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Zeit der Hoffnung - Roman

Nora Roberts

 

Verlag Blanvalet, 2009

ISBN 9783641021344 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

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1
Dana Steele hielt sich für eine flexible, offene Frau, die ein gerüttelt Maß an Geduld, Toleranz und Humor besaß.
Wahrscheinlich stimmten nicht alle Menschen mit dieser Selbsteinschätzung überein, aber sie konnten ja auch nicht wissen, dass ihr Leben ohne ihr eigenes Zutun innerhalb eines Monats völlig aus der Bahn geraten war und eine so unerwartete Wendung genommen hatte, dass sie sich weder zurechtfand noch den eingeschlagenen Weg erklären konnte.
Also ließ sie sich einfach treiben.
 
Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte sie hingenommen, dass Joan, die bösartige Direktorin der Bibliothek, ihre angeheiratete Nichte anderen Kandidaten, die qualifizierter, verlässlicher, gewissenhafter und ganz bestimmt attraktiver waren, vor die Nase gesetzt hatte. Aber sie, Dana, hatte sich doch gut gehalten und still ihre Arbeit gemacht, oder etwa nicht?
Und als durch die völlig ungerechtfertigte Beförderung der Nichte einer gewissen, wesentlich qualifizierteren Angestellten die Arbeitszeit und das Gehalt gekürzt wurden, hatte sie da die grässliche Joan und die unablässig stichelnde Sandi gewürgt, geviertelt und in die Umlaufbahn geschossen?
Nein, natürlich nicht. Und das bewies doch, wie gut sie sich beherrschen konnte.
Als ihr gieriger Blutsauger von Vermieter ihr zudem die Miete erhöht hatte, hatte sie ihm da etwa eine Stinkbombe vor die Tür gelegt? Nein, im Gegenteil, wieder einmal hatte sie heroische Selbstbeherrschung gezeigt.
Eigentlich sollten diese Tugenden schon Belohnung genug sein, aber Dana zog leider greifbarere Erfolge vor.
Wer immer diesen Quatsch erfunden hatte, dass sich eine Tür öffnete, wenn sich ein Fenster schloss, der verstand nichts von keltischen Göttern. Danas Tür hatte sich nicht nur geöffnet, sondern sie war aus den Angeln gehoben worden.
Und jetzt saß sie trotz der Erlebnisse in den letzten vier Wochen hinten im Auto ihres Bruders und fuhr mit ihm wieder einmal die steile, kurvenreiche Straße zu dem prächtigen Haus am Warrior’s Peak hinauf.
Dieses Mal stürmte es nicht wie damals, als sie und noch zwei andere Frauen von Rowena und Pitte eine Einladung zu »Cocktails und Gesprächen« bekommen hatten. Und dieses Mal fuhr sie auch nicht allein, und vor allem wusste sie genau, was sie erwartete und worauf sie sich eingelassen hatte.
Sie schlug ihr Notizbuch auf und las ihre Zusammenfassung der Geschichte, die sie bei ihrem ersten Besuch auf Warrior’s Peak gehört hatte.
 
Der junge keltische Gott, der König werden soll, verliebt sich während seines obligatorischen Aufenthalts in der Welt der Sterblichen (der meiner Meinung nach am Frühlingsanfang stattfindet) in ein Mädchen. Die Eltern lassen ihn gewähren, brechen die Regeln und erlauben ihm, das Mädchen hinter den Vorhang der Träume oder der Macht, wie er auch genannt wird, in das Reich der Götter zu bringen.
Einige Götter finden das gut, andere aber werden stinksauer. Es folgen Krieg, Streitigkeiten und Intrigen.
Der junge Gott wird König und macht die sterbliche Frau zur Königin. Sie bekommen drei Töchter.
Jede Tochter – sie sind alle Halbgöttinnen – hat eine besondere Gabe. Bei der einen ist es Kunst oder Schönheit, bei der zweiten Wissen oder Wahrheit, bei der dritten Mut oder Tapferkeit.
Die Schwestern stehen sich sehr nahe und wachsen zu glücklichen jungen Frauen heran, bla bla bla, sorgsam bewacht von der Lehrerin und dem Krieger, denen der Gottkönig diese Aufgabe übertragen hat.
Die Lehrerin und der Krieger verlieben sich ineinander und sind so abgelenkt, dass sie nicht mehr auf die Mädchen aufpassen.
In der Zwischenzeit schmieden Bösewichter ein Komplott. Sie wollen keine Menschen oder Halbgötter in ihrer Welt, vor allem nicht in Machtpositionen. Dunkle Mächte gehen ans Werk. Ein besonders böser Zauberer (der wahrscheinlich mit der Bibliotheksdirektorin Joan verwandt ist) ist ihr Anführer. Er belegt die Töchter mit einem Zauber, während die Lehrerin und der Krieger sich anhimmeln. Die Seelen der Töchter werden gestohlen und in einen Glaskasten, den Kasten der Seelen, eingeschlossen, der nur mit drei Schlüsseln, die Menschenhände drehen müssen, geöffnet werden kann. Die Götter wissen zwar, wo die Schlüssel sind, aber von ihnen kann keiner den Zauber brechen und die Seelen befreien.
Lehrerin und Krieger werden verbannt und durch den Vorhang der Träume in die Welt der Sterblichen gejagt. Dort kommen in jeder Generation drei Frauen zur Welt, die in der Lage sind, die Schlüssel zu finden und den Fluch zu beenden. Lehrerin und Krieger müssen die Frauen finden, und diese Frauen dürfen sich frei entscheiden, ob sie die Suche annehmen oder ablehnen.
Jede hat eine Mondphase lang Zeit, um einen Schlüssel zu finden. Wenn die Erste versagt, ist das Spiel vorbei. Und es gibt auch eine Strafe – jede verliert irgendein Jahr ihres Lebens. Hat sie jedoch Erfolg, macht sich die Zweite auf die Suche und so weiter. Ein widerlich kryptischer Hinweis – die einzige Hilfe, die Lehrerin und Krieger den drei glücklichen Auserwählten geben dürfen – erfolgt zu Beginn des Vier-Wochen-Zyklus.
Ist die Suche erfolgreich beendet, wird der Kasten der Seelen geöffnet, und die Glastöchter werden befreit. Und die drei Frauen bekommen jede eine Million Dollar.
 
Eine hübsche Geschichte, überlegte Dana. Allerdings wohl nur so lange, bis man herausfand, dass es gar keine Geschichte war, sondern Wirklichkeit. Und bis man erkannte, dass man eine von den drei Frauen war, die auserkoren waren, den Kasten der Seelen zu öffnen.
Danach war alles nur noch äußerst seltsam. Und gab man dann noch den dunklen, mächtigen Zauberergott Kane dazu, der nicht zulassen wollte, dass man Erfolg hatte und einen Dinge sehen ließ, die gar nicht da waren, dann konnte man echt Angst bekommen.
Aber die Situation hatte auch ihr Gutes. Sie war zwei wirklich interessanten Frauen begegnet, und da sie von Anfang an das Gefühl gehabt hatten, sich schon ihr ganzes Leben lang zu kennen, hatten sie beschlossen, gemeinsam ein Geschäft zu eröffnen. Und eine Frau war die große Liebe ihres Bruders geworden.
Malory Price, die organisierte Geschäftsfrau mit dem Herzen einer Künstlerin, hatte nicht nur einen Zauberer, der bereits ein paar tausend Jahre auf dem Buckel hatte, überlistet, sondern auch den Schlüssel gefunden, das Schloss aufgeschlossen und den Kerl in seine Schranken verwiesen. Und das alles in knapp vier Wochen.
Dana und ihrer Freundin Zoe würde es schwer fallen, noch besser zu sein.
Andererseits, dachte Dana, waren Zoe und sie nicht durch irgendwelche romantischen Verstrickungen abgelenkt. Und sie, Dana, hatte kein Kind wie Zoe, für das sie sorgen musste. Nein, Dana Steele war frei wie ein Vogel und brauchte sich nur voll und ganz auf den Schlüssel zu konzentrieren.
Wenn sie als Nächste am Zug war, dann sollte Kane sich warm anziehen.
Dabei hatte sie gar nichts gegen Romantik, überlegte sie, und schlug das Notizbuch wieder zu, während sie müßig aus dem Fenster blickte. Nein, sie mochte Männer.
Na ja, die meisten Männer.
Vor einer Million Jahren war sie sogar mal in einen verliebt gewesen. Aber damals war sie jung und dumm gewesen. Jetzt war sie viel klüger.
Jordan Hawke mochte ja nach Pleasant Valley zurückgekommen sein, und er mochte auch versucht haben, bei der Suche nach dem Schlüssel mitzumischen, aber er gehörte einfach nicht mehr zu Danas Welt.
Für sie war er nicht existent, es sei denn, er wand sich nach irgendeinem schrecklichen Unfall vor Schmerzen oder er hatte eine schwere, entstellende Krankheit.
Blöd war nur, dass ihr Bruder Flynn so geschmacklos war, ihn zum Freund zu haben. Aber das konnte sie Flynn verzeihen. Insgeheim rechnete sie ihm seine Treue sogar hoch an, denn immerhin kannten er, Jordan und Bradley Vane sich schon seit Kindertagen.
Und irgendwie hatten Jordan und Brad ja ebenfalls mit der Geschichte zu tun. Damit würde sie sich eben abfinden müssen.
Als Flynn einbog, um durch das offene Eisentor zu fahren, hob sie den Kopf, um zu den beiden riesigen Steinkriegern emporzublicken, die die Einfahrt zum Haus bewachten.
Groß, gut aussehend und gefährlich, dachte Dana. Solche Männer hatten ihr immer schon gefallen – selbst wenn es nur Skulpturen waren.
Sie selber hätte gut zu diesen Steinkriegern gepasst – sie war groß und hatte die Figur einer Amazone. Dana fuhr sich mit den Fingern durch die langen braunen Haare. Seit Zoe, die seit kurzem arbeitslose Friseurin und Danas neue beste Freundin war, ihr einen neuen Haarschnitt und Strähnchen verpasst hatte, fielen sie glockenförmig um ihr Gesicht, ohne dass Dana etwas dafür tun musste. Das ersparte ihr morgens viel Zeit, was sie sehr schätzte, zumal sie zu so einem Zeitpunkt nie auf der Höhe war. Und die Frisur schmeichelte ihr, was ihrer Eitelkeit entgegenkam.
Mit ihren tiefdunkelbraunen Augen blickte sie auf das elegante,...