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Der sterbende Detektiv - Roman
Leif GW Persson
Verlag btb, 2011
ISBN 9783641062958 , 544 Seiten
Format ePUB
Kopierschutz Wasserzeichen
"87
Tag 44, Mittwoch, 18. August 2010 (S. 372-373)
Höchste Zeit, die Sache vom Tisch zu kriegen, dachte Johansson, als er morgens aufwachte. Höchste Zeit, Kontakt zu Staffan Nilsson aufzunehmen. Höchste Zeit, ihm ein Angebot zu machen, das er nicht ausschlagen kann. Ihn einfach totzuschlagen, die Spuren zu beseitigen und dann so zu tun, als sei nichts, wäre natürlich rein praktisch gesehen weitaus einfacher gewesen. Er verfügte über das nötige Wissen und die nötigen Mittel. An willigen Helfern schien es auch nicht zu mangeln.
Gleichzeitig waren das ein undenkbarer Gedanke und eine unmögliche Tat, trotz aller Emotionen, die in seiner Umgebung und sogar in seinem eigenen Inneren aufwallten. Derartige Ideen ließen sich leicht verwerfen, wenn es wirklich drauf ankam, denn in seiner Welt gab es keinen Zweck, der ein solches Mittel geheiligt hätte. Ihn in den Zeitungen bloßzustellen und den Lynchmob und sein Gefolge die Arbeit erledigen zu lassen, beabsichtigte er ebenfalls nicht. Noch viel weniger kam in Frage, Yasmines Vater zu informieren und ihm als nächstem Angehörigen und Trauernden und mit Berufung auf die im Alten Testament gebotene Rache die Sache zu überlassen. Die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen und weiterzuleben, als sei nichts, war aber auch ausgeschlossen.
Dass das Böse ständig siegte, war schon schlimm genug, doch so einfach durfte man es ihm nicht machen. Jedenfalls nicht dieses Mal, schließlich lag die Verantwortung jetzt bei ihm, und wenn er weiterleben wollte, so musste er sich im Spiegel anschauen können. Dann muss ich dieses Schwein halt zu der Erkenntnis zwingen, was das Beste für ihn ist, dachte Lars Martin Johansson. Nach dem Frühstück rief er seinen ältesten Bruder an, um ihn zu bitten, ihm bei verschiedenen praktischen Dingen zu helfen. In letzter Zeit hatte Everts Sorge um sein Wohlbefinden immer mehr Zeit eingenommen, und deswegen dauerte es auch über fünf Minuten, bis er endlich zur Sache kommen konnte. »Ich wollte dich um Hilfe bitten«, sagte Johansson. »Es gibt da ein Schwein, das ich betrügen möchte.«
»Da bist du beim Richtigen«, knurrte Evert. »Um wie viel Geld geht es?« »Es geht nicht um Geld«, erwiderte Johansson. »Die Sache ist viel schlimmer.« Du bist wirklich wie immer, dachte er. »Du willst mir nicht erzählen, worum es geht?« »Nein, später vielleicht. Wenn die ganze Sache abgeschlossen ist.« Wenn es wirklich so ausgeht, wie ich hoffe, dachte er. »Ich müsste dein Büro benutzen«, fuhr Johansson fort. »Es geht darum, glaubwürdig zu erscheinen«, erklärte er. Damit er nicht Lunte riecht und verschwindet, dachte er. »Du musst gar nicht erst fragen«, sagte Evert. »Schließlich ist es ja auch dein Büro. Besprich das mit Mats, unserem Mann für die Zahlen.« »Danke, Bruder«, sagte Johansson."