zwar erkannt, aber nicht als fundierte und systematische Beschäftigung anerkannt.

In den letzten Jahren fanden einige Entwicklungen statt, die dazu genutzt werden den "somatic turn" auszurufen (Schroer 2005) – warum dies genau jetzt geschieht, soll hier nicht weiter erörtert werden.222 Ein Element dieser 'Belebung' der theoretischen Diskussion ist sicher auch die Etablierung der Zeitschrift Body &, Society, die aus dem Blatt Theory, Culture &, Society hervorgegangen ist und seit 1995 erscheint. Die Veröffentlichungen zu grundlagentheoretischen Problemen der Relation Geist-Körper-Sozialität sind jedoch im Vergleich zu empirisch-deskriptiven Arbeiten v.a. im Bereich der Geschlechterforschung (z.B. Pink 1996, Lupton/Tuloch 1998, Hassard/Holliday/Wilmott 2000, Epstein 2004) unterrepräsentiert. Immer wieder werden in Body &, Society bestimmte Themenbereiche und Praktiken herausgegriffen, so z.B. militärische Praktiken (Special Issue in 2003), Herausforderungen durch Krankheiten bzw. den Gesundheitsbereich i.w.S. (Special Issue in 2004) oder Bereiche der Sportsoziologie (z.B. St Martin/Gavey 1996, Crossley 2004).

Einen ähnlichen Befund konstatiert Schroer, der die Felder Politik, Gewalt, Geschlecht, Sport und Arbeit am Körper (Schönheitsoperationen, Body Building, etc.) sowie soziale Ungleichheit als typische empirische Betätigungsfelder der Körpersoziologie identifiziert (vgl. 2005, S. 27ff.). Theoretische Arbeiten beziehen sich meist auf einen bestimmten Denkansatz, was durchaus beinhaltet, dass eine Abkehr vom Geist-Körper-Dualismus und ein nicht-reduktionistisches Verständnis des Körpers postuliert wird – jedoch ohne klar und konsistent aufzuzeigen, wie das Verhältnis von Körper-Sein und Körper-Haben sowie jenes zwischen Körper und sozialer Welt zu konzipieren ist. Die Argumentation zweier Vertreter einer praxeologischen Sozialtheorie, die sich um die konzeptionelle Integration des Körpers in ihre Theorie bemüht haben, möchte ich nun kurz nachzeichnen.

Sich bei dieser Darstellung auf Giddens und Bourdieu zu beschränken, ist insofern gerechtfertigt, als ihre Theorien des Sozialen nicht nur die bekanntesten und profiliertesten im Feld praxeologischer Ansätze sind, sondern weil im Laufe dieser Arbeit bereits mehrmals Anschlussstellen zu diesen Werken aufgezeigt wurden. Dass ich hier keine ausführliche Exegese weder des umfangreichen Œuvre Giddens' noch Bourdieus leisten kann, sollte weniger problematisch sein, da es mir um die Position des Körpers in ihrem theoretischen Grundgerüst und nicht ihren weitverzweigten Sozialanalysen geht. Ergebnis der Diskussion wird sein, dass zwei Probleme bei den großen sozialtheoretischen Würfen von Giddens und Bourdieu bestehen: Nicht nur, dass sie nicht systematisch zwischen Leib und Körper unterscheiden, sondern sie verwenden den Leibbegriff oft im Sinne eines Körperdings.