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Handbuch der Kleinkindforschung

Heidi Keller

 

Verlag Hogrefe AG, 2011

ISBN 9783456948362 , 1215 Seiten

4. Auflage

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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89,99 EUR

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1 Die Kulturen des Säuglingsalters (S. 154-155)

Seit den Anfängen des Interesses an der Rolle der Kultur für die Entwicklung des Menschen ist dem Säuglingsalter eine besondere Aufmerksamkeit zuteil geworden (s. z. B. Whiting & Whiting, 1975, Munroe & Munroe, 1994, Konner, 1976, LeVine, 1988). Sowohl kulturanthropologische Ansätze, die auf die intensive Erforschung einer Kultur fokussieren, haben eine Präferenz für das Säuglingsalter (z. B. Alma Gottliebs (2004) Analyse des Lebens der Beng an der Elfenbeinküste) wie auch in der Psychologie beheimatete kulturvergleichende Forschungsprogramme (z. B. Bornstein et al., 1996, Lamb, 2010, Keller, 2007, Tudge, 2008). Was macht das Säuglingsalter nun so interessant für die kulturanthropologisch/psychologische und kulturvergleichende Forschung? Folgende Aspekte spielen hier eine Rolle:

1. Das Säuglingsalter ermöglicht es, wie keine andere Lebensphase, die Interaktion zwischen der biologischen Ausstattung und der Formung durch die kulturelle Umwelt sichtbar zu machen. Trotz systematischer Unterschiede in Größe und Gewicht sowie dem Aktivitätsniveau von Säuglingen unterschiedlicher kultureller Herkunft (Brazelton, 1977, Greenfield, 1994), sind sich Säuglinge doch ziemlich ähnlich. Sie haben eine universelle Ausstattung zu und eine besondere Präferenz für soziale Interaktion (Keller, 2007, Keller & Greenfield, 2000). Sie können positive wie negative Emotionen ausdrücken und verfügen über morphologische (Kindchenschema) und Verhaltenscharakteristika (schauen, lächeln, vokalisieren, weinen), um die Pflegemotivation, auf die sie ja vital angewiesen sind, ihrer sozialen Umwelt in besonderer Weise auf sich zu lenken. Mit dieser Grundausstattung treffen sie auf unterschiedliche kulturelle Kontexte, die unterschiedliche Sozialisationskontexte konstituieren. Die Variabilität der frühen Entwicklungsprozesse erlaubt es die Plastizität menschlicher Entwicklung in verschiedenen Domänen zu bestimmen. Damit können Grundfragen der Entwicklungspsychologie bearbeitet werden.

2. Das Säuglingsalter erlaubt es weiterhin, spezifische Annahmen in Bezug auf den Zusammenhang zwischen Entwicklungszielen, Überzeugungssystemen und Verhaltensweisen am Beispiel elterlichen Strategien zu überprüfen. Seit einiger Zeit diskutieren Entwicklungspsychologen kulturspezifische Definitionen von Selbstkonzepten oder Persönlichkeit, insbesondere auf der Grundlage independenter und interdependenter kultureller Wertsysteme (Keller, 2007, Greenfield & Suzuki, 1998) als Entwicklungsziele, die kulturspezifische Entwicklungspfade bedingen. Die früheste Konstituierung unterschiedlicher Entwicklungspfade besteht in den sozialen Kontexten, den Interaktionsformen und den elterlichen Ethnotheorien, die zusammen eine umfassende Sozialisationsumwelt definieren.

Im Folgenden soll das Säuglingsalter kulturspezifisch rekonstruiert werden. Dabei greifen wir sowohl auf vorhandene Literatur als auch eigene Untersuchungen zurück. Zunächst soll die soziale Umwelt von Säuglingen charakterisiert werden, sodann werden die Interaktionserfahrungen näher beleuchtet. Abschließend werden zwei Modelle des Säuglingsalters nachgezeichnet, die auf der Grundlage unterschiedlicher Menschenbilder zu verstehen sind.

1.1 Die soziale Umwelt von Säuglingen

Es ist eine pankulturelle Konstante, dass Säuglinge ihre ersten sozialen Erfahrungen im Kontext ihrer Familie, d. h. genetisch verwandter Sozialpartner machen. Familien variieren jedoch erheblich nach ihrer personellen Zusammensetzung und ihrer Stabilität. Im biologischen Sinne besteht die Familie primär aus Mutter und Kind.