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China und Indien: Supermächte des 21. Jahrhunderts

Dieter Ruloff

 

Verlag Verlag Rüegger, 2007

ISBN 9783725308279 , 187 Seiten

Format PDF, OL

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BARBARA KRUG (S. 61)

CHINA: FAKTEN ODER FIKTION?*

China reizt die Phantasie. Man kann offensichtlich jedes Phänomen durch Hinzufügen einer China-Dimension spektakulär machen. Ob Sternanis oder Stahl, Preise oder Beschäftigung – mit China als Verursacher verknüpft, ergibt das immer Gesprächsstoff. Eine gewisse Geschwätzigkeit, wenn es um China geht, lässt sich nicht verleugnen. Praktisch vom ersten Monat der Reformen an wurde die interessierte Öffentlichkeit mit Ratgebern überflutet: «Wie man in China Geschäfte macht, verhandelt oder investiert» sind die gängigen Titel nicht nur derjenigen Bücher, die man auf Flughäfen kaufen kann. Zwei Aspekte fallen bei der Durchsicht der Literatur, aber auch der gängigen Medienberichterstattung auf.

Im Gegensatz zu China, wo penetrant auf die Bedeutung kultureller Werte hingewiesen wird, fehlt im Falle von Russland diese ganzheitliche Betrachtung. Obwohl doch gerade die russische Belletristik mit ihrer Obsession auf die «Russische Seele» genügend Material bereitstellt.Auf der anderen Seite verschwindet China in einem, sagen wir mal, strukturellen Loch, wenn es um die Analyse von ehemals sozialistischen Staaten geht. Egal, ob es um Vergleiche bezüglich der Privatisierung, ausländischer Direktinvestitionen oder des Aufbaus markt-konformer Institutionen geht, alle Studien beschränken sich auf die europäischen Fälle. Einige Autoren gehen noch einen Schritt weiter, wenn sie dieses Verfahren mit der Behauptung legitimieren, China sei mit keinem anderen Land der Welt zu vergleichen.

Vielmehr sei ein Paradigmen-Wechsel in der Analysemethode notwendig, da in China gelte, dass Kultur und Werte wirtschaftliches Handeln bestimmten – und nicht kommerzielle Interessen oder Rationalität. So wird dann auf das Munterste über konfuzianische Werte dahindilettiert und die Argumentationskette «Kultur gleich wirtschaftliche Entwicklung gleich China als Wirtschaftsgrossmacht» weiterverbreitet.Was in der Tat ja auch ein netterer Gesprächsstoff ist, als sich über die tatsächliche Steuerbelastung der heimischen Industrie in China auszutauschen.

Ein zweiter Aspekt ist, wie sehr eigene Vorstellungen, wenn nicht gar Ängste, hinsichtlich der Zukunft Chinas heutiges Handeln oder Analysieren bestimmen. So gehen diejenigen Unternehmen, die einfach «wissen», dass China schon bald die grösste Wirtschaftsmacht der Welt sein wird, dorthin, um den Zug nicht zu verpassen. Dass Unternehmen auf die Zukunft wetten, ist nicht ungewöhnlich.

Bedenklich ist jedoch, wenn nachträglich die empirische Evidenz für diese Wette zurechtgebastelt wird. So wurde vor ein paar Jahren eine lebhafte Debatte darüber geführt, warum man die chinesische Wirtschaftsleistung über Kaufkraft- Paritäten messen müsse, um sie im Vergleich zu anderen Ländern einordnen zu können. Bei dieser Debatte stand viel zu häufig nicht der Wunsch nach einer präziseren Beschreibung wirtschaftlicher Tatbestände im Vordergrund als vielmehr der Versuch, den chinesischen Wirtschaftserfolg «schön» zu reden. Und in der Tat wird ja China, wenn das Sozialprodukt oder Handelsströme in Kaufkraftparitäten umgerechnet werden, viel schneller zu den westlichen Industrieländern aufschliessen.

Ähnliches geschieht im Moment, wenn von den wenigen Übernahmeversuchen auf eine grossflächige konzertierte Aktion chinesischer «multinationaler Unternehmen» geschlossen wird, die das eingespielte Gleichgewicht der Grossunternehmen, wenn nicht gar nationale Belange, störe. Die Information, dass ganz genau 13 chinesische Unternehmen es zu einem A-Rating in der Kreditwürdigkeit der Banken schaffen, wird dann schnell überlesen, selbst wenn sie im «Wall Street Journal» zu finden ist. China sitzt uns sozusagen im Nacken, was wohl auch den Titel der Veranstaltungsreihe erklärt.