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Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld I - Karl May´s Gesammelte Werke und Briefe Band 91

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2007

ISBN 9783780217912 , 545 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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13,99 EUR


 

Vorwort (S. 5-6)

Jener Morgen im November 1891, an dem sich auf dem kleinen Bahnhof Weintraube in Oberlößnitz zwei Männer unterschiedlichster Art – der eine hochgewachsen und schlank, mit rotblondem Haar und Spitzbart, aufrecht in Haltung und Gesinnung, der andere leicht untersetzt, mit bereits angegrautem Schopf über der hohen und breiten Stirn und einem Anflug von Reiterbeinen, dem einzigen Anzeichen einer in jeder Hinsicht fabelhaften Vergangenheit als Weltläufer – das erste Mal in die Augen blickten, darf als eine Sternstunde für die deutsche Literaturgeschichte gelten.

Für die beiden Männer selbst war es der Beginn einer mehr als zwei Jahrzehnte währenden gemeinsamen Erfolgsgeschichte, die in ihrer letzten Zeit zwar nicht ungetrübt blieb, in ihren Ergebnissen aber sie selbst überdauern und eigentlich bis fortleben sollte. Im Frühjahr 1891 waren dem noch jungen und unbekannten Freiburger Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853–1933) alte Jahrgänge der katholischen, bei Friedrich Pustet in Regensburg erscheinenden Familienzeitschrift Deutscher Hausschatz in Wort und Bild in die Hände geraten.

Seiner freigeistigen Einstellung (Fehsenfeld war zumindest später Mitglied und vermutlich auch Meister vom Stuhl der Freiburger Freimaurerloge „Zur Edlen Aussicht“) konnte das streng kirchlich gesinnte Blatt eigentlich nicht entsprechen, aber er war darin auf eine überaus spannende Reiseerzählung mit dem exotischen Titel „Giölgeda padi shanün“ (Im Schatten des Großherrn) gestoßen, die dort mit mehreren Fortsetzungen von 1881 bis 1888 erschienen war und die ihn derart gefesselt hatte, dass er darüber für Tage und Wochen alles andere um sich vergessen konnte.

Eine glückliche Stunde hatte ihm dann die Idee seines Lebens geschenkt, wie er sich noch 1933, kurz vor seinem Tode, erinnern sollte: „Diese Erzählungen in Buchform, nicht in einer Zeitschrift zerstückelt, sollten der Deutschen Jugend geschenkt werden, das war mein Gedanke u. ich ging an’s Werk.“ Wohl schon im Juli 1891 hatte er sich, in einem heute verschollenen Brief, erstmals an den ihm bisher unbekannten Verfasser Karl May (1842–1912) in Oberlößnitz gewandt, war aber vier Monate ohne Antwort geblieben.

Vermutlich erst nach einer erneuten Anfrage war es im November zu einer Einladung gekommen, und Fehsenfeld war von Freiburg nach Dresden gereist; vom dortigen Böhmischen Bahnhof aus hatte ihn dann eine halbstündige Fahrt zur Station Weintraube gebracht, wo der Schriftsteller ihn schon erwartete. Nun standen sich die beiden Männer erstmals gegenüber, und wenn man späteren Zeugnissen folgen darf, waren sie sich vom ersten Moment an sympathisch.

„So muss mein Verleger aussehen!“, soll May zu seinem Gast gesagt haben. Die von ihm und seiner Frau Emma (1856–1917) gemietete „Villa Agnes“ lag nur sechs Minuten entfernt an der Ecke der Nizzastraße (Brd.- Cat.-Nr. 1d, später Nr. 13, heute Radebeul, Lößnitzgrundstraße 2). Dort wurde am 17. November jener historische „Verlags-Vertrag“ geschlossen, in dem die „Unterzeichneten“ sich zur „Buchausgabe der im ‚Deutschen Hausschatz‘ und andern Zeitschriften bisher erschienenen Reiseromane des Herrn Dr. Karl May“ vereinigten.