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Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus - Der Staat - Politeia + Vom Staat + Die Discorsi: Das Wesen einer starken Republik + Utopia - Über den besten Zustand des Staates

Platon, Marcus Tullius Cicero, Thomas Morus, Niccolò Machiavelli

 

Verlag e-artnow, 2014

ISBN 9788026826538 , 450 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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1,99 EUR


 

Zweites Buch.


Inhaltsverzeichnis


1. Ich glaubte nun, nachdem ich dieß gesprochen, einer weiteren Begründung überhoben zu sein, es war aber, wie es scheint, das Bisherige nur die Einleitung zu derselben; denn Glaukon, welcher auch sonst immer zu Allem den meisten Muth hat, ließ sich denn nun auch damals jenes freiwillige Zurücktreten des Thrasymachos nicht gefallen, sondern sagte: Ist deine Absicht, o Sokrates, dir bloß den Schein zu geben, als hättest du uns schon überzeugt, oder ist deine Absicht, uns wirklich erst noch zu überzeugen, daß in jeder Weise es besser sei, gerecht zu sein, als ungerecht? – Euch wirklich zu überzeugen, sprach ich, würde ich wenigstens wohl vorziehen, wenn es bei mir stünde. – Du thust demnach nicht, was deine Absicht ist. erwiederte er; denn sage mir: Scheint es dir etwa irgend ein derartiges Gut zu geben, welches wir gerne besitzen möchten, ohne hiebei seine weiteren Folgen zu verlangen, sondern wobei wir nur es selbst um seiner selbst willen lieben, wie z. B. die Freude und die unschädlichen Vergnügungen derartig sind, wann auch für die kommende Zeit durch dieselben gar Nichts weiter erwächst, als daß eben sich freut, wer sie hat? – Ja mir wenigstens, sagte ich, scheint es irgend ein Derartiges zu geben. – Was weiter? auch ein solches, welches wir sowohl um seiner selbst willen, als auch um dessen willen, was aus ihm erwächst, gerne wünschen, wie z. B. hinwiederum das Nachdenken und das Sehen und das Gesundsein; denn derartiges lieben wir doch wohl aus beiden Gründen? – Ja, sagte ich. – Siehst du aber auch eine dritte Art des Guten, sagte er, zu welcher die Leibesübung und die Krankenpflege und die ärztliche Thätigkeit und der Gelderwerb überhaupt gehört? von Solchem nemlich würden wir wohl sagen, daß es uns nützt, und um seiner selbst willen möchten wir es wohl nicht gerne besitzen, wohl aber um des Lohnes und der übrigen Dinge willen, welche aus ihm erwachsen. – Ja wohl, sagte ich, gibt es auch diese dritte Art; aber was soll’s hiemit? – Zu welcher von diesen, sagte er, rechnest du die Gerechtigkeit? – Ich glaube, erwiederte ich, zu jener schönsten, welche sowohl um ihrer selbst willen, als auch um dessen willen, was aus ihr erwächst, derjenige gerne wünschen muß, welcher glückselig sein will. – Nicht jedoch, sagte er, scheint sie auch der Menge dahin zu gehören, sondern eher zu jener mühevollen Art, welche man um des Lohnes und um des in der allgemeinen Meinung beruhenden Ruhmes willen anstreben, um ihrer selbst willen aber als etwas Lästiges meiden soll. –

2. Ich weiß, sagte ich, daß sie den Leuten dahin zu gehören scheint, und längst ja auch schon wird sie von Thrasymachos als ein Derartiges getadelt, die Ungerechtigkeit hingegen gelobt; aber ich bin eben, wie es scheint, etwas schwerfällig im Verstehen. – So komm denn nun, sagte er, und höre auch mich, ob du etwa die nemliche Meinung habest. Thrasymachos nemlich scheint mir etwas voreiliger, als es hätte sein sollen, gleichsam wie eine Schlange von dir durch Zauber gebannt worden zu sein, hingegen für mich ist der Nachweis betreffs jener beiden Begriffe noch nicht so recht nach meinem Sinne geliefert worden; denn ich wünsche zu hören, was jedes von jenen beiden sei und welche Geltung, wenn es in der Seele sich findet, es an und für sich habe, dabei aber eben den Lohn und das aus ihnen Erwachsende bei Seite zu lassen. Ich werde es also folgendermaßen machen, woferne es auch dir so dünkt; ich werde die Begründung des Thrasymachos erneuern und erstens angeben, wie beschaffen nach der Behauptung der Leute die Gerechtigkeit sei und woher sie entstanden sei, zweitens daß Alle, welche das Gerechte betreiben, es unfreiwillig als eine Nothwendigkeit und nicht als ein Gut betreiben, und drittens daß sie dieß aus guten Gründen thun, denn viel besser also ja ist das Leben des Ungerechten, als jenes des Gerechten, wie Jene sagen; nemlich mir wenigstens, o Sokrates, scheint es keineswegs so zu sein; jedoch fühle ich mich rathlos, wenn mir die Ohren voll sind von jenem, was ich von Thrasymachos und tausend Anderen höre; die Begründung aber zu Gunsten der Gerechtigkeit, daß nemlich dieselbe besser sei, als die Ungerechtigkeit, habe ich noch von Keinem so gehört, wie ich sie wünsche, ich wünsche aber dieselbe an und für sich gepriesen zu hören; am ehesten aber glaube ich solches von dir vernehmen zu können. Darum also werde ich meiner Rede den Lauf lassen und das ungerechte Leben loben, hernach aber, wenn ich gesprochen habe, dir zeigen, in welcher Weise hinwiederum ich von dir die Ungerechtigkeit getadelt und die Gerechtigkeit gelobt hören möchte. Sieh aber zu, ob bei dem, was ich eben sagte, auch dein Wille sei. – Im höchsten Grade von Allem, sagte ich; denn über welchen Gegenstand möchte ein verständiger Mensch in höherem Maße gerne sprechen und Gesprochenes hören? – Vortrefflich, sagte er, sprichst du da. – Und so höre denn nun betreffs dessen, was ich zuerst angeben zu wollen sagte, nemlich was wohl nach der Meinung der Leute und woher entstanden die Gerechtigkeit sei. Sie behaupten nemlich, von Natur aus sei das Unrechtthun ein Gut, das Unrechterleiden aber ein Uebel, dabei aber überwiege an der Menge des Uebels das Unrechtleiden noch weit über die Menge des Guten beim Unrechtthun, und nachdem nun die Menschen wechselseitig Unrecht thun und Unrecht erleiden und beides zu kosten bekommen, so scheine es folglich denjenigen, welche nicht fähig sind, dem einen hievon zu entgehen und das andere zu wählen, gewinnbringend, gegenseitig einen Vertrag zu machen, daß man weder Unrecht thun, noch Unrecht erleiden solle. Und von da an denn nun habe man begonnen, Gesetze und wechselseitige Verträge aufzustellen, und man habe das von dem Gesetze Gebotene sowohl ein Gesetzmäßiges, als auch ein Gerechtes genannt. Und dieß demnach sei die Entstehung und das Wesen der Gerechtigkeit, daß sie ein Mittleres sei zwischen jenem besten Falle, in welchem der Unrechtthuende straflos wäre, und jenem schlimmsten, in welchem der Unrechterleidende sich nicht rächen könnte; das Gerechte aber werde als ein Mittelding zwischen diesen beiden gerne gewünscht, nicht etwa weil es ein Gut sei, sondern weil man es wegen der Unfähigkeit des Unrechtthuns schätze, denn derjenige, welcher die Fähigkeit habe, Unrecht auszuüben und in Wahrheit ein Mann sei, werde niemals mit irgend Jemanden jenen Vertrag eingehen, weder Unrecht zu thun, noch Unrecht zu erleiden, denn wahnsinnig wäre es ja dann. Die Natur nun also der Gerechtigkeit, o Sokrates, ist diese und eine derartige, und die natürliche Quelle ihres Entstehens eben eine derartige, wie nemlich die Leute sagen.

3. Daß aber auch diejenigen, welche das Gerechte betreiben, nur aus Unfähigkeit des Unrechtthuns es unfreiwillig betreiben, möchten wir wohl am ehesten bemerken, wenn wir in Gedanken Folgendes veranstalten würden: wir würden nemlich jedem von beiden, sowohl dem Gerechten, als auch dem Ungerechten, volle Freiheit verleihen, zu thun, was jeder wolle, und dann würden wir ihnen zuschauend folgen, wohin jeden von Beiden die Begierde führen werde. Auf frischer That nun würden wir wohl den Gerechten ertappen, daß er den nemlichen Weg wie der Ungerechte in Folge der Unersättlichkeit gehe, denn dieß ist es, was als ein Gut jedwede Natur an sich zu verfolgen bestimmt ist, nur aber durch Gesetz und Gewalt wird jede zur Beachtung des Gleichmaßes hingelenkt. Es möchte aber wohl jene volle Freiheit, von welcher ich spreche, zumeist eine derartige sein, wenn ihnen jene Fähigkeit erwüchse, von welcher man sagt, daß sie einstens dem Sohne des Gyges, dem Vorfahren des LyderkönigesWer will es dem Plato oder jener historischen Mythe, aus welcher dieser schöpfte, verwehren, wenn hier jener bekannte Besitzer des unsichtbar machenden Ringes nicht Gyges selbst, sondern der Sohn eines Gyges heißt (wornach wahrscheinlich jener Leichnam in der Höhle kein anderer, als eben der seines Vaters war); denn die von Plato abweichende Erzählung bei Herodot (I, 8) wird man doch hoffentlich nicht zum Maßstabe nehmen wollen; alle übrigen späteren Berichte aber schöpfen entweder aus Plato oder aus Herodot. Letzterer nun erzählt die Sache folgendermaßen: der lydische König Kandaules hatte eine ausnehmend schöne Frau, und er glaubte seinen Vertrauten, welcher Gyges hieß, nur dadurch von der Schönheit derselben überzeugen zu können, daß er ihm Gelegenheit gab, sie in ihrem Schlafgemache entkleidet zu sehen; die Frau jedoch, welche den Neugierigen ertappte, ließ demselben nur die Wahl, entweder zu sterben oder den Kandaules zu tödten und als ihr Gemahl König von Lydien zu werden. Gyges entschied sich für letzteres und bestieg nach Ermordung des Kandaules den Thron von Lydien und ward Gründer jener Dynastie, deren letzter König Krösus war (dieser letztere ist auch hier unter der Bezeichnung der »Lyderkönig« gemeint. Wer aber irgend historischen Sinn hat, sieht hiemit ein, daß bei Plato und Herodot entweder zwei völlig verschiedene Erzählungen vorliegen, oder daß die platonische ältere, welche wahrhaft mythisch ist, in den von Herodot benützten Quellen bereits eine Umsetzung in die Form sogenannter Geschichte erfahren hatte. Liegt aber auf diese Weise ein verschiedenartiger Stoff den beiden Berichterstattern zu Grunde, so fällt jede Nothwendigkeit hinweg, den Text der platonischen Worte so zu ändern, daß er mit Herodot übereinstimmt. – Uebrigens unten, X, 12, kömmt Plato wieder auf diesen Gyges-Ring zurück. erwachsen sei. Es sei nemlich derselbe als Hirt bei dem damaligen Herrscher von Lydien in Dienst gewesen, und in Folge eines heftigen Platzregens und Erdbebens habe sich die Erde gespalten und eine Schlucht sei an dem Orte, wo...