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Das Buch der Liebe - Karl May´s Gesammelte Werke Band 87

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2006

ISBN 9783780217875 , 561 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

Erste Abteilung (S. 53-54)

Die Liebe nach ihrem Wesen und ihrer Bestimmung Überall, wohin das Auge schaut, erblickt es Gegensätze, welche in Beziehung zueinander gestellt sind und durch ihre Vermählung die mannigfaltigsten Erscheinungen und Gestaltungen in das Dasein rufen. Wärme und Kälte, Licht und Finsternis, Anziehung und Abstoßung, Entstehen und Vergehen stehen im Leben der Natur in ewigem und segensreichem Kampfe einander gegenüber.

So auch im Leben des Menschen, welcher eine Welt im Kleinen, ein Mikrokosmos genannt wurde. Tugend und Sünde, Liebe und Hass, Kraft und Schwäche, Glaube und Unglaube, Erkenntnis und Indolenz, Sehnsucht und Gleichgültigkeit, Gehorsam und Widerstrebung, Glück und Unglück, Armut und Reichtum ringen da, ewig wechselnde Ereignisse gebärend, miteinander um die Herrschaft und heben auf den Wogen des Kampfes den Einzelnen sowohl wie auch die große Gesamtheit empor zu immer wachsender, immer größerer Vollendung.

All die vielen äußeren Vorzüge, welche sich um den Menschen und an demselben geltend machen, werden hervorgerufen und in ihrem Bestehen dominiert von den inneren Gegensätzen, unter deren Einflusse das Niveau seines See- Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Paulus von Tarsos lenlebens sich auf- und abbewegt, Erkennen, Fühlen und Wollen, Ausdehnung und Richtung erhält und die Handlungen entstehen, mit denen er sein Dasein gestaltet und mitbestimmend eingreift in das vielfach zusammengesetzte Getriebe der menschlichen Gesellschaft.

Der Mensch ist ein in sich abgeschlossenes, ein Individuum bildendes und vollendetes Einzelwesen und doch zugleich auch ein Glied in der großen, zusammenhängenden Reihe der Kreaturen. Aus diesem Grunde ist seine ganze Tätigkeit eine sowohl auf sich selbst bezügliche, als auch aus sich heraus auf die ihn umgebenden Gegenstände und Verhältnisse gerichtete, und dieser Widerstreit, dieser Gegensatz kann zur friedlichen Auflösung, zur wohlklingenden Harmonie gebracht werden einzig und allein nur durch die große Macht der – Liebe. Als schönste Offenbarung Gottes ist sie vom Himmel gestiegen, um den Sterblichen zum Wiedereintritt in das verlorene Paradies vorzubereiten und ihm das Dunkel seines irdischen Lebens mit ihrem erwärmenden und begeisternden Strahle zu erhellen.

Sie lehrt ihn seine eigene Würde kennen und behaupten, legt seine Arme um das Weib, das Kind, um Vater, Mutter, um den Freund und Nächsten, macht ihn zum Bürger, Untertan und Menschen, lenkt seine Freundlichkeit selbst auf das Tier, bringt ihn in Kontakt mit der ganzen Schöpfung, und was das Größte ist, macht ihn zum Kinde Gottes, errettet ihn vom Tode und erteilt ihm das Recht, ein ewig Sein zu führen. – Das Gesetz, nach welchem eine Naturerscheinung aus der andern hervorging, ein lebendes Wesen aus dem andern sich entwickelte, war der allmächtigen Liebe entflossen, welche sich mit Wesen umgeben musste, an denen sie sich betätigen, ihre Größe und Unendlichkeit beweisen konnte, und das höchste, das vollkommenste irdische Gebilde, welches sie hervorrief, war der Mensch.