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Glut in samtbraunen Augen

Penny Roberts

 

Verlag CORA Verlag, 2011

ISBN 9783863490430 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

  • Qualifikation + Leiharbeit = Klebeeffekt? - Die (Wieder-)Eingliederung benachteiligter Jugendlicher in den Arbeitsmarkt
    Kooperative Bildungsverantwortung - Sozialethische und pädagogische Perspektiven auf 'Educational Governance'
    Abschlussorientierte Nachqualifizierung - Praxiserfahrungen der regionalen und betrieblichen Umsetzung
    Determinanten der Angst vor und nach Herzoperation
    Der Mentor - Rolle, Erwartungen, Realität - Standortbestimmung des Mentoring aus Sicht der Mentoren
    Hypertension and Cardiovascular Aspects of Dialysis Treatment - Clinical management of volume control
    Zukunftsfähig im demografischen Wandel - Herausforderungen für die Pflegewirtschaft
    Anti-Gewalt-Training Magdeburg - Ein sozialtherapeutisches Gruppenprogramm der Gewaltprävention
  • Der Luftikurs für Kinder mit Asthma - Ein fröhliches Lern- und Lesebuch für Kinder und ihre Eltern
    Die (Un)sterblichkeit der Menscheit: dem Geheimnis auf der Spur
    Nimm mich!
    Leidenschaft in den Highlands
    Eine unmoralische Affäre - Roman
    Lockruf des Glücks - Roman
    Traumjob Wissenschaft? - Karrierewege in Hochschule und Forschung
    Qualifikationsreserven durch Quereinstieg nutzen - Studium ohne Abitur, Berufsabschluss ohne Ausbildung
 

 

1. KAPITEL

Achtzehn Jahre später …

Ihr sollt euch lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet.

Dieser Satz klang höhnisch in Vanessa Carlisles Ohren, als sie in den Kirchgang trat. Ihr Herz klopfte heftig, und sie schluckte. Die meisten der anwesenden Gäste, die sie jetzt voller Neugier musterten, kannte sie nicht. Sie umklammerte den Blumenstrauß in ihren Händen so fest, als wäre er ein Rettungsring, der sie aus diesem Wahnsinn befreien könnte.

Doch es gab kein Zurück mehr.

Nicht für sie.

Wie von selbst setzte sie einen Fuß vor den anderen und trat vor den Pfarrer, der sofort mit der Zeremonie begann. Alles zog wie ein Nebel an ihr vorüber. Sie sah, dass die Lippen des Geistlichen sich bewegten, doch sie konnte seine Worte nicht hören, obwohl er direkt vor ihr stand. Erst als er sie erwartungsvoll anblickte, wusste sie, dass der Moment der Wahrheit gekommen war.

„Willst du, Vanessa Carlisle, mit diesem Mann in den heiligen Stand der Ehe treten?“, wiederholte er geduldig. „Versprichst du ihm die Treue in guten und in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, heute und für alle Zeit? Dann antworte mit Ja.“

Nein! Nein! Niemals! schrie alles in ihr. Sie wollte herumwirbeln, davonlaufen und der düsteren Zukunft, die ihr bevorstand, entfliehen – doch sie tat nichts dergleichen.

„Ja“, erwiderte sie stattdessen laut und vernehmlich, und im nächsten Moment …

Leise keuchend schlug Vanessa die Augen auf und strich sich die rotblonden Locken aus dem Gesicht.

Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, doch dann erinnerte sie sich, dass sie sich nicht mehr zu Hause in England, sondern in Italien befand. Und die schwarze Limousine, die sie vor etwas mehr als einer Stunde vom Bahnhof in Pisa abgeholt hatte, brachte sie auf direktem Weg in das kleine toskanische Dorf Fornaci – zum Anwesen des Mannes, der zugleich ihre einzige Hoffnung und ihr schwärzestes Verderben bedeutete.

Cesare Sanguetti.

Tief atmete sie durch. Wie hatte sie bloß einschlafen können? Wo sie doch schon seit geraumer Zeit kaum mehr ein Auge zubekam. Genauer gesagt seit dem Tag, an dem ihr Onkel sie gezwungen hatte, bei diesem Wahnsinn mitzumachen.

Sie schüttelte den Kopf. Hinter ihr lag eine anstrengende Reise, sodass es kaum verwunderte, dass sie kurz eingenickt war. Eines stand jedenfalls fest: Sie wäre jetzt gern überall auf der Welt. Egal wo. Nur nicht hier.

„Wir sind gleich da“, riss der Fahrer der Limousine, ein freundlicher älterer Italiener namens Luigi, sie aus ihren Gedanken. „Sehen Sie das große Gebäude dort oben auf dem Hügel?“

Angestrengt blickte sie nach draußen. Sie hatte das Fenster im Heck des Wagens ganz heruntergelassen, doch trotz des Fahrtwindes, der ihr ins Gesicht wehte, spürte sie, wie sich Schweißperlen auf ihrer Stirn sammelten. So war es seit sieben Jahren immer bei ihr, wenn sie sich in engen Räumen oder in der Nähe von freien Gewässern aufhielt. Es war schon etwas besser geworden im Laufe der Zeit, doch das latente Gefühl von Unbehagen war sie nicht mehr losgeworden seit jenem verhängnisvollen Ereignis.

Sie atmete tief durch. Das gehörte jetzt nicht hierher.

Es war nicht weiter schwer, das Anwesen auszumachen, von dem Cesares Fahrer gesprochen hatte. Es war groß, sehr viel größer als alle anderen Gebäude, an denen sie während der Fahrt vorbeigekommen waren, und die Fassade schimmerte weiß wie eine Perle im Sonnenschein.

Seufzend lehnte Vanessa sich zurück. Ihr Herz klopfte wie verrückt, wenn sie daran dachte, dass es jetzt jeden Moment so weit sein würde.

Um sich abzulenken beobachtete sie die Landschaft, die an ihrem Fenster vorüberzog. Leuchtend rote Mohnfelder wechselten sich ab mit sanften Hängen, an denen wilder Wein und Oliven wuchsen. Hohe Zypressen säumten die Straße zu beiden Seiten. Ein würziger Duft erfüllte die Luft.

Dieser Duft … Vanessa war in ihrem Leben nur ein einziges Mal in Italien gewesen, aber diesen Duft hatte sie nie vergessen können. Er löste ein Gefühl der Wärme in ihr aus, das sie kaum beschreiben konnte. Auch jetzt wieder – trotz der dunklen Schatten, die über ihrer Reise lagen. Nun, von jetzt an würde sie ihn jeden Tag wahrnehmen können. Aber um welchen Preis!

Sie konnte immer noch nicht glauben, dass ihr Onkel es wirklich ernst meinte. Was er von ihr verlangte, war geradezu unmenschlich. Sie sollte Cesare Sanguetti heiraten. Einen Mann, den sie kaum kannte und trotzdem mehr hasste als jeden anderen Menschen auf der Welt.

Wie immer, wenn sie daran dachte, traten ihr Tränen der Verzweiflung in die Augen, doch sie kämpfte sie tapfer nieder.

Auch Onkel Charles hasste Sanguetti, aber das hielt ihn nicht davon ab, sie diesem schrecklichen Menschen zu überlassen. Für ihn war es die Gelegenheit, ultimativ Rache zu üben für das, was in der Vergangenheit geschehen war. Dass er sie damit zum Werkzeug seiner infamen Pläne machte, interessierte ihn dabei nicht.

Und was sie selbst betraf, so blieb ihr kaum eine andere Wahl, als sich auf den Handel mit Charles einzulassen.

Wieder spürte sie, wie die kalte Wut in ihr aufstieg. Sie konnte einfach nicht begreifen, wie ihr Onkel es über sich bringen konnte, der Tochter seines eigenen Bruders etwas derart Abscheuliches anzutun. Besaß dieser Mann denn überhaupt kein Schamgefühl?

Aber wieso stellte sie sich diese Frage überhaupt noch? Sie brauchte doch nur daran zu denken, wie er sich seit dem verhängnisvollen Unfall vor sieben Jahren verhalten hatte. Ihr Schicksal war ihm vollkommen gleichgültig gewesen.

Vanessa atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Es brachte nichts, immer und immer wieder über alles nachzudenken. Sie hatte zugesagt, bei dieser Sache mitzumachen, und nun gab es kein Zurück mehr.

In zwei Tagen schon würde sie eine verheiratete Frau sein – und es für den Rest ihres Lebens bleiben.

In diesem Augenblick bog die Limousine von der staubigen Landstraße ab und fuhr einen gewundenen Privatweg entlang, der die Anhöhe hinauf bis zum Haus hinaufführte. Leuchtend gelber Ginster, roter Oleander und wilder Rosmarin blühten am Wegesrand. Farbenfrohe Schmetterlinge flatterten von Blüte zu Blüte.

Es war ein Bild voller Frieden und Schönheit, doch genießen konnte Vanessa es nicht.

Als der Wagen auf der mit Kies bestreuten Auffahrt vor dem Gebäude hielt, hatte sie für einen Moment das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, so sehr fürchtete sie sich vor dem, was nun unweigerlich folgen musste.

Noch einmal atmete sie tief durch, dann nahm sie ihre Handtasche und streckte die Hand zum Türgriff aus.

Zu ihrem Entsetzen ließ sich die Wagentür nicht öffnen.

Vanessa hielt den Atem an. Schon spürte sie, wie Panik sie erfasste. Ihr Herz fing an wie verrückt zu hämmern, und ihre Kehle wurde so eng, dass sie kaum noch Luft bekam.

Verzweifelt rutschte sie über den glatten Lederbezug der Rückbank und versuchte es auf der anderen Seite, doch auch hier rührte sich die Tür keinen Millimeter, so sehr sie auch rüttelte und zerrte.

Das Fenster!

Halb blind vor Tränen spielte sie in ihrer Verzweiflung schon mit dem Gedanken, durch das offene Wagenfenster zu klettern, als die Tür sich schließlich doch noch öffnen ließ und nach außen aufschwang.

Erleichtert atmete Vanessa auf. Einen Moment lang fühlte sie sich unfähig, auch nur den kleinen Finger zu rühren. Nur langsam beruhigte sich ihr Atem wieder.

„Darf ich bitten, Signorina?“ Luigi erschien vor der offenen Limousinentür und lächelte ihr zu, doch dann bemerkte er, in welch aufgelöstem Zustand sie sich befand, und runzelte besorgt die Stirn. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Stimmt etwas nicht?“

„Die Türen!“, stieß sie, noch immer ein wenig atemlos, aus. „Sie gingen nicht sofort auf!“

„Ganz recht.“ Der Italiener nickte. „Die hinteren Türen lassen sich aus Sicherheitsgründen erst öffnen, wenn ich sie von der Fahrerkabine aus freigebe. Signor Sanguetti ist ein sehr vermögender und erfolgreicher Mann, Sie verstehen? Hätte ich gewusst, dass Sie sich deshalb Sorgen machen würden …“

Vanessa schüttelte den Kopf. Plötzlich kam sie sich mehr als dumm vor. Aber Luigi kannte ja den Grund für ihr Verhalten nicht. Woher sollte er wissen, unter welchen Ängsten sie seit jenem Abend vor sieben Jahren litt? Ängsten, die den schon Flug hierher zu einer reinen Tortur für sie gemacht hatten. Doch da die Alternative in einer Fahrt über den Ärmelkanal mit der Fähre sowie einer darauffolgenden nahezu vierundzwanzig Stunden dauernden Zugfahrt bestanden hätte, war ihr keine andere Wahl geblieben.

„Sie brauchen sich wirklich nicht zu entschuldigen“, sagte sie rasch. „Es ist nicht Ihre Schuld.“ Sie lächelte ihm zu und stieg aus dem Wagen. Als ihr Blick auf den Eingang der prachtvollen Villa fiel, zuckte sie unwillkürlich zusammen.

Hier wohnte er also. Cesare Sanguetti. Der Mann, den sie in zwei Tagen heiraten würde.

Der Mann, der ihre Eltern auf dem Gewissen hatte.

Wenn Blicke töten könnten, hätte Cesare Sanguetti in diesem Moment einen Mord...