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Kluge Köpfe, goldene Hände - Überdurchschnittlich begabte Lehrlinge in der Berufsbildung

Margrit Stamm

 

Verlag Verlag Rüegger, 2007

ISBN 9783725308811 , 319 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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5 FAMILIE, FREIZEIT UND INTERESSEN (S. 115) Rebecca MÜLLER

Verschiedenste Kontextvariablen sind massgeblich an der Umsetzung des Begabungspotentials von hochbegabten Kindern und Jugendlichen in hervorragende Leistungen beteiligt. Es handelt sich hierbei nicht nur um schulische oder betriebliche Kontextvariablen, welchen bereits in verschiedenen Studien besonderes Augenmerk gegolten hat, sondern auch um Variablen aus den Bereichen Familie, Freizeit und Interessen, welche vergleichsweise unerforscht sind. Von besonderem Forschungsinteresse ist deshalb, ob sich die unterschiedlich begabten Berufslernenden bezüglich der Beziehungsintensität zu ihren Eltern und ihrer Freizeitinteressen unterscheiden und ob sich bestimmte Beziehungs- und Interessenskonstellationen auf die Leistung der überdurchschnittlich begabten Berufslernenden auswirken.

5.1 Entwicklungsaufgaben im beginnenden Erwachsenenalter
Allgemein gilt das Erwachsenenalter als Lebensphase, welche ungefähr mit dem sechzehnten Lebensjahr einsetzt und nach oben nur schwer abgegrenzt werden kann. ARNETT (2000) setzt das beginnende Erwachsenalter zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren fest und beschreibt es als von der Kindheit und dem eigentlichen Erwachsenenalter weitgehend unabhängige Phase, in welcher soziale Rollen in subjektiver Freiheit erprobt werden können. Doch zum beginnenden Erwachsenenalter gehört auch die Bewältigung verschiedener Entwicklungsaufgaben. Diese umfassen unter anderem den Auf- und Umbau der sozialen Beziehungen, die Entwicklung der Geschlechtsrolle, die Ablösung von den Eltern, die Autonomisierung gegenüber Erwachsenen, der Aufbau eines Wertsystems sowie die Berufsvorbereitung.

ERIKSON (1974) hat als Hauptentwicklungsaufgabe der Jugendlichen die Entwicklung der eigenen Identität bezeichnet. Zwar erachtete er die Identitätsbildung als lebenslange Aufgabe, doch hat er ihr gerade im Jugendalter zentrale Bedeutung beigemessen. Grund seien die ausgeprägten körperlichen, sozialen und kognitiven Veränderungen inklusive der schulischen und familiären Erwartungen, welche den hauptsächlichen Anstoss zur Beschäftigung mit dem Selbst gäben. Der Prozess der Bildung einer «Ich-Identität» werde durch verschiedene Widersprüche (sexuelle Reifung im Kontrast zur empfundenen Minderwertigkeit, rapide körperliche Veränderungen und eine damit verbundene Neubewertung durch andere) ausgelöst und führe zu einer Identitätskrise, die den Jugendlichen auf eine Suche nach sich Selbst bewege.

ERIKSONS Auffassung der krisenhaften Entwicklung im Jugendalter, die sich besonders in einem Abfall des Selbstwertes manifestiere, konnte empirisch nicht repliziert werden. Untersuchungen von FEND (1998) oder der Deutschen Shell (JUGENDWERK DER DEUTSCHEN SHELL, 2002) verweisen eher auf eine kontinuierliche Entwicklung, wobei in der mittleren Adoleszenz eine Integration der selbstbezogenen Kognitionen mit zunehmender Selbstwertschätzung erfolge. Gleiches gilt für überdurchschnittlich begabte Jugendliche in der Schweiz, welche recht zuversichtliche Zukunftsvorstellungen haben, die an sie gestellten Anforderungen bewältigen zu können (STAMM, 2005).

Für junge Menschen, die in die Berufslehre eintreten, ist das frühe Erwachsenenalter zugleich die Phase eines wichtigen biographischen Übergangs. Mit dem Eintritt in eine Berufslehre werden die Jugendlichen mit Rollenveränderungen konfrontiert, mit denen sie umgehen lernen müssen. Eine weitere wesentliche Entwicklungsaufgabe besteht entsprechend darin, den schulischen und beruflichen Herausforderungen in wachsendem Masse in Selbstverantwortung nachzugehen, diesbezüglich eigene Normen und Ansprüche herauszubilden und diese als verbindlich und orientierend anzusehen.

Ziel der Bewältigung schulischer und beruflicher Qualifikationsanforderungen ist die Ausübung eines Berufes, der ökonomische und soziale Absicherung in Aussicht stellt, ausserdem ein Mindestmass an persönlicher Entfaltung und gesellschaftlicher Anerkennung garantiert. Für die heutige Generation kennzeichnend ist die verlängerte Abhängigkeit junger Erwachsener aufgrund längerer Ausbildungszeiten und grösserer Probleme auf dem Arbeitsmarkt bei gleichzeitig früherer psychosexueller und gesetzlicher Reife, wobei die Differenz zwischen psychischer und ökonomischer Selbstständigkeit bis zu fünfzehn Jahre betragen kann. Typische Erwachsenensymbole werden immer später erreicht, während die psychosexuelle und gesetzliche Reife immer früher einsetzt (STEIN, 2004).