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Flieh nicht vor der Liebe, Gracie!

Laura Marie Altom

 

Verlag CORA Verlag, 2010

ISBN 9783862950836 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

  • Handbuch der Internen Revision - Ein praxisorientierter Leitfaden am Beispiel eines Industrieversicherers
    Personalmanagement für Agenturen und Makler in der Versicherungswirtschaft
    Moderne IT-Systeme als Wettbewerbsfaktor für Versicherungsunternehmen
    Grundbegriffe der Unfallmedizin - Lehrgang für Sachbearbeiter in der Privaten Unfallversicherung
    Der Versicherungsvertreter - Status - Rechte - Pflichten im aktuellen Recht
    Das Neue VVG kompakt - Ein Handbuch für die Rechtspraxis
    100 Fragen zur betrieblichen Versorgung des GGF/GF und seiner Angehörigen - Mit sozialversicherungsrechtlicher Beurteilung
    Allgemeine Unfallversicherungsbedingungen (AUB 2008) - Motive und Erläuterungen
  • Interne Modelle nach Solvency II - Schritt für Schritt zum internen Modell in der Schadenversicherung
    Produktmanagement in Versicherungsunternehmen
    Verständliche Gestaltung Allgemeiner Versicherungsbedingungen am Beispiel der AKB
    Ärzte zwischen Heilauftrag und Kostendruck - Haftungsfragen bei Unterlassung ärztlicher Behandlungen aufgrund Wirtschaftlichkeitserwägungen
    Klassische und moderne Formen der Rückversicherung
    Kommentar zur Bauleistungsversicherung (ABN/ABU 2008)

     

     

     

 

 

1. KAPITEL

Krach!

Die Tür des Lagerraums knallte zu, und es wurde stockdunkel um U.S. Marshal Beau Sanders.

„Mrs. Sherwood?“, rief er. Adrenalin schoss ihm durch die Adern. Wachsam spannte er sich an, als das schwache Deckenlicht anging. „Alles in Ordnung?“

Keine Antwort.

Die Weingläser, die er für die zierliche Südstaatenschönheit herumgeschleppt hatte, weil sie im achten Monat schwanger war, waren ihm im Augenblick völlig egal. Mit einem Klirren stellte Beau die Gläser zu seinen Füßen ab, dann rannte er zum Ausgang.

„Mrs. Sherwood, sagen Sie doch was!“ Die Hand an der Klinke, die Schulter gegen das Holz gestemmt, warf sich Beau mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Aber da tat sich nichts. Irgendjemand musste den Ausgang verbarrikadiert haben. „Mrs. Sherwood? Gracie?“

Immer noch nichts.

Und natürlich hatte er sein Walkie-Talkie im Gastraum des Restaurants liegen lassen. So glatt, wie die Operation bisher gelaufen war, hatte er nicht gedacht, dass er ein Headset brauchen würde.

Was jetzt?

Hatte der Exmann der Meisterköchin, seines Zeichens flüchtiger Verbrecher, sie erwischt? Oder ein paar bezahlte Killer? War sie ohnmächtig geworden? Noch vor einer Minute hatte sie kerngesund auf ihn gewirkt.

„Okay, denk nach, Mann. Nachdenken.“ Die Hände in die Hüften gestemmt, schaffte er es exakt zwei Sekunden, einen kühlen Kopf zu bewahren, ehe er erneut versuchte, die Tür einzuschlagen. Das brachte ihm jedoch nur geprellte Knöchel ein. Also ging er zu Plan B über, der im Wesentlichen darin bestand, aus Leibeskräften zu schreien.

„He, Mason! Mulgrave! Wolcheck! Hört mich jemand?“

Keine Antwort. Also Plan C.

Auf einem Regal mit schmutzigen Werkzeugen stach ihm ein Spachtel ins Auge. Den benutzte er, um einen Keil zwischen die Angeln der Tür zu treiben. Die obere löste sich ohne Schwierigkeiten. Die zweite war verrostet. Aber mit zusammengebissenen Zähnen gelang es ihm, sie ebenfalls zu lösen. Beau schaffte es, die schwere Tür lange genug zu halten, um sie aus den Angeln zu heben und gegen das nächstgelegene Regal zu lehnen.

Er zog seine Pistole aus dem Holster und entsicherte die Waffe, auf alles gefasst. Wie vermutet hatte jemand von außen die Tür mit einer Eisenstange blockiert.

Er duckte sich darunter hindurch.

In der jetzt dunklen Eingangshalle wusste er nicht, was er erwarten sollte. Eine schnelle Durchsuchung förderte nicht ein einziges langes blondes Haar zu Tage, das ihm als Anhaltspunkt hätte dienen können.

Gracie Sherwood war praktisch wie vom Erdboden verschluckt.

Das machte Beau nicht nur wütend, weil er seinen Job, Zeugen zu beschützen, sehr ernst nahm, sondern weil er Mrs. Sherwood auf Anhieb gemocht hatte. Sie war süß, tapfer und wehrlos.

Mit hängendem Kopf machte Beau sich auf den langen Weg nach draußen, wo der Rest seines Teams auf ihn wartete. Per Walkie-Talkie alarmierte er die beiden Männer, die um das Gebäude herum patrouillierten.

„Ich nehme nicht an, dass einer von euch Mrs. Sherwood gesehen hat?“, fragte er, als alle versammelt waren.

Villetti lachte leise. „Du machst Witze, oder?“

Mit zusammengebissenen Zähnen seufzte Beau. „Sehe ich vielleicht so aus? Mason, Wolcheck, tut mir einen Gefallen und seht mal in der Garage am Ende der Straße nach, ob ihr Auto noch da ist.“

Fünf Minuten später waren die beiden wieder da.

Das Auto von Gracie Sherwood nicht.

Was konnte das bedeuten? Hatte jemand sie im eigenen Wagen entführt?

Beaus Magen verkrampfte sich.

Klar, möglich war es. Wahrscheinlicher war jedoch, dass sie ihn irgendwie aufs Kreuz gelegt hatte. Gracie hatte ihren Südstaatencharme und ihre Lockenmähne eingesetzt, um ihn in den Lagerraum zu locken. Dann hatte sie ihn eingesperrt und war abgehauen. Aber warum? Wollte sie sich mit ihrem Exmann zusammentun? Oder war sie vor ihm auf der Flucht und dachte, sie wäre alleine sicherer?

„Also, was ist passiert?“, fragte sein jüngerer Bruder Adam. „Hast du was von einem Kampf gehört?“

„Keinen Laut.“

„Was hast du jetzt vor?“, fragte Brenda, Adams bester Kumpel und die einzige Frau im Team. „Das ist ein ziemlich wichtiger Fall für den Boss. Wenn der rausfindet, dass du sie äh … verloren hast, also …“ Sie beendete den Satz mit einem vielsagenden Pfiff.

Ganz egal, was es kostete, ganz egal, wo ihn die Verfolgungsjagd hinführen würde, Beau musste Gracie Sherwood wiederfinden – und zwar sofort.

Fünfzehn Minuten nach ihrer spektakulären Flucht hielt Gracie Sherwood mit ihrem riesigen Oldtimer, einem rosa Cadillac Cabriolet, an einer Tankstelle. Den Namen ihres Mannes, Delgado, hatte sie schon vor langer Zeit zu Gunsten ihres Mädchennamens aufgegeben.

In der Tankstelle suchte sie kurz die Toilette auf, bezahlte das Benzin, ein Päckchen Mini-Donuts mit Puderzucker, eine Banane und eine Flasche Orangensaft. Dann setzte sie sich wieder ans Steuer.

Sie versuchte, einen ordentlichen Radiosender zu finden. Aber so weit weg von Portland bekam sie nur statisches Rauschen rein. Vor einer Woche hatte irgendein Idiot ihr die Antenne abgebrochen. Das hatte einem besonders miesen Jahr den Rest gegeben.

Zu entdecken, dass der welt- und wortgewandte Vicente Delgado, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte, in unvorstellbar schmutzige Geschäfte verwickelt war, also, das war schon schlimm genug gewesen. Aber was danach passiert war, hatte sie beinahe zugrunde gerichtet.

Während der schwül-heiße Sommerwind ihr das Haar zerzauste, konzentrierte Gracie sich auf die gewundene Bergstraße. Sie ignorierte den Kloß, den sie im Hals hatte, und packte das Steuerrad mit einem festeren Griff.

Solange Vicente hinter Gittern war, hatte sie geglaubt, in Sicherheit zu sein – wenigstens bis sie ihm in einem Monat als Zeugin vor Gericht gegenüberstehen musste. Ihr Glück, dass ausgerechnet sie sein Geschäftstagebuch gefunden hatte, in dem er peinlich genau jedes illegale Unternehmen, in das er verwickelt war, aufgeführt hatte. So wie Gracie Vicente kannte, war er nie auf den Gedanken gekommen, dass jemand die Unterlagen finden könnte – geschweige denn, sie gegen ihn verwenden könnte.

Obwohl Gracie in einer Woche den achten Monat ihrer Schwangerschaft erreichen würde, war sie jetzt auf dem Weg zum Kochwettbewerb „Culinary Arts Invitational“, kurz CAI, der in knapp zwei Wochen in San Francisco stattfand. Wenn sie den Wettbewerb gewonnen hatte, wollte Gracie zum Haus ihrer Eltern nach Deerwood in Georgia weiterfahren.

Als Köchin hatte sie ihr ganzes Leben lang für diese Chance gearbeitet. Ehe sie die Wahrheit über Vicente herausgefunden hatte, wären die hunderttausend Dollar Preisgeld nur das Sahnehäubchen für ein Leben gewesen, das sie irrtümlicherweise bereits für perfekt gehalten hatte. Jetzt, wo ihr Restaurant pleite war, weil die Nachrichten über Vicentes schmutzige Geschäfte an die Öffentlichkeit gelangt waren, bedeutete der Hauptpreis eine zweite Chance für Gracie und ihr Baby.

Als sie von Vicentes Gefängnisausbruch erfahren hatte und es nach Angaben der Polizei von Portland hieß, dass er sie erledigen wollte, hatte sie das zuerst nicht geglaubt.

Andererseits, warum nicht?, dachte sie und lachte bitter. Der Mann hatte ihr ja bereits Unfassbares angetan. Warum sollte er sie jetzt nicht auch noch ganz beseitigen?

Nachdem sie dann bei einem Nachmittagsspaziergang nur knapp einer Entführung entkommen konnte, war sie wieder zur Polizei gegangen. Und die hatte Gracie an das Zeugenschutzprogramm der U.S. Marshals weitergereicht.

Gracie hatte versucht, der Polizei die Sache mit dem Wettbewerb in San Francisco zu erklären: Sie musste da einfach hin, denn das war für sie die einzige Chance, genug Geld zu bekommen, um wieder ein Restaurant zu eröffnen und sich ein neues Leben aufzubauen. Aber man hatte einfach Nein gesagt. Gracie war als Zeugin zu wertvoll, um sie einfach so gehen zu lassen.

Als Zeugin.

Mehr bedeutete sie nicht für diese Leute.

Wie viel Gracie gelitten hatte, war ihnen nicht klar. Wie schlimm das alles immer noch für sie war. Und erst für ihre unschuldige kleine Tochter.

Zum Glück waren die Polizisten, die Gracie beschützen sollten, sogar noch größere Machos als die Schlägertypen ihres Ehemanns. Daher war es noch einfacher, ihnen zu entkommen.

Den netten Polizisten in der Vorratskammer einzuschließen, tat ihr leid. Aber ehrlich, was hätte sie sonst tun sollen? Von jetzt an waren der freundliche Marshal und der Rest seiner Leute ihre Feinde in der wichtigsten Schlacht, die sie jemals schlagen würde.

Im Kampf um ihr Leben. Um Normalität.

Vermutlich würde allein schon die Entdeckung, dass ihr Ehemann ein Verbrecher war, die meisten Frauen umbringen. Doch was danach geschehen war …

Nein. Das gehörte jetzt der Vergangenheit an. Darüber würde sie niemals wieder sprechen. Daran würde sie nie wieder denken.

Schon seit sie als dreijähriges Mädchen mit ihren Puppen gespielt hatte, wollte Gracie Mutter...