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Ein Millionär zum Verlieben

Raye Morgan

 

Verlag CORA Verlag, 2010

ISBN 9783862950867 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

  • Klassische und moderne Formen der Rückversicherung
    Kommentar zur Bauleistungsversicherung (ABN/ABU 2008)
    Handbuch der Internen Revision - Ein praxisorientierter Leitfaden am Beispiel eines Industrieversicherers
    Personalmanagement für Agenturen und Makler in der Versicherungswirtschaft
    Moderne IT-Systeme als Wettbewerbsfaktor für Versicherungsunternehmen
    Grundbegriffe der Unfallmedizin - Lehrgang für Sachbearbeiter in der Privaten Unfallversicherung
    Der Versicherungsvertreter - Status - Rechte - Pflichten im aktuellen Recht
    Das Neue VVG kompakt - Ein Handbuch für die Rechtspraxis
  • 100 Fragen zur betrieblichen Versorgung des GGF/GF und seiner Angehörigen - Mit sozialversicherungsrechtlicher Beurteilung
    Allgemeine Unfallversicherungsbedingungen (AUB 2008) - Motive und Erläuterungen
    Interne Modelle nach Solvency II - Schritt für Schritt zum internen Modell in der Schadenversicherung
    Produktmanagement in Versicherungsunternehmen
    Atem und Bewegung - Theorie und 111 Übungen
    Der Atem - Quelle von Entspannung und Vitalität
    Verständliche Gestaltung Allgemeiner Versicherungsbedingungen am Beispiel der AKB
    Ärzte zwischen Heilauftrag und Kostendruck - Haftungsfragen bei Unterlassung ärztlicher Behandlungen aufgrund Wirtschaftlichkeitserwägungen
 

 

1. KAPITEL

Diana Collins schreckte mit klopfendem Herzen aus dem Schlaf hoch. Sie lag ganz still da, starrte in die Dunkelheit ihres Zimmers und lauschte. Kein Zweifel, sie hatte ein Geräusch gehört.

Es war eine laue Sommernacht, und alle Fenster ihres kleinen Häuschens standen weit offen. Das brachte eine angenehm frische Brise herein, aber natürlich war es auch leichtsinnig. Schließlich wohnte sie hier allein auf dem Land.

Da, jetzt hörte sie es wieder. Zum Glück kam es eindeutig von draußen. Eine Männerstimme. Und dieser Mann … sang!

Langsam hob sie den Kopf. Sie kannte das Lied ebenso gut wie diese Stimme.

„Cameron“, flüsterte sie. Mit einem Mal war ihre Furcht verschwunden, und eine andere Art von Aufregung erfasste sie. Diana lächelte. „Cameron, du Verrückter!“

Schnell sprang sie aus dem Bett, lief die paar Schritte ans Fenster und schaute hinaus zum nahen See. Am Steg unten entdeckte sie eine dunkle Gestalt, die an einem Pfosten lehnte. In der Hand des nächtlichen Besuchers glitzerte eine Flasche im Mondlicht. Mit ausgebreiteten Armen brachte er sein Lied zu Ende. Er sang mit melodiöser und wohlklingender Stimme – allerdings nicht ganz treffsicher.

„Ach, Cameron“, murmelte Diana halb lachend und halb verzweifelt. Ziemlich genau zehn Jahre mussten vergangen sein, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte. Echte Freude erfüllte sie, während sie hastig den Morgenmantel über ihr dünnes Nachthemd zog. Zumindest auf den ersten Blick konnte sie damit ihren deutlich gerundeten Babybauch verbergen.

Gerade erst hatte sie gedacht, sie hätte endlich mit der Vergangenheit abgeschlossen. Doch ihre Gefühle waren einfach stärker, sie konnte nichts dagegen tun. Cameron war wieder da.

Cameron Wellington Van Kirk der Dritte hatte zu viel getrunken, das war nicht zu leugnen. Und da er sonst kaum mehr trank als ein Glas Rotwein zum Essen, hatte es ihn unerwartet schnell und gründlich erwischt. Es kam ihm so vor, als würde er in einem warmen, sanften Strom treiben. Es fühlte sich ungewohnt an und zugleich auch irgendwie sehr nett.

„Vielleicht etwas zu nett“, murmelte er. Dabei versuchte er, wie Humphrey Bogart zu klingen und entschlossen und lässig dreinzublicken. Es gelang ihm nicht so recht, aber das machte keinen Unterschied: Weit und breit war ohnehin keine Menschenseele zu sehen. Er war allein mit sich, dem See, dem sanften Mondlicht und seinen Erinnerungen.

Der alte Song über Diana ging ihm nicht aus dem Kopf. Er musste ihn einfach noch einmal singen.

Da rief in der Nähe ein Käuzchen. Im nächsten Augenblick flog es so dicht an ihm vorbei, dass er den Lufthauch der Flügel spürte.

Automatisch drehte er sich um, und da sah er sie.

Diana!

So ganz in Weiß gekleidet wirkte sie fast wie ein magisches Wesen aus einer anderen Welt. Leicht kniff er die Augen zusammen, um sie besser erkennen zu können. Er hatte Diana nie als Engel betrachtet. Seine Diana war ein Mädchen, das mit beiden Beinen fest auf der Erde stand. So hatte er sie all die Jahre in Erinnerung behalten.

„Diana?“, flüsterte er. „Bist du das?“

Fasziniert beobachtete er, wie sie zum Steg kam. Er musste blinzeln und schüttelte den Kopf. Sie schien zu schweben. Berührten ihre Füße gar nicht den Boden? Ihr blondes Haar schimmerte im Mondschein, und ihr langer Morgenmantel wehte im Wind. Cameron stand nur da und hielt bei dem Anblick den Atem an.

Wie hatte er es bloß ohne Diana ausgehalten? Wie hatte er je von ihr weggehen können?

„Cameron?“, fragte sie leise. „Bist du’s wirklich?“

Wortlos starrte er sie an. „Ich muss im Himmel sein“, murmelte er schließlich. Er war völlig hingerissen und geriet so nahe am Wasser für einen Moment gefährlich ins Schwanken.

„Du bist am Apache Lake in Arizona“, verbesserte Diana ihn lachend, als sie den Anleger erreichte.

Auch Cameron musste lachen – und konnte die Augen nicht von ihr abwenden. Sie war nicht mehr das barfüßige Mädchen mit den abgeschnittenen Jeans, dem knappen Top und den vielen blauen Flecken, die ihr alkoholkranker Vater ihr zugefügt hatte.

Cameron rührte sich nicht von der Stelle. Er umarmte seine alte Freundin nicht und gab ihr auch keinen Begrüßungskuss. Vielleicht, weil es ihn genau danach erschreckend heftig drängte. Und vielleicht auch, weil er wegen des Alkohols seinen Reaktionen nicht mehr traute.

Diana freute sich, ihn wiederzusehen. Aufmerksam musterte sie ihn und suchte in seinen Zügen den Cameron von damals. Das fast schwarze Haar trug er kurz. Offenbar bemühte er sich immer noch erfolglos, seine Locken zu bändigen. Seine Augen wurden inzwischen von kleinen Lachfältchen umrahmt, strahlten aber so leuchtend blau wie früher.

Außerdem bemerkte sie eine vorsichtige Zurückhaltung an ihm. Die war früher nicht da gewesen. Er wirkte auf eine lässige Art stärker und männlicher.

Einen Augenblick lang war Diana verunsichert. Cameron erschien ihr auf einmal so groß und beeindruckend. Möglicherweise hatte er sich mehr verändert, als ihr lieb war. Möglicherweise war er ihr sogar fremd geworden.

Plötzlich spürte sie einen Kloß im Hals.

Endlich brach Cameron das Schweigen und sagte: „Hey.“

„Hey“, gab sie genauso leise zurück, ohne den Blick von ihm zu lösen. „Was machst du hier?“

Angestrengt versuchte er sich zu erinnern. Der Rest der Welt erschien ihm gerade so weit weg, unklar, verschwommen. Seit zehn Jahren war er zum ersten Mal wieder in der Gegend. Er war auf dem Weg nach Hause – falls das überhaupt die richtige Bezeichnung für das herrschaftliche Anwesen war, auf dem seine Eltern und sein Großvater lebten. Ja, und vorher hatte er diesen kleinen Umweg genommen …

Was machst du hier? Schlagartig wurde ihm die Antwort bewusst. Er hatte die Heimkehr in den Schoß der Familie hinauszögern und zuerst eine alte Freundin begrüßen wollen. Das hatte er sich eingeredet.

Das war jedoch nur die halbe Wahrheit. Jetzt musste er es sich eingestehen: Er war wegen Diana hergekommen, denn sie hatte er von allen am meisten vermisst. Sicher hatte sich einiges verändert, seit er diesen Ort verlassen hatte. Doch obwohl sie inzwischen zur Frau herangereift war: Hier vor ihm stand seine vertraute Jugendfreundin.

„Ich habe dich gesucht“, antwortete er ehrlich.

Mit ernster Miene wich Diana seinem Blick aus und schaute zum Mond hinauf. „Du suchst jemanden, den es nicht mehr gibt“, erwiderte sie leise.

Schweigend sahen sie einander in die Augen. In ihnen stiegen Gefühle und Erinnerungen auf, die sich nicht in Worte fassen ließen.

„Ich dachte, du kommst nie wieder“, sagte Diana schließlich und bemerkte selbst das verräterische Zittern in ihrer Stimme. Mit aller Kraft rang sie nach Fassung und hielt die Tränen zurück. Cameron genau wie früher auf ihrem Steg stehen zu sehen wirbelte ihr Innerstes vollkommen durcheinander.

Eingehend betrachtete sie ihn: das offene Hemd, den breiten Gürtel, die perfekt sitzenden Jeans, die schmalen Hüften. Die Hemdsärmel hatte er wie immer hochgekrempelt, was seine muskulösen, braun gebrannten Unterarme betonte.

So sehr glich er dem jungen Mann, den sie gekannt hatte. Und zugleich kam er ihr so anders vor. Das dunkle Haar war kürzer und ordentlich geschnitten, auch wenn es gerade ziemlich zerzaust war. Wie damals fiel ihm eine Locke hin und wieder ins Gesicht. Seine Züge wirkten härter und markanter, die Linien hatten sich tiefer eingegraben. Seine wunderschönen blauen Augen leuchteten allerdings auch heute noch im Mondlicht so hell wie Sterne. Wie viel Zeit war vergangen? Sie war mittlerweile achtundzwanzig Jahre alt, also musste Cameron zweiunddreißig sein.

Diana schluckte.

Auch nach all diesen Jahren versetzte ihr der Gedanke an seine letzten Worte einen Stich.

„Ich gehe und komme nie wieder.“

An jenem Tag war eine Welt für sie untergegangen.

„Das habe ich nicht so gemeint. Ich war jung, verzweifelt und selbstsüchtig“, gab Cameron zurück, als hätte er ihre Gedanken erraten.

Sie nickte. Lange hatte sie auf seine Rückkehr gewartet. Trotz seiner Abschiedsworte hatte sie fest daran geglaubt. Doch als immer mehr Zeit verstrichen und nichts geschehen war, hatte sie den Glauben allmählich verloren.

Deutlich erinnerte sie sich daran, wie sie sich gefühlt hatte, als er verschwunden war. Sie war aus einem kaputten Zuhause gekommen, ihr Vater hatte getrunken. Nicht zuletzt deshalb war sie eine wütende, verwirrte Achtzehnjährige gewesen, verzweifelt auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben. Cameron hatte ihr Halt gegeben. Nur durch ihn hatte sie nicht die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verloren. Und dann war er gegangen, und sie hatte sich so unendlich allein gefühlt.

„Und du? Warum bist du immer noch hier?“, wollte Cameron wissen und riss sie aus ihrer Grübelei.

Sie straffte die Schultern. „Was denkst du denn? Wo sollte ich sonst sein?“

Er zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. In San Francisco zum Beispiel? Eine schöne Lady in einem feinen Loft, die von lauter reichen, geschwätzigen Snobs...