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Vergebung - Roman

Stieg Larsson

 

Verlag Heyne, 2009

ISBN 9783641203368 , 864 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

27. Kapitel Freitag, 15. Juli (S. 493-494)

Um 12 Uhr 30 schlug Richter Iversen mit seinem Hammer auf den Tisch und erklärte die Gerichtsverhandlung wieder für eröffnet. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass sich plötzlich eine dritte Person an Annika Gianninis Tisch befand. Holger Palmgren saß dort im Rollstuhl. »Guten Tag, Herr Palmgren«, sagte Richter Iversen. »Ist schon eine ganze Weile her, dass ich Sie in einem Gerichtssaal gesehen habe.« »Guten Tag, Richter Iversen. Manche Fälle sind eben so kompliziert, dass die jungen Kollegen ein bisschen Hilfe brauchen.« »Ich dachte, Sie wären nicht mehr als Anwalt tätig?«

»Ich war krank. Aber Anwältin Giannini hat mich in dieser Sache zu ihrem Beisitzer bestellt.« »Verstehe.« Annika Giannini räusperte sich. »Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass Holger Palmgren über Jahre hinweg Lisbeth Salander vertreten hat.« »Ich hatte gar nicht vor, gegen seine Anwesenheit zu protestieren«, erklärte Richter Iversen. Er nickte ihr zu, zum Zeichen, dass sie beginnen sollte. Sie stand auf. Die schwedische Unsitte, Gerichtsverhandlungen in formlosem Ton zu führen, hatte sie immer gehasst.

Da saßen sie dann alle gemütlich beisammen, als wäre die ganze Veranstaltung ein gemütliches Abendessen. Sie hingegen fühlte sich wesentlich besser, wenn sie im Stehen redete. »Ich möchte an die letzten Kommentare vom Vormittag anschließen. Dr. Teleborian, warum weisen Sie so konsequent alle Aussagen von Lisbeth Salander zurück?«

»Weil sie so offensichtlich unwahr sind«, erwiderte Teleborian. Er war ruhig und entspannt. Annika Giannini nickte und wandte sich an Richter Iversen. »Herr Richter, Dr. Teleborian behauptet, dass Frau Salander lügt und fantasiert. Die Verteidigung wird jetzt beweisen, dass jedes Wort, das in ihrer Autobiografie steht, wahr ist. Wir werden Beweise dafür erbringen. Bildlich, schriftlich und durch Zeugenaussagen. Der Staatsanwalt hat seine Sichtweise bereits dargelegt. Wir haben ihm zugehört und wissen nun, wie die genauen Anschuldigungen lauten.«

Plötzlich hatte Annika Giannini einen ganz trockenen Mund und merkte, wie ihr die Hände zitterten. Sie atmete tief durch und trank einen Schluck Mineralwasser. Dann umfasste sie mit beiden Hände fest ihre Stuhllehne, um ihre Nervosität zu verbergen. »Den Darlegungen des Staatsanwalts können wir entnehmen, dass er viele Ansichten hat, aber schmerzlich wenig Beweise. Er glaubt, dass Frau Salander in Stallarholmen auf Carl-Magnus Lundin geschossen hat.

Er behauptet, dass sie nach Gosseberga gefahren ist, um ihren Vater zu töten. Er vermutet, dass meine Mandantin paranoid-schizophren ist. Und diese Vermutungen bauen auf den Angaben einer einzigen Person auf, nämlich Dr. Peter Teleborian.« Sie legte eine Pause ein und holte tief Luft. Sie zwang sich, langsam zu sprechen. »Wenn er recht hat, ist das alles schön und gut; dann wäre meine Mandantin sicher am besten dran, wenn sie die qualifizierte psychiatrische Behandlung bekäme, die Dr. Teleborian und der Staatsanwalt fordern.« Pause. »Aber wenn Dr. Teleborian unrecht hat, dann sieht die Sache schon wieder ganz anders aus.