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Poppers - Das Handbuch zur schwulen Sex-Droge

Micha Schulze, Christian Scheuß

 

Verlag Himmelstürmer Verlag, 2016

ISBN 9783863615949 , 154 Seiten

2. Auflage

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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13,99 EUR


 


Woher kommt der Name?


Um eine populäre Fehlinterpretation aus der Welt zu räumen: Das Substantiv „Poppers“ leitet sich nicht aus dem deutschen Verb „poppen“ ab. Obwohl es so prima passen würde: Unter dem Satz „Peter poppt“ stellt man sich im Ruhrgebiet einen Herrn namens Peter während des so genannten Beischlafes vor, und ein Dresdner würde übersetzen „Dieser tolle Peter ist mächtig gewaltig beeindruckend.“

 

„Poppers“ hat auch nichts mit „Popo“ zu tun, obwohl es bekanntlich in der Lage ist, so manchen Schließmuskel zu lockern. Ebenso wenig mit „Popanz“, auch wenn man sich nach dem Schnüffeln schon mal aufführt wie eine willenlose Vogelscheuche. Auch Popeye, der Seemann, ist dem Vernehmen nach lediglich süchtig nach Spinat und hat Olivia noch kein braunes Fläschchen unter die Nase gehalten. Zu guter Letzt: Poppers wird auch nicht am Popocatépetl hergestellt und ist – obwohl es nasal angewendet wird – keine Arznei gegen das Popeln.

 

Doch woher rührt nun dieser Name? Er hat etymologisch nichts zu tun mit dem Partysnack „Chili Poppers“ (obwohl „Rush“ auch scharf macht), auch nicht mit dem Energydrink „Power Poppers“ (obwohl „Jungle Juice“ auch ziemlich abgeht), ebenfalls nicht mit dem Kugel-Pyramiden-Puzzle „Poppers – Das Spiel“ (obwohl man im Poppers-Rausch auch mal gern mit zwei Bällen hantiert; siehe auch das Kapitel „Wo Poppers draufsteht, aber etwas anderes drin ist“).

 

Die einfache, nahezu popelige Lösung: Der angelsächsische Name „Poppers“ rührt von dem Geräusch des Öffnens (Knallen) der Glasampullen her, in denen das Herz-Medikament früher erhältlich war. Ein ebenso klangvoller Name wie Popcorn, auch wenn Poppers beim Konsumenten etwas mehr „knallt“ als gerösteter Mais mit Zucker oder Salz.

 

Wer Haschisch raucht, der „kifft“ und ist anschließend „stoned“. Wer Poppers schnüffelt, schnüffelt lediglich Poppers und ist anschließend im Poppers-Rausch... Schade: Für den Konsum von Rush & Co. hat die Szene bislang kein eigenes Verb entwickelt, auch ein Adjektiv für den merkwürdigen, ja einmaligen Zustand, in denen das geschnüffelte Riechwasser einen versetzen kann, fehlt. Dieser Zustand hält zwar nicht lange an, aber das ist doch kein Grund, ihm einen eigenen Namen zu verweigern, oder?

 

Wie wäre es mit „rushig“ oder „bepoppst“ als Zustandsbeschreibung des Rausches, wie mit „rushen“ und „poppsen“ für das Schnüffeln davor? Nicht poppig genug? Schick uns Deine Alternativvorschläge an poppers@queercom.net. Unter allen Einsendern verlosen wir – nein, keine braunen Fläschchen, sondern aus rechtlichen Gründen nur einen Popelinmantel.


Die chemische Zusammensetzung


Wenn ein Chemiker – dienstlich – mit Poppers hantiert, spricht er von Amylnitrit, Butylnitrit oder auch Isopropylnitrit. Und er verweist darauf, dass all diese wohl klingenden Stoffe zur großen Gruppe der Alkylnitrite gehören. Was steckt hinter diesen kryptischen Namen?

 

Poppers sind nichts anderes als Nitrite. Das heißt, sie bestehen zu einem Teil aus Nitrit (NO2-), also einem negativ geladenen Ion der salpetrigen Säure. Diese hat einen schlechten Ruf, da sie im Regenwasser für das Waldsterben mit verantwortlich ist. Wie alle Ionen ist auch NO2 nicht stabil, sondern sucht sich positiv geladene Teilchen, um die negative Ladung auszugleichen. Hier kommen Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H) ins Spiel. Am Nitrit bilden sie ein Alkylnitrit.

 

Je nachdem, wie viele Kohlenstoffe und Wasserstoffe sich anschließen, verändert der Stoff geringfügig seine Eigenschaften. Alkylnitrit wurde früher als Medikament für Herzpatienten verabreicht (zur Inhalation bei Angina pectoris) und bis vor einigen Jahrzehnten auch zur Geburtshilfe im Kreißsaal eingesetzt.

 

Poppers ist aber kein Nitrat, obwohl das oft selbst von Ärzten verwechselt wird. Nitrat (NO3-) wurde auch als Herzmittel genutzt, allerdings in Tablettenform verabreicht. Noch heute wird Amylnitrit eingesetzt, um Vergiftungen mit Blausäure zu bekämpfen. Nitrite werden ferner als Düngemittel genutzt, sind aber dann für Menschen giftig, wenn sie im Trinkwasser vorkommen. Nitrit wird dagegen sogar in Lebensmitteln als Farbstabilisator in Nitritpökelsalz verwendet. Es trägt die Bezeichnung E249 (Kaliumnitrit) und E250 (Natriumnitrit). Außerdem ist es in Wasser auch ein Fischgift.

 

In der Natur kommt Poppers nicht vor, es muss künstlich aus einfachen Alkoholen industriell produziert werden. Der Prozess ist allerdings zu kompliziert, als dass man es zu Hause in Eigenregie machen könnte. Im Chemieunterricht wird zwar oft mit salpetriger Säure und einer alkalischen Lösung Nitrit hergestellt, allerdings eignet sich das kaum als wirkungsvolles Duftwässerchen. Es hat nämlich die Eigenschaft, Wasser anzuziehen. Dadurch zersetzt es sich schnell und verliert seine Wirkung. Das ist daran zu erkennen, dass es anfängt, penetrant zu stinken. Ein Effekt, den so mancher sadistische Chemielehrer gerne ausnutzt. Für die professionelle Herstellung braucht man deshalb vor allem eine gute Abfüllanlage, die Poppers frei von Wasser hält.


Die Sorten


Die verschiedenen Poppers-Sorten unterscheiden sich nur durch die Zusammensetzung mit Kohlen- und Wasserstoffatomen. Das verändert unter anderem die Siedetemperatur. So kocht Isobutylnitrit bei 67 Grad Celsius, Amylnitrit bei 98 Grad. Der auffälligste Unterschied ist der Geruch, wobei dieser bei vielen Popperssorten oft durch das Beimischen von weiteren Alkylnitriten verändert wird. Ihre Wirkung entfalten alle Poppers-Sorten aber durch das Freisetzen von Stickstoffmonoxid (NO).

 

Amylnitrit (C5 H11 NO2)

So erblickte Poppers das Licht der Welt: Als erste Sorte wurde Amylnitrit 1844 hergestellt, eingesetzt als Mittel gegen Angina pectoris (Brustenge infolge einer Unterversorgung des Herzens). Heute ist es Bestandteil von Poppers-Sorten wie Kix. Als Nitroglycerin später entdeckt wurde, hatte Amylnitrit in der Medizin ausgedient. Das eher als Sprengstoff bekannte Nitrat setzte zu einem Siegeszug als Medikament an.

 

Isobutylnitrit (C4 H9 NO2)

Die derzeit populärste Poppers-Sorte, die beim Marktführer „Rush“ verwendet wird. Andere Sorten: Heavy Duty Bolt, Hardware Liquid Aroma, Man Scent oder TNT.

 

Isoproylnitrit (C3 H7 NO2)

Aus rechtlichen Gründen populär in Frankreich. Das ist der Wirkstoff, der in Marken wie Gate, Move oder Trip zu finden ist. Er wirkt etwas schwächer und entweicht zudem schneller aus der Flasche.

 

Cyclohexylnitrit (C6 H11 NO2)

Ähnliche Wirkung wie die anderen Nitrite. Ist vor allem in den USA populär. Dort ist es seit Anfang der neunziger Jahre im Handel, um ein Poppers-Verbot zu umgehen. Cyclohexylnitrit trägt meist die Aufschrift „VCR Cleaner“ (Videorekorder-Reiniger).

 

Welche Sorten am besten sind, entscheidet der persönliche Geschmack. Mancher Benutzer berichten, dass sie bei einem bestimmten Nitrit Kopfschmerzen bekommen, während ein anderes diese Wirkung nicht verursacht.


Die Marken


Monatlich kommen irgendwo auf der Welt neue Poppers-Sorten auf den Markt mit fantasievollen, wohl klingenden Namen wie Blue Boy oder Nitra Supra. Manche Firmen bringen auch denselben Mix unter verschiedenen Namen heraus, um in möglichst viele Marksegmente vorzudringen.

 

Dann gibt es – wie bei Waschmitteln – auch mal einen Markenrelaunch mit angeblich „neuer Formel“ oder „verbesserter Wirkung“. Einige Marken sind aber schon seit Jahrzehnten ein Renner. Hier eine Übersicht über die bekanntesten und beliebtesten Marken von A bis Z.

 

Amsterdam Poppers

Dieses Poppers geht gleich ins Hirn: Bei den Harten als besonders starker Kick geschätzt, soll dieses Mittelchen recht gut das Nachtleben von Amsterdam abbilden. Es enthält Alkylnitrit und ist in der großen 30ml-Flasche besonders ergiebig.

 

Amsterdam Special

Enthält Alkylnitrit und spielt ebenfalls auf das heiße Pflaster von Hollands Grachtenstadt an. Wirkt aber genauso wie das normale „Amsterdam“.

 

Bang Aroma

Diese Alkylnitrit-Mischung verursacht schon bei kleinen Mengen einen überraschend starken Effekt.

 

Blue Boy

Isobutylnitrit aus Kanada. Wegen seiner sanfteren Wirkung und des günstigen Preises in Deutschland sehr beliebt.

 

Bolt

„Die internationale Leder-Community hat seit über 20 Jahren eine Liebesaffäre mit Bolt“, so wirbt die amerikanische Produktionsfirma für Bolt. Das isobutylnitrithaltige Mittel wurde 1977 in Hollywood auf den Markt gebracht – und soll heute Lederklamotten reinigen. Zwar ist es wirklich unter Lederkerlen sehr beliebt – aber bei der Reinigung ihres Outfits sollen...