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Einsteins Gegner - Die öffentliche Kontroverse um die Relativitätstheorie in den 1920er Jahren

Milena Wazeck

 

Verlag Campus Verlag, 2009

ISBN 9783593405803 , 429 Seiten

Format PDF, OL

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Anfang der 1920er Jahre legte Gehrcke eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsartikeln über Einstein und die Relativitätstheorie an. Die Sammlung ist, da sie vorwiegend von Ausschnittsdiensten bestückt wurde, repräsentativ. Ursprünglich umfasste die Sammlung ca. 5.000 Artikel, einige Mappen sind jedoch im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Die ca. 2.700 erhalten gebliebenen Artikel sind im Nachlass enthalten und stellen eine wichtige Quelle zur öffentlichen Diskussion um die Relativitätstheorie dar.31 Ergänzend wird Material, insbesondere Korrespondenz, aus dem Nachlass von Arvid Reuterdahl herangezogen, der die treibende Kraft hinter der Entstehung eines internationalen Netzwerks der Einsteingegner in den frühen 1920er Jahren war. Der Nachlass ist vor wenigen Jahren von den Nachkommen an die University of St. Thomas, St. Paul, Minnesota übergeben worden und im Hinblick auf die Materialien zu Reuterdahls Gegnerschaft zur Relativitätstheorie wie der Nachlass Gehrckes für die vorliegende Arbeit erstmalig ausgewertet worden. Die Korrespondenz der Einsteingegner untereinander stellte für die Untersuchung eine besonders aufschlussreiche Quelle dar. Außerhalb der Nachlässe von Gehrcke und Reuterdahl ist die Quellenlage zu den außerakademischen Einsteingegnern dürftig, es gibt kaum Nachlässe und die Standardnachschlagewerke enthalten meist keine biographischen Angaben. Teilweise haben sich die Wege der außerakademischen Einsteingegner mit denen der kleinen und großen wissenschaftlichen Koryphäen gekreuzt, und sie haben in deren Nachlässen Spuren hinterlassen. Hier konnte selbstverständlich keine systematische Durchsicht erfolgen, sondern ich habe mich darauf beschränkt, in Einzelfällen konkreten Hinweisen nachzugehen. Die Tabelle auf Seite 25 gibt eine Übersicht über die in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehenden Einsteingegner. Die Personen, die im Netzwerk der Einsteingegner eine besonders bedeutende Rolle spielten, werden zusätzlich in Biographie-Boxen vorgestellt. Die Arbeit enthält des Weiteren drei Fallstudien zu Einsteingegnern, die verschiedenen außerakademischen Kontexten zugeordnet werden können. Hier wurden exemplarische Fallstudien als Darstellungsweise gewählt, um die Verbundenheit außerakademischer Argumentationen nicht nur mit der jeweiligen Biographie sondern auch mit den sozialen und epistemologischen Rahmenbedingungen spezifischer weltanschaulicher Kontexte in der angemessenen Tiefe nachvollziehbar zu machen. Die Einsteingegner waren eine äußerst heterogene Gruppe, die sowohl inhaltliche als auch soziale Konflikte mit der modernen Physik austrug. Je nach Art der Konflikte werden die Einsteingegner in dieser Arbeit deshalb in verschiedene Kategorien eingeteilt. So ist in Bezug auf die inhaltliche Kritik eine Differenzierung zwischen vorwiegend klassisch-physikalisch, philosophisch oder auf Grundlage einer »eigenen Theorie« argumentierenden Einsteingegnern bzw. Welträtsellösern (zu diesem Begriff vgl. S. 33) angebracht. Im Hinblick auf die sozialen Marginalisierungsprozesse ist hingegen eine Unterscheidung nach dem gesellschaftlichen Status hilfreich. Auf dieser Ebene war das Verhältnis von institutionalisierter akademischer Wissenschaft und Einsteingegner weniger von der Art der inhaltlichen Argumentation als vielmehr von der Ausbildung und dem ausgeübten Beruf, also von der vorhandenen bzw. fehlenden Zugehörigkeit des Einsteingegners zur akademischen Physik oder Philosophie bestimmt. In der vorliegenden Arbeit wird deshalb zwischen akademischen Physikern, akademischen Philosophen bzw. akademischen Einsteingegnern und außerakademischen Einsteingegnern unterschieden. Dabei korrespondieren akademische Ausbildung und Art der inhaltlichen Kritik in hohem Maße miteinander (der Physiker argumentiert im Allgemeinen physikalisch, der Philosoph philosophisch, der Ingenieur beispielsweise vor dem Hintergrund seiner Druckkrafttheorie), gehen aber nicht ineinander auf (der Physiker argumentiert auf der Grundlage seiner eigenen Theorie, der Ingenieur argumentiert physikalisch).