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Verführung zur Ehe

Georgette Heyer

 

Verlag beHEARTBEAT, 2018

ISBN 9783732558971 , 525 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Kapitel 2


Der Brief wurde geschrieben und – unter der Aufsicht von Mr. Nidd, der sich als strenger Kritiker erwies – umgeschrieben, doch geschah dies alles nicht ohne ein Gefühl von banger Ahnung. Sarah wusste recht gut, wie wenig Miss Kate das alles gefallen würde. Sie fühlte sich hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung, dass der Brief eine Antwort von Lady Broome bewirken möge, und der Furcht, dass sie Miss Kates Unwillen auf sich ziehen würde. Ihr Schwiegervater allerdings hielt ihr einen Vortrag darüber, was für schlimme Folgen es haben könnte, wenn man vor etwas zurückschreckte, was nichts anderes als Menschenpflicht sei. Er stand wachsam daneben, als sie das einzelne Blatt zusammenfaltete, es mit einem Kleber verschloss und sorgfältig an Lady Broome adressierte. Gleich darauf entriss er ihr den Brief mit der Bemerkung, dass er schon selbst mit Miss Kate reden würde, falls sie ärgerlich werden sollte.

»Ich hoffe sehr, dass du das nicht tun wirst!«, sagte Sarah, die mit Missbilligung und einer gewissen Beunruhigung bemerkt hatte, dass ihr Schwiegervater Vorliebe für Kates Gesellschaft zeigte.

»Jetzt reg dich nur nicht auf!«, befahl ihr Mr. Nidd. »Wir haben keinen Grund, ihr ein Wort zu sagen, ehe du eine Antwort auf diesen Brief erhältst; und wenn keine Antwort kommt, braucht Miss Kate es überhaupt nicht zu erfahren! Und du brauchst dir auch nicht jedes Mal Gedanken zu machen, wenn sie und ich ein Schwätzchen halten!«, fügte er etwas schroff hinzu. »Sie und ich, wir kommen recht gemütlich miteinander aus.«

»Ja, Vater ich weiß!«, erklärte Sarah hastig. »Aber du sagst manchmal Sachen!«

»Ich möchte wetten, dass sie von mir nichts Schlimmeres hört, als sie es von den Soldaten ihres Herrn Papa gewohnt war!«, erwiderte Mr. Nidd.

Da dies nicht zu bestreiten war, gab Sarah klein bei. Auch als sie Kate bat, ihn nicht zu ermutigen, dass er sich ihr aufdrängte und sie mit seinem Geschwätz langweilte, antwortete Kate nur mit einem Lachen und der Bemerkung, dass seine Besuche im Wohnzimmer ihr Spaß machten. »Ich habe ihn gern!«, erklärte sie. »Und von wegen langweilen – er bringt mich zum Lachen, weil er so spaßig ist. Und außerdem gibt er mir manchen guten Rat, das kann ich dir sagen! Manchmal schimpft er auch mit mir.« In ihren Augen funkelte es schelmisch. »Er hat mir gesagt, dass ich nicht viel mehr als eine leichtsinnige Person wäre, wenn ich mich auf die erste sich bietende Chance stürzte wie ein Hahn auf die Brombeere. Leider hat sich nur noch keine Chance geboten! Ich habe mir erlaubt, ihn zu fragen, ob Hähne sich denn wirklich auf Brombeeren stürzen, worauf er mir ohne das geringste Zögern erwiderte, die dummen täten das schon. Er ist übrigens auch der Meinung, dass ich schlecht beraten wäre, wenn ich mir eine Anstellung bei einer Putzmacherin oder einer Schneiderin suchte. Das war ein Einfall, der mir neulich in den Sinn kam, denn ich weiß, wie man modische Kleider näht, und Hüte und Hauben verstehe ich auch aufzuputzen, nicht wahr, Sarah?«

Entsetzt über die Feststellung, dass die Prophezeiung ihres Schwiegervaters anscheinend Wirklichkeit werden sollte, erwiderte Sarah: »Gewiss, Miss Kate, aber das würde nicht gut gehen – ich versichere dir, das würde nicht gut gehen!«

»Ja, ja, dasselbe sagt auch Mr. Nidd. Er meinte, es wäre nichts als eine Plackerei, es sei denn, ich hätte das Geld, selbst ein Geschäft zu eröffnen, was natürlich nicht der Fall ist.« Sie runzelte die Stirn. »Er glaubt übrigens auch nicht, dass ich Zofe werden könnte. Ich muss sagen, dass er mich ein wenig deprimiert – aber vielleicht irrt er sich bei dem, was er sagt.«

»Nein, Schätzchen, er hat recht!«, erwiderte Sarah mit Nachdruck. »Hör zu, mein Liebchen, du wirst doch nicht verzagen, nur weil diese Mrs. Lasham, zu der man dich geschickt hat, dich nicht einstellte!«

»Nein«, erwiderte Kate ein wenig verloren. »Wirklich, wenn ich die Wahrheit sagen soll, Sarah, dann möchte ich gar keine Erzieherin sein!« Als sie Sarahs besorgte Miene bemerkte, lächelte sie und fuhr fort: »Ich werde natürlich eine werden, wenn ich jemand finde, der mich anstellt, aber ich bin nun einmal nicht so wie du, weißt du? Ich kann mir vorstellen, dass es dich entsetzt, wenn ich so etwas sage, aber ich finde es sterbenslangweilig, mich mit Kindern abgeben zu müssen, besonders wenn es die verzogenen Gören anderer Leute sind!«, schloss sie mit Nachdruck.

»Du würdest es sicherlich nicht langweilig finden, wenn es deine eigenen wären, Herzchen«, vermutete Sarah voll Zuversicht.

»Möglicherweise nicht. Aber ich möchte behaupten, dass wir das niemals erfahren werden, weil es höchst unwahrscheinlich ist, dass ich jemals heiraten werde«, sagte Kate, nicht in bedauerndem Ton, sondern wie jemand, der leidenschaftslos die gegebenen Möglichkeiten betrachtet. Sarah widersprach, doch Kate schüttelte den Kopf. »Gewiss, es ist richtig, dass dieser Grittleton mir einen Antrag gemacht hat, aber eigentlich hatte er nicht den geringsten Wunsch, das zu tun, und ich bilde mir keineswegs ein, dass er es jemals getan hätte, wenn Mr. Astley ihm nicht eine solche Standpauke gehalten hätte. Gewiss habe ich auch Anträge bekommen, als ich noch jung war, aber –«

»Was kommt wohl jetzt?«, rief Sarah. »Als du noch jung warst – nein, wirklich! Du liebe Zeit, du bist ja jetzt kaum mehr als ein Baby, Miss Kate!«

»Aber ich bin nun einmal kein Baby mehr, Sarah: Ich bin vierundzwanzig, und wenn ich in der üblichen Weise in die Gesellschaft eingeführt worden wäre, erlebte ich jetzt schon meine fünfte Saison, und jedermann würde sagen, dass ich eine alte Jungfer bin.«

»Nun, das würden sie ganz gewiss nicht, weil du nämlich schon längst verheiratet wärst, Miss Kate! Und was die Anträge betrifft, die man dir machte, als der Major noch lebte, so ist es gut, dass du keinen davon angenommen hast, denn es war kein junger Mann darunter, den deine Mama als eine gute Wahl betrachtet hätte! Außerdem hättest du den Major ja niemals allein gelassen!«

Kate dachte über diese Worte nach. Dann verzogen sich ihre Lippen zu einem etwas reumütigen Lächeln. »Du musst wissen, Sarah, dass ich durchaus keine solche Heilige bin, wie du gern annehmen möchtest. Ich glaube, dass ich Papa schon verlassen hätte, wenn ich mich zu jemand stärker hingezogen gefühlt hätte. Aber ich hatte niemals dieses Gefühl und werde es sehr wahrscheinlich auch niemals haben. Und das ist auch gut so, denn obwohl Johnny Raws, genau wie der junge Grittleton, mich vielleicht ganz gern küssen würde – wenn es ans Heiraten geht, wollen sie doch alle ein Mädchen mit Mitgift. O Sarah, schau doch nicht so drein – bitte nicht. Das ist nun wirklich keine solche Tragödie, und ich kann dir versichern, dass ich durchaus nicht das Opfer einer unglücklichen Romanze bin!« Sie lachte leise vor sich hin. »Ich möchte sogar garantieren, dass ich das nie sein werde! Wirklich, ich glaube, ich könnte es gar nicht sein, weil ich durchaus keine romantische Veranlagung besitze! O Sarah, ich wünschte, ich wäre ein Mann – oder es müsste so sein, dass es auch Frauen erlaubt wäre, sich in einträglichen Berufen zu betätigen, die nicht häuslicher Natur sind! Mir fällt einfach keiner ein, denn es ist ja sinnlos, sich vorzustellen, dass ich plötzlich eine große Sängerin werde, Bücher schreiben oder Bilder malen könnte. Ist das nicht ein bedrückender Gedanke? Es sei denn – sag, Sarah, meinst du, ich könnte Schauspielerin werden? Das wäre doch immerhin etwas!«

Da Sarah alle Schauspielerinnen als lasterhafte Geschöpfe betrachtete, versetzte sie dieser Vorschlag in eine so tiefe Niedergeschlagenheit, dass sie sich bald darauf hilfesuchend an Mr. Nidd wandte, er möge doch seinen Einfluss auf die junge Waise geltend machen. Er redete ihr zu, sich keinen Befürchtungen hinzugeben, doch da sie wusste, wie viel es da zu befürchten gab, reichte dieser eindringliche Zuspruch nicht aus, ihre Besorgnisse zu zerstreuen. Zu den Dienstbotenräumen und Schneiderwerkstätten gesellte sich jetzt noch die Bühne als Albtraum, um ihr den Schlaf zu rauben; denn Kate, die sich nur zögernd um eine neue Stellung als Erzieherin bemühte, handelte sich eine Absage nach der anderen ein. »Zu jung!«, war die Begründung, die von den künftigen Dienstherrinnen angeführt wurde, aber Sarah wusste, dass sie in Wirklichkeit »Zu hübsch!«, meinten, besonders dann, wenn es sich um Familien handelte, in denen es Söhne im heiratsfähigen Alter gab. Und im Grunde kann man es ihnen nicht übel nehmen, dachte Sarah, die immer tiefer ins Grübeln geriet, denn man wird kaum ein Mädchen finden, das hübscher und liebenswerter wäre als Miss Kate. Nicht nur die drei Enkelsöhne von Mr. Nidd, auch die Stallburschen und selbst der alte Tom, der die Aufsicht über die Ställe führte und ein notorischer Griesgram war, waren von...