dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Wie der Soldat das Grammofon repariert - Roman

Sa?a Stani?i?

 

Verlag Luchterhand Literaturverlag, 2009

ISBN 9783641015435 , 448 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

9,99 EUR


 

"Wohin schlechter Musikgeschmack führt, was der Dreipunktemann anprangert und wie schnell ein Krieg ist, wenn er einmal Anlauf genommen hat (S. 77-78)

Meine Karre ist gleich auf dem Romanija stehen geblieben. Nicht zu fassen! Genau da, wo ich mit meinem Zoran einmal Pinkelpause gemacht habe, will der Motor nicht mehr. Nebel wie Zement, nach wie vor. Ich – zu Fuß weiter, dann kam der Bus. Der Fahrer hat Musik aufgedreht. Mein Kopf hat Schmerzen aufgedreht. Sag ich zu ihm: du bist nicht allein hier. Er lacht mich aus: bin ich nicht, aber ich fahre dich und solange ich dich fahre, gehört mir die Lautstärke und dir der Sitz. Da hat er Recht.

Das geb ich zu. Da streit ich mich nicht. Aber die Musik wird nicht nur nicht leiser, sie wird auch noch schlechter. Sie wird widerlich. Der hat eine Kassette reingetan und singt von den scharfen Schwertern an der blutigen Drina. Ich noch mal vor: gut, die Lautstärke und das Radio und das Lenkrad und die Geschwindigkeit und deine Nasenhaare gehören dir, aber das hier, das sind meine Ohren. Und das, womit meine Ohren und meine Drina sich abgeben müssen, damit bin ich nicht zufrieden und ganz und gar nicht einverstanden.

Und weil du mitsingst – da habe ich ihm gegen die Schulter getippt –, bin ich auch mit dir nicht zufrieden und ganz und gar nicht einverstanden. Als Fahrer nicht und als Mensch, der so einen Schwachsinn auswendig kann, auch nicht. Abschalten oder ich schieß dir die Eier weg! Der dreht aber bis zum Anschlag auf. In die Schlacht, alle Helden!, hat er mich angebrüllt, dass ich dachte, gleich fliegen wir von der Straße und das Letzte, was ich im Leben gehört habe, ist großserbisches Eselsgeschrei. Weil singen konnte der nicht, sonst wäre er auch kein Busfahrer geworden. Ich habe Kopfweh und mein Leben ist gerade nicht das einfachste Leben, habe ich dem Esel ins Ohr geflüstert. Und dass ich zwar Serbe bin, mich aber schäme, wenn ich so einen Müll höre.

Es gibt nichts Gefährlicheres als einen betrogenen Mann mit Kopfweh, der sich schämt und in seiner Tasche unter den Unterhemden eine geladene Flinte hat. Aleksandar, versprich mir, du drückst nie einem Busfahrer eine Flinte unters Auge, wirfst ihn aus seinem Bus, trittst ihn zusammen und erschießt seine Kassette! Pionierehrenwort! Es gibt keine Pioniere mehr, Halunke. Man ist lebenslänglich Pionier! Walross nickte zufrieden.

Ja, jetzt bin wohl ich der Bus, habe ich zu den Passagieren gesagt, und jeder kanns haben, wie er will. Ich bring euch vor die Haustür oder wohin auch immer, ihr habt dafür bezahlt. Wer nicht mit einem solchen Kopfweh und einer solchen Flinte mitfahren möchte, den lasse ich gleich raus, bin auch nicht sauer. Da waren also diese Gesichter, Männer und Frauen, sie haben mich angeguckt, alle ein bisschen besorgt und alle schwarzhaarig; alle – nur meine Milica rothaarig, sie saß auf dem Fünfer hinten und malte sich den Mund an."