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Afghanistan seit 2001 - Eine Beurteilung der Einsätze von Spezialkräften und konventionellen Truppen unter der Massgabe der USA

Daniel Holz

 

Verlag vdf Hochschulverlag AG, 2015

ISBN 9783728136602 , 268 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz DRM

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48,99 EUR


 

3 Methodische Vorgehensweise

Aktueller Forschungsstand:

Über den aktuellen Konflikt in Afghanistan wird zwar viel geschrieben, in einigen Beiträgen wird er auch als Krieg bezeichnet, der strategische Hintergrund aber, der nur aus einer Analyse im Gesamtzusammenhang des US-amerikanischen Interesses heraus zu verstehen ist, kommt deutlich zu kurz.

Will man sich dem Thema Afghanistan nähern, so kann man heutzutage nicht außer Acht lassen, dass dieses Land letztmalig von Alexander dem Großen wirklich erobert wurde und alle anderen Invasoren über kurz oder lang mehr oder weniger gescheitert sind.

Auch dem Einsatz der verschiedensten Waffensysteme und dem neuen Denkansatz für selbige seitens des US-Militärs wird nicht immer zur Gänze Rechnung getragen.

Gelegentlich wird, zumindest gemäß dem Autorenkollektiv Vick, Grissom u.a., in verschiedenen Publikationen, die eine gewisse Affinität zur US-Administration haben, nur ein Teilaspekt des Krieges und seiner Mittel beleuchtet.24

Ein Schwerpunktthema waren und sind der Luftkrieg im Zusammenhang mit COIN und die Diskussion über die Sinnhaftigkeit dieses Mittels in diesem Zusammenhang (siehe Air Power in a COIN Era).

Als nicht zielführend für die vorliegende Arbeit erweist sich die Herangehensweise an die Forschungsfrage mittels einer Kosten-Nutzen-Analyse oder einer reinen Netzwerkanalyse, der statistischen Auflistung und Auswertung von Anschlägen, Bombenangriffen, Operationen und Kosten der eingesetzten Truppen etc. Diese Methodik würde im vorliegenden Falle zu kurz greifen. Die Daten sind oft nicht belastbar, da es nicht möglich ist, Quantität und Qualität ausreichend zu validieren.

Die vorliegende Arbeit stellt eine Hypothesen generierende Fallanalyse der US-amerikanischen Gesamtstrategie dar sowie der militärischen Mittel, die bislang zum Einsatz kamen. Die qualitative Inhaltsanalyse wird mittels Zusammenfassung und Explikation als Auswertetechnik für die offiziellen Strategiepapiere und Militärdoktrinen durchgeführt.

Es geht auch nicht darum, Interdependenzen zwischen einzelnen Akteuren in den USA aufzuzeigen, sondern um eine Auswertung des politisch geforderten Handelns und der militärischen Umsetzung vor Ort in Afghanistan (immer aus Sicht der USA).

Am Rande finden normative Theorien aus verschiedenen Disziplinen Eingang in die Untersuchung, wie z.B. aus dem Bereich der politischen Philosophie oder der Rechtswissenschaft, immer unter dem besonderen Aspekt des Völkerrechts.

Um die Situation heute besser zu verstehen, kommt es darauf an, die militärstrategischen Erfahrungen der Vergangenheit (Erfahrungen der Briten in den Kolonialkriegen des 19. Jahrhunderts und der Sowjets in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts) mit dem jetzigen Vorgehen der USA abzugleichen. Hierbei ist die Zielsetzung des Einsatzes von Militär, aufgegliedert nach Raum, Zeit und Kräften und der daraus resultierenden quantitativen wie qualitativen Umsetzung durch das US-Militär seit 2001, unter dem Gesichtspunkt der Aufstandsbekämpfung zu hinterfragen und mögliche Parallelen sind aufzuzeigen.

Eine Feststellung gilt es zu beachten, die großen Einfluss auf den Ablauf von Operationen vor Ort hat. Unter militärstrategischer US-Führung agieren mehr oder weniger auch die anderen an der Terror- und Aufstandsbekämpfung beteiligten Nationen. Von Beginn an waren OEF und in der Folge auch ISAF amerikanisch dominiert und zur Umsetzung von US-Doktrinen indirekt gezwungen. So kann kritisch angemerkt werden, dass die Anfangsoperation im Rahmen eines Antiterroreinsatzes OEF eine amerikanische Operation ist, bei der durch die Beistellung kleinerer Kontingente von u.a. Spezialkräften anderer Nationen der Eindruck der Multilateralität geweckt werden sollte. Dass diese kleineren Kontingente befreundeter Nationen schon im Vorfeld viel mit den US-Kräften zusammengearbeitet hatten, erleichterte es diesen, die Nicht-US-Kräfte in die Gesamtoperation schneller zu integrieren, da viele Verfahren durchaus bekannt waren.

Beim weiteren methodischen Vorgehen muss davon ausgegangen werden, dass die USA ein unter rationalen Gesichtspunkten entscheidender Staat sind. Hierzu bieten sich bei der Untersuchung ihres Tuns durchaus die Rational-Choice-Methode und die qualitative Inhaltsanalyse an. Damit können die Absichten hinter bestimmten Handlungen erkannt werden. Durch die Analyse der US-Strategiepapiere und -Dokumente mit den nachvollziehbaren Kräften und dem Mittelansatz kann die Zielsetzung nachgewiesen werden, genauso wie das Scheitern ihrer Strategie und der von ihnen gesetzten Ziele. Aber diese Fragen sollen in der vorliegenden Arbeit nicht im Mittelpunkt stehen, allenfalls angeschnitten werden.

Die erkannte Absicht entspricht den eingesetzten Kräften und Mitteln (Denken + Wollen [Absicht] und Handeln + Tun [Kräfte]).

Auf eine Auswahl an Daten von Forschungseinrichtungen der NATO, der USA oder von Non Governmental Organisations (NGOs) wird zurückgegriffen werden, sofern diese öffentlich zugänglich sind.

Die Nachbarstaaten, verschiedene Ethnien, Daten zu herkömmlichen Kräften (amerikanischen wie Nicht-US-Kräften), US-Haushaltsdaten oder Special-Operation-Force-Operationen sind mit einzubeziehen, sofern diese Daten zugänglich und validierbar sind. Eine allumfassende Datensammlung und Auswertung aller möglicherweise zugänglichen Quellen sind nicht zielführend für die vorliegende Arbeit. Eine Beschränkung und Auswahl relevanter Daten lassen sich bei der Fülle der publizierten Informationen nicht umgehen.

Es gilt, die Feststellung herauszuarbeiten, die schon bei Clausewitz Eingang in seine kriegstheoretischen Überlegungen fand, dass die Teile (z.B. Geografie, Bewaffnung etc.) eines Konfliktes auf das große Ganze Einfluss haben, aber nur dann, wenn man sich den Gesamtplan vor Augen hält.25 Genau um diesen möglichen „Gesamtplan“ der USA geht es in der vorliegenden Arbeit. Unter anderem haben die USA ihre Gedanken diesbezüglich in ihren Papieren, wie der Grand Strategy von 2002, niedergeschrieben.

Darin definieren sie ihre anzustrebenden Ziele und mit welchen Mitteln und auf welche Art und Weise sie ihre nationalen Interessen durchzusetzen gedenken. Denn jedwede Bedrohung der nationalen Interessen gilt es seitens der USA abzuwehren.26

Und diese Abwehr inkludiert für die USA ganz selbstverständlich auch das äußerste Mittel, den Einsatz ihrer Streitkräfte, getreu dem verkürzt dargestellten clausewitzschen Lehrsatz von der Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln (durch Krieg: Anm. des Autors). Gerade dieses Junktim beschreibt gut die Abhängigkeit des Mittels Krieg (hier im Sinne von der Anwendung militärischer Gewalt) von der Politik, dem sich der Einsatz, sein Zweck und all seine Mittel unterzuordnen haben.

Denn wollte man der These folgen, der Krieg in Afghanistan könne nicht mehr mit militärischen Mitteln gewonnen werden und eine politische Lösung müsse gesucht werden, würde dies im Umkehrschluss bedeuten, dass sich der Konflikt losgelöst von politischer Einflussnahme abgespielt hätte und das Militär frei von politischen Absichten vor Ort agieren würde: eine Unterstellung, die nachweislich nicht haltbar ist, folgt man den strategischen Überlegungen der USA in ihren Strategiepapieren oder auch den Aussagen z.B. Zbigniew Brzezinskis als militärischer Sicherheitsberater, der er schon seit Jimmy Carters Zeiten ist, der eine starke US-Präsenz in Zentralasien schon lange vor den Ereignissen des 11. September 2001 forderte.

Dennoch kann postuliert werden, dass eine politische Sinn- und Zweckhaftigkeit des Afghanistaneinsatzes internationaler Truppen unter US-Führung zunehmend unschärfer wird.

Um eine bestimmte Absicht hinter einer Handlung zu erkennen, kann das Instrument der Rationalanalyse zum Tragen kommen. Voraussetzung ist, dass man beim Handelnden von einer bestimmten Ratio hinter seinem Verhalten ausgeht,27 so wie es den USA unterstellt werden kann.

Ein gesetztes Ziel soll möglichst mit effizienten und kostengünstigen Mitteln erreicht werden. Rationales Handeln kann als Ziel-Mittel-Rationalisierung seitens der handelnden USA verstanden werden, denn zwischen den zu erreichenden Zielen und den eingesetzten Mitteln muss eine zweckrationale Interdependenz vorherrschen, um die gesteckten Ziele mit größtmöglicher Effizienz zu erreichen. Dennoch können die Theorie und die aus ihr abgeleitete Strategie an den realen Gegebenheiten und Erfordernissen scheitern, da die tatsächlichen Umstände eines Krieges respektive militärischen Konfliktes nicht zur Gänze vorhersehbar und rational analysierbar sind.

3.1

Dokumentenanalysen

In die Untersuchung fließen öffentlich zugängliche Dokumente und Analysen genauso ein wie Primär- und Sekundärliteratur.

Es werden insbesondere diejenigen militärischen Quellen ausgewertet, soweit sie öffentlich zugänglich sind, die als Grundlagendokumente und Veröffentlichungen anzusehen sind. Sie dienen somit als „geistige“ Grundlage der Auswertung. Auch hier wird aufgrund der Fülle an Material eine kritische Auswahl getroffen werden müssen. Informationen von Sicherheitsbehörden können aufgrund ihres sensitiven Charakters nicht explizit ausgewiesen werden, fließen aber in die Bewertung und Schlussfolgerungen mit ein.

Aus den vorliegenden Dokumenten müssen mittels der...