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Gossip Girl 1 - Ist es nicht schön, gemein zu sein?

Cecily Ziegesar

 

Verlag cbj Kinder- & Jugendbücher, 2009

ISBN 9783641022839 , 256 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,99 EUR


 

s ist zurück!
»Hallo, hallo, hallo!«, jubelte Blairs Mutter und küsste die van der Woodsens nacheinander auf die glatten, hohen Wangen.
Schmatz, schmatz. Schmatz, schmatz. Schmatz, schmatz!
»Entschuldige bitte, dass wir so unangemeldet mit Serena auftauchen«, raunte Mrs van der Woodsen und fragte besorgt: »Ich hoffe, das bringt deine Planung nicht durcheinander?«
»Aber wo denkst du hin. Das ist doch überhaupt kein Problem«, versicherte ihr Mrs Waldorf. »Bist du denn übers Wochenende hier, Serena?«
Serena van der Woodsen, die gerade dem Hausmädchen Esther ihren alten Burberry-Mantel reichte, schüttelte den Kopf. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte ihre Gastgeberin an.
Wenn Serena lächelte, lächelte sie vor allem mit den Augen – mit ihren dunklen, nahezu meerblauen Augen. Es war die Art von Lächeln, das unsereins vor dem Badezimmerspiegel nachzuahmen versucht wie kleine Vollidiotinnen. Dieses hypnotisierende, zauberhafte »Versuch doch mal wegzuschauen«-Lächeln, das sogar Supermodels erst im Laufe jahrelangen Trainings perfektionieren. Tja, Serena beherrschte es ganz von allein.
»Nein, ich bin …«, begann sie, wurde jedoch von ihrer Mutter unterbrochen.
»Serena ist zu dem Entschluss gekommen, dass das Internat doch nichts für sie ist«, erklärte sie beiläufig, als sei das Ganze eigentlich nicht der Rede wert, während sie sich die Frisur glatt strich. Sie war die personifizierte Coolness, Modell »Dame in den besten Jahren«.
Die van der Woodsens waren alle so. Groß, blond, dünn und sagenhaft selbstsicher, und was sie auch taten – Tennis spielen, sich ein Taxi heranwinken, Spagetti essen oder aufs Klo gehen -, sie taten es mit äußerster Coolness. Ganz besonders Serena. Sie war die Art von cool, die man sich nicht mit der richtigen Handtasche oder den richtigen Jeans erkaufen kann. Sie war das Mädchen, das jeder Junge haben und das jedes Mädchen sein will.
»Ab morgen geht Serena wieder auf die Constance-Billard-Schule«, verkündete Mr van der Woodsen und bedachte seine Tochter mit einem Blick aus stahlblauen Augen, der in seiner eulenhaften Mischung aus Stolz und Missbilligung strenger wirkte als beabsichtigt.
»Ach? Da wird sich Blair aber ganz schrecklich freuen«, sagte Blairs Mutter und betrachtete Serena eingehend. »Meine Güte, du siehst entzückend aus!«
»Das sagt die Richtige.« Serena umarmte sie. »Wie unglaublich schlank du bist! Und die Wohnung ist traumhaft geworden. Tolle Bilder hast du!«
Eleanor Waldorf lächelte sichtlich geschmeichelt und legte Serena einen Arm um die hohe, schmale Taille. »Aber jetzt möchte ich dir meinen ganz besonderen Freund vorstellen, Serena – Cyrus Rose«, sagte sie. »Cyrus, das ist Serena.«
»Bezaubernd«, trompetete Cyrus. Er küsste Serena auf beide Wangen und drückte sie eine Spur zu innig an sich. »Sie fasst sich auch gut an«, fügte er hinzu und tätschelte Serenas Hüfte.
Serena kicherte, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Sie hatte in den vergangenen zwei Jahren viel Zeit in Europa zugebracht und war es gewöhnt, von harmlosen europäischen Lustmolchen begrapscht zu werden, die sie absolut unwiderstehlich fanden. Serena war der ultimative Lustmolch-Magnet.
»Serena und Blair sind die aller-aller-allerbesten Freundinnen«, klärte Eleanor Waldorf Cyrus auf. »Aber nach der zehnten Klasse ist Serena dann auf ein Internat, auf die Hanover Academy, gegangen und die Sommerferien hat sie in Europa verbracht.« Zu Serena sagte sie: »Die arme Blair hat dich letztes Jahr ganz furchtbar vermisst.« In ihren Augen glitzerte es verdächtig, als sie hinzufügte: »Gerade auch wegen der Scheidung. Aber jetzt bist du ja wieder bei uns. Blair wird begeistert sein.«
»Wo ist sie überhaupt?«, erkundigte sich Serena gespannt. Bei dem Gedanken an ein Wiedersehen mit ihrer alten Freundin färbte sich ihr makelloser blasser Teint rosarot. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um nach Blair Ausschau zu halten, wurde jedoch bald von den anderen Eltern umringt – den Archibalds, den Coates, den Basses und Mr Farkas, die sie zur Begrüßung küssten und willkommen hießen.
Serena war selig. Diese Menschen verkörperten für sie ihr Zuhause und sie war eine Ewigkeit nicht mehr zu Hause gewesen. Sie konnte es kaum erwarten, wieder in ihr altes Leben zurückzukehren. Mit Blair morgens zur Schule gehen, während der Doppelstunde Fotografie im Central Park auf dem Rücken im Gras liegen, Tauben und Wolken knipsen, rauchen, Cola trinken und sich wie echte Szenekünstlerinnen fühlen. In der »Star Lounge« im Tribeca Star Hotel Cocktails trinken, was unweigerlich in eine Pyjamaparty ausartete, weil sie zum Schluss zu abgefüllt waren, um nach Hause zu fahren, und in der Suite übernachten mussten, die Chucks Eltern dort hatten. In altmodischer Spitzenunterwäsche auf Blairs Himmelbett rumliegen, Gimlets trinken und Audrey-Hepburn-Filme schauen. Spicker für Lateinklausuren entwerfen – in Serenas Armbeuge war mit Permanentmarker immer noch amo, amas, amat eintätowiert (bloß gut, dass es lange Ärmel gibt). Auf dem Landsitz der van der Woodsens in Ridgefield, Connecticut, im klapprigen Buick des Verwalters herumbrettern und mit krächzenden Altweiberstimmen die dämlichen Choräle aus der Schule schmettern. Vor die Eingangstüren der Stadthäuser ihrer Klassenkameradinnen pinkeln, Sturm klingeln und wegrennen. Blairs kleinen Bruder Tyler an der Lower East Side aussetzen und gucken, wie lang er allein nach Hause braucht – im Grunde eine wohlmeinende pädagogische Maßnahme, denn von allen Schülern der St.-George-Schule wusste Tyler heute mit Abstand am besten, wo es langging. Im Pulk abtanzen gehen und in den engen Lederhosen fast fünf Kilo runterschwitzen. Als gäbe es an ihnen ein überflüssiges Gramm.
Mit Blair würde das Leben wieder so gnadenlos genial werden wie in der guten alten Zeit. Serena konnte es kaum erwarten.
»Da. Ich hab dir was zu trinken besorgt.« Chuck Bass hatte sich unter Ellbogeneinsatz einen Weg durch die umstehenden Eltern gebahnt und hielt Serena einen Whisky hin. »Willkommen zu Hause.« Er bückte sich, um sie auf die Wange zu küssen, verfehlte sie aber absichtlich, sodass seine Lippen auf ihrem Mund landeten.
»Du hast dich kein Stück verändert.« Serena griff nach dem Glas. Sie nahm einen tiefen Schluck. »Na, hast du mich vermisst?«
»Dich vermisst? Es muss heißen, hast du mich vermisst?«, sagte Chuck. »Los, Baby, spuck’s aus. Wieso bist du wieder da? Was ist passiert? Hast du dich verliebt?«
»Ach, Chuck.« Serena drückte seine Hand. »Du weißt doch genau, dass ich deinetwegen zurückgekommen bin. Ich will dich. Ich hab immer nur dich gewollt.«
Chuck trat einen Schritt zurück und räusperte sich. Er lief rot an. Serena hatte ihn eiskalt erwischt, was ihm nicht oft passierte.
»Tja, diesen Monat bin ich schon ausgebucht, aber ich setz dich gerne auf die Warteliste«, versuchte er, seine Unsicherheit zu überspielen.
Aber Serena hörte ihm schon nicht mehr zu. Ihre dunkelblauen Augen suchten den Raum nach den beiden Menschen ab, die sie lieber als alle anderen sehen wollte – Nate und Blair.
Endlich entdeckte Serena die beiden. Nate stand an der Tür und gleich hinter ihm Blair, die mit gesenktem Kopf an den Knöpfen ihrer schwarzen Wolljacke herumnestelte. Nate schaute in Serenas Richtung, und als sich ihre Blicke trafen, biss er sich auf die Unterlippe, was er immer tat, wenn er verlegen war. Dann lächelte er.
Dieses Lächeln. Diese Augen. Dieses Gesicht.
»Komm her«, formte Serena mit den Lippen und winkte ihn zu sich. Ihr Herz klopfte schneller, als Nate auf sie zukam. Er sah besser aus als in ihrer Erinnerung. Viel besser.
Nates Herz klopfte sogar noch schneller als ihres.
»Na du«, flüsterte Serena, als Nate sie umarmte. Er roch, wie er immer gerochen hatte. Wie der am frischesten geduschte, appetitlichste Junge der Welt. Serena traten Tränen in die Augen und sie schmiegte ihr Gesicht an Nates Brust. Jetzt war sie wirklich zu Hause angekommen.
Nate schoss das Blut in die Wangen. Cool bleiben, befahl er sich selbst. Aber er konnte nicht cool bleiben. Am liebsten hätte er sie hochgehoben, herumgewirbelt und immer wieder geküsst. »Ich liebe dich!«, hätte er gern gerufen, tat es aber nicht. Schaffte es nicht.
Nate war der einzige Sohn eines Kapitäns der Marine und einer mondänen Französin. Der Vater, ein fantastischer Segler, sah ausgesprochen gut aus, ging mit Streicheleinheiten aber eher sparsam um. Im Gegensatz zu seiner Frau, die Nate mit Zärtlichkeiten überschüttete und zu heftigen Gefühlsausbrüchen neigte. In diesen Phasen schloss sie sich mit einer Flasche Champagner in ihrem Zimmer ein und telefonierte mit ihrer Schwester in Monaco, die auf einer Jacht lebte. Der arme Nate...