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Perry Rhodan 2927: Vorstoß des Multimutanten - Perry Rhodan-Zyklus 'Genesis'

Leo Lukas

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2017

ISBN 9783845329260 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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1,99 EUR


 

1.

Hier spricht der Tamaron

 

Korin Anderlei sah sich einmal mehr in der Zentrale der RIBALD CORELLO um, als wollte sie alles kontrollieren und sondieren, obwohl sie längst alle Details kannte.

Sämtliche Missionsstationen waren mindestens doppelt besetzt. Ein Zeichen dafür, dass die Schiffsführung erhöhte Bereitschaft angeordnet hatte.

Das wunderte Korin nicht. Reginald Bull und seine Ehefrau – von der nur die wenigsten wussten, dass es sich um die Mutantin und ehemalige tefrodische Spezialagentin Toio Zindher handelte – befanden sich an Bord des Sprosses KYLLDIN. Dieser stand, wie ein kurzer Blick auf die Holoanzeigen ergab, nach wie vor am Rand des Systems der Sonne Girom.

Bull und Zindher hatten sich entschlossen, an Bord des Sprosses zu gehen, um zu erkunden und bei der Evakuierung der Applikanten beim absehbaren Angriff auf den Spross evakuieren zu helfen. Dass Gaumarol da Bostich sie benutzte, um sich mittels eines Materietransmitters auf die KYLLDIN versetzen zu lassen, wohl um das halutische Invasionskommando persönlich zu unterstützen, hatten sie nicht gewusst.

Mehrere Missionsspezialisten der Zentralecrew sahen von ihren Pulten auf und betrachteten Korin Anderlei. Die meisten Mienen zeugten nicht gerade von Begeisterung über ihre Anwesenheit.

Souverän ignorierte Korin die Abneigung, die ihr entgegenschlug. Sie war daran gewöhnt, negative Emotionen auszulösen. Es gehörte zu ihrem Auftreten, zu ihrer Rolle, die sie von Herzen gerne kultivierte.

Die Hüften schwingend und extra kokett mit den Ohrringen klimpernd, schritt sie zum Kommandopodest. Korin war als Sonderbeauftragte des LFG-Residenten dazu autorisiert, sich jederzeit in der Zentrale aufzuhalten. Und das ließ sie die diensthabenden Crewmitglieder genüsslich spüren.

Duyyun Veyt, der Kommandant der RIBALD CORELLO, begrüßte Korin mit einer knapp angedeuteten Verneigung. Der Gataser machte keinen Hehl daraus, dass auch er es lieber gehabt hätte, sie wäre in ihrer Kabine geblieben.

»Ich hoffe, ich habe nichts versäumt?«, flötete Korin, bewusst aufgekratzt. »Wie schlägt sich mein Schützling?«

Damit spielte sie darauf an, dass sie ganz offiziell Reginald Bull zugeteilt worden war. Ihr Auftrag lautete herauszufinden, inwieweit der biologisch unsterbliche Terraner durch die chaotarchische Prägung seines Zellaktivators in seinen Handlungen beeinflusst wurde.

»Es geht momentan ziemlich rund in der KYLLDIN«, antwortete Veyt. Seine Stimme drang nicht aus dem von blauem Pelz umrahmten Mund im unteren Halsbereich, sondern aus einem Oktav-Vocoder, den er auf der Brust trug. Untereinander verständigten sich die Jülziish vorwiegend im Ultraschallbereich. »Heftige Kampfhandlungen. Wir bekommen allerdings nur Bruchstücke davon mit. Die Funkverbindung setzt immer wieder aus.«

»Wegen des HEI-Feldes?«

Der Schiffskommandant bejahte.

 

*

 

Im Bereich des Hyperenergie-Irritationsfelds, das den Spross umgab, versagte höherenergetische Technik, also neben Paratronschirmen, Traktorstrahlen und Hypertastern auch moderne Waffensysteme. Etliche Aggregate mit fünfdimensionalen Anteilen wurden teilweise empfindlich gestört.

Je näher man einem Spross kam, desto unzuverlässiger wurden Gerätschaften – umso mehr, je hochtechnischer sie waren. Zwar vermittelten sie scheinbar seriöse Messwerte, aber die Angaben des einen Geräts widersprachen denen des anderen, selbst wenn sie vom exakt selben Typ waren. Auch bei Wiederholungen variierten sie nicht selten bei einem einzigen Messgerät.

Nahm man etwa elektromagnetische und hyperenergetische Strahlungsspektren auf, lagen die Intensitätsmaxima bei jeder Messung bei völlig unterschiedlichen Frequenzen. Selbst die Form der Spektren konnte differieren.

Abtaststrahlen ergaben Oberflächenprofile, die beim einen hochporös waren, beim anderen glatt wie eine Lackschicht. Gravitometer deuteten in zufälliger Streuung auf jede mögliche Dichte hin, zwischen der einer nahezu massiven Stahlkugel und jener eines heliumgefüllten Ballons.

Meist war es unmöglich, zu besseren Erkenntnissen zu gelangen, als die natürlichen Sinne sie lieferten. Somit war auch auf die SERUNS, die Bull und Zindher trugen, wenig bis kein Verlass.

»Aber unsere Leute befinden sich nicht in akuter Gefahr?«

»Ehrlich gesagt, wissen wir das nicht.«

 

*

 

Die Stimme des Gatasers klang gepresst, trotz des Oktav-Vocoders, der seine meist in Ultraschallbereichen angesiedelte Tonhöhe für menschliche Ohren verständlich machte.

»Sollten wir dann nicht allmählich erwägen, ein Rettungskommando in Marsch zu setzen?«

»Nein. Reginald Bull hat ausdrücklich befohlen, dass wir nur auf einen deklarierten Notruf reagieren dürfen. Immerhin ist er quasi Ehrengast des Sprosses KYLLDIN und steht daher unter dessen Schutz.«

»Schon klar. Aber wie viel ist das wert, während darin Bostich und seine Haluter wüten?«

Duyyun Veyt setzte zu einer Erwiderung an, kam jedoch nicht dazu.

»Ortung! Soeben materialisiert eine gewaltige Flotte!«, unterbrach ihn ein überraschter Ausruf.

»Auf den Schirm!«

»Bitte sehr, bitte gleich ...«

Im Hauptholo wurde abgebildet, dass ein beachtlicher Verband von tefrodischen Schlachtschiffen aus dem Linearraum stürzte. Dazu gehörten, wie Korin Anderlei den eingeblendeten Daten entnahm, nicht weniger als 25 Kugelraumer der rund zwei Kilometer durchmessenden NEBERU-Klasse.

Und an der Spitze ...

»Einheit zweifelsfrei identifiziert als VOHRATA«, erklärte, nun wieder etwas leiser und gefasster, die Frau am Pult der Cheforterin. Nervös war sie immer noch, was sich daran zeigte, dass sie an ihren orangeroten, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren nestelte.

»Das Flaggschiff von Vetris-Molaud«, stellte Korin fest, ehe ihr jemand anders zuvorkommen konnte. »Leitet die Nachricht sofort an Bull weiter! Er muss unbedingt wissen, dass der Tamaron ebenfalls vor Ort ist.«

»Wir tun unser Bestes. Aber ob wir Bull erreichen ...«

Sie schnaubte. »Verstanden. Am besten übernehme ich das selber, damit es auch klappt.«

 

*

 

Duyyun Veyt bemühte sich sehr, nicht unhöflich zu der Frau zu sein, die sich so aufdringlich neben ihn gestellt hatte.

Sie war untersetzt und selbst für terranische Verhältnisse füllig. Eine massige Person, die schamlos ihre Körperwucht benutzte, um sich in den Mittelpunkt des Geschehens zu drängen.

Die Spitze ihrer breiten Nase verzog sich bei jeder Mundbewegung in stets erneut kaum glaubhaften Winkeln. Zugleich flog der dichte, grünblau gefärbte Haarschopf in alle Richtungen, als wäre er elektrisch aufgeladen.

Offensichtlich fühlte Korin Anderlei sich pudelwohl dabei, ihn zu irritieren. Als hätte Veyt in dieser Krisensituation weitere Ablenkungen gebrauchen können!

Ansonsten überstürzten sich die Meldungen der Abteilung Funk und Ortung. Zaroia da Bargk, die Oberbefehlshaberin der arkonidischen Flotte von Girmomar, rief den Verband der Tefroder an und forderte eine Erklärung für das unangekündigte Eindringen in diesen Raumsektor.

Es antwortete kein Geringerer als Vetris-Molaud persönlich. »Ich bin hier auf Einladung Gaumarol da Bostichs.«

»Bostich hat keine Befehlsgewalt über unsere Sternenbaronie ...«

Der tefrodische Diktator schnitt ihr das Wort ab. »Wie ihr zu ihm steht, ist mir herzlich egal. Aber wir haben gemeinsame Ziele. Vergiss diplomatisches Geplänkel, dafür ist keine Zeit, ja? Ich bin auf eurer Seite, das muss fürs Erste genügen.«

Die Kommandantin der Streitkräfte von Girmomar schluckte sichtlich. Dann gab sie nach. »Was hast du vor?«

»Nichts Schlimmes. Wir möchten eine telemetrische Untersuchung des Sprosses KYLLDIN in die Wege leiten. Um Erkenntnisse zu gewinnen, die uns allen nützen.«

»Planst du einen militärischen Angriff?«

»Du hast mein Wort: nein. Ich bitte ganz formal um die Erlaubnis, Messungen durchführen zu dürfen.« Vetris-Molaud produzierte ein charmant-charismatisches Lächeln, das sogar Duyyun Veyt beinahe für ihn eingenommen hätte.

»Du traust dem Kerl doch nicht wirklich?«, zischte Korin Anderlei.

Veyt bedeutete ihr mit einer strikten Geste, sich nicht weiter einzumischen. »Erst einmal beobachten wir.«

»Wer zu lange zuschaut, hat schon verloren.«

»Ja doch!« Duyyun Veyt bemerkte, dass sich seine Stimme trotz der akustischen Modifikatoren überschlagen hatte.

Er räusperte sich und sagte in gezwungen tiefer Tonlage: »Würde es dir etwas ausmachen, dich auf einen der vorgesehenen Gästeplätze zurückzuziehen oder dich ganz aus der Zentrale zu entfernen?«

»Netter Versuch, aber ich gehe sicher nicht.« Die abstoßend fette, geschmacklos gekleidete und übertrieben geschmückte Frau stieß einen merklich gekünstelten Lacher aus. »Ich muss auf Reginald Bull aufpassen, schon vergessen? Mich wirst du so schnell nicht los. Finde dich damit ab, Kommandant!«

Ehe Veyt auf seine an Bord der RIBALD CORELLO nahezu uneingeschränkte Befehlsgewalt pochen konnte, ging eine Funknachricht von Girmomar ein.

Wahlbaron Segos Isirea erteilte den Tefrodern die Erlaubnis, ihr Experiment zu versuchen.

 

*

 

Korin Anderlei war über die Verhältnisse in der Sternenbaronie im Bilde.

Eigentlich gab es zwei verantwortliche Staatsoberhäupter: den Khasurn- und den Wahlbaron. Allerdings war Khasurnbaron Yergeo da Gnotor in der KYLLDIN verjüngt worden. Seither hatte er sich aus der Öffentlichkeit und von den Regierungsgeschäften beurlaubt, wohl um sich...