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Up in Smoke

T. M. Frazier

 

Verlag LYX, 2018

ISBN 9783736309371 , 382 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

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4


SMOKE

Jeden Morgen oder Nachmittag oder wann immer ich aufwache, ist das Erste, woran ich denke, die Nacht, in der mein Leben aufhörte, sich um meine Arbeit zu drehen, und ich stattdessen nur noch auf Rache sann.

Wenn meine Zeit gekommen ist und ich in der Hölle schmore, wird mir die Erinnerung daran, wie ich Morgan tot in ihrem Haus fand, in einer Endlosschleife vorgespielt werden, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.

Andererseits bin ich womöglich schon in der Hölle.

Diese Nacht hat mich verändert. Mich härter gemacht. Grausamer. Gefühlloser denn je.

Mit Ausnahme der Wut. Die kann ich immer noch verdammt gut fühlen.

Der Klang einer Autohupe holt mich aus der Vergangenheit zurück. Ich bin dankbar für die Ablenkung, bis ich im Rückspiegel diesen kleinen Wichser entdecke, der mit den Händen in der Luft herumfuchtelt, als würde ich ihn irgendwie blockieren, obwohl ich nur am Straßenrand stehe und weit und breit kein anderes Auto auf der verdammten Straße zu sehen ist.

Ich halte meinen Lieblingsfinger aus dem Fenster des Vans. Ich bleibe hier stehen.

Der kleine Wichser schüttelt den Kopf und kurbelt am Lenkrad seines winzigen Mazda herum, als wäre er ein Dreißigtonner.

Plötzlich taucht er neben mir auf, blockiert meine Sicht auf das Haus, das ich seit Wochen beobachte, und fährt die Scheibe auf der Beifahrerseite hinunter. Er brüllt irgendetwas, aber ich höre die Worte nicht, weil ich verdammt noch mal gar nicht zuhöre.

Das Arschloch muss da weg.

Ich hebe die Hand, als wollte ich mich entschuldigen, nehme aber stattdessen meine Knarre von der Mittelkonsole und halte sie in mein offenes Wagenfenster.

Ich grinse.

Es funktioniert. Ein Blick genügt, und der kleine Wichser tritt das Gaspedal derart heftig durch, dass seine piefige Kiste mit hysterisch quietschenden Reifen abzischt.

Ich lege die Knarre wieder auf die Konsole, beuge mich vor und öffne das Handschuhfach. Ich taste darin herum, bis ich finde, was ich gesucht habe. Ich richte mich auf, schüttele zwei Pillen aus der Flasche und spüle sie mit einem Schluck Whiskey aus meinem Flachmann herunter.

Adderall, ein Amphetamin.

Unverzichtbar, besonders heute. Dieses Haus wochenlang zu beobachten, ist nicht gut für einen Verstand, der dazu tendiert, in die Vergangenheit zu schweifen, wenn er sich nicht auf die Gegenwart konzentrieren kann. Das Adderall hilft mir, mich zu konzentrieren, wenn ich zu viel Zeit zum Nachdenken habe. Außerdem ist es geiler als Koks und wirkt viel länger.

Das Einzige, das mich hierbleiben lässt, in diesem Van auf dieser namenlosen Straße in Banyan Cay, ist – neben einer dauerhaften Diät aus Whiskey und Amphetaminen – natürlich Rache.

Frank Helburn wird durch meine Hand sterben.

Sobald ich ihn finden kann, verdammt.

Noch nie habe ich ein ganzes Jahr gebraucht, um jemanden zu finden. Man zahlt mir eine verfickte Menge Geld dafür, dass ich Leute finde, sie aufspüre. Normalerweise brauche ich nur wenige Stunden, um jemanden ausfindig zu machen, höchstens ein paar Tage.

Aber kein ganzes verdammtes Jahr.

Frank habe ich zwar nicht gefunden, dafür aber etwas fast genauso Gutes.

Seine Tochter.

Frances Helburn, wie sie nach ihrem erbärmlichen Vater heißt, nennt sich jetzt Sarah Jackson.

Sie führt ein wahrhaft mieses Leben. Ernsthaft, sie verlässt fast nie das Haus. Soweit ich es beurteilen kann, hat sie keine Freunde, ausgenommen natürlich dieses lockenköpfige Arschloch, das sich wahrscheinlich noch nicht mal rasieren muss. Andererseits – hinter dem ganzen verdammten Haar, das ihr immer ins Gesicht hängt, trägt Frances womöglich selbst einen Bart. Ich bin überrascht, dass sie es jeden Tag wieder bis zur Schule schafft, ohne dass ein verdammtes Auto sie umnietet.

Heute hat sie mich von der anderen Straßenseite aus entdeckt. Ich habe ihren Blick auf mir gespürt. Ich habe so getan, als reparierte ich irgendetwas an meinem Bike. Tatsächlich war ich aber gerade von ihrem Haus weggerannt, nachdem ich in den Keller eingebrochen war. Ich hatte noch keinen Fuß durch das kleine Fenster gesetzt, da fiel mich eine fette Katze an, die an mir vorbei in die Dunkelheit sprang und dabei alle möglichen Sachen umwarf.

Verdammtes Katzenvieh.

Ich hatte keine Zeit, nach Hinweisen zu suchen, wo Frank sich vielleicht versteckte. Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Frank Helburn zu suchen, treibt mich an meine Grenzen. Ich werde wieder unruhig. Ich erinnere mich an mein Ziel und wie befriedigend es sein wird, sein Blut zu verspritzen.

Und ein, zwei Augenblicke lang bin ich entspannt.

Na ja, so entspannt ich eben sein kann.

Ich lasse die Fingerknöchel und dann das Genick knacken. Ich hole mein Handy heraus und tippe auf die Datei, die Griff mir vor ein paar Wochen geschickt hat. In der Datei sind nur zwei Fotos, und auf einem davon sind Frank und seine Tochter zu sehen. Das Bild selbst ist schon ein paar Jahre alt und total verschwommen. Soweit ich sehen kann, hat Frances keine erkennbaren Missbildungen, aber wie gesagt, das Bild ist derart verzerrt, dass ich nicht einmal erkennen kann, ob sie lächelt oder nicht. Nur dunkles Haar und seltsam goldgelbe Augen, was aber wahrscheinlich ebenfalls an der Qualität des Bildes liegt.

Ich habe ihr Gesicht zwar noch nie gesehen, aber als ich ihr gegenüber auf der Straße stand, habe ich gespürt, dass sie mich interessiert betrachtete. Und als ich aus den Augenwinkeln sah, wie ihre Schultern nach vorn fielen, war mir klar, dass sie mich von ihrer Liste möglicher Bedrohungen gestrichen hatte.

Schlimmer Fehler, Mädchen.

Das andere Bild ist ein unscharfes Standbild aus einer Überwachungskamera und zeigt, wie Frank Helburn die blutige Szenerie in Morgans Haus verlässt. Ich fühle, wie die Wut in meinem Körper aufsteigt und sich in meiner Kehle niederlässt, da, wo sie mich seit dieser verdammten Nacht im Würgegriff hält.

Das Telefon klingelt, und der Name auf dem Display lässt mich zusammenzucken. Ich melde mich, ohne den Anrufer zu begrüßen, aber Griff ist Griff, er legt ohnehin keinen Wert darauf. Er redet genug für uns beide zusammen.

»Immer noch keine Spur von unserem lieben Frank?«, fragt Griff. Er spricht so schnell, als hätte jemand den Vorspulknopf für seinen Mund gedrückt. Seine Stimme ist nasal. Ziemlich hoch. Weinerlich. Jedes seiner Worte hört sich an, als wollte er sich beschweren, obwohl er das gar nicht tut. Ich freue mich, wenn der Job erledigt ist, dann muss ich diese Stimme nicht mehr täglich hören.

»Nein, nichts«, bestätige ich. »Nur das Mädchen und gelegentlich ein junger Typ vom Lieferdienst.«

Griff macht ein Geräusch. Halb Seufzer, halb Knurren. »Nun, Frank ist nicht so gut darin, sein Spuren zu verwischen, wie er glaubt. Letzte Nacht hat mein Neffe Leo Spuren von ihm in den dunklen Ecken des Netzes gefunden, die nur wenige finden können. Er arbeitet immer noch als Hacker. Erledigt Jobs. Leo verfolgt ihn jetzt. Vielleicht ist er nicht bei seiner Tochter, aber wir werden ihn finden. Bald.«

»Ich beobachte weiter. Wenn er hierherkommt, werde ich es erfahren«, sage ich zu Griff. Das ist die Wahrheit. An mir ist noch keiner vorbeigekommen, und das wird auch in Zukunft nicht passieren. »Aber ich glaube, es ist an der Zeit, herauszufinden, wie sehr Frank Helburn seine Tochter wirklich liebt.«

»Da könntest du recht haben«, stimmt Griff zu.

Ich schaue durch das Fenster auf das dunkle Wohnhaus und drücke den Lautsprecherbutton.

»Schnapp sie dir«, sagt Griff. Durch die Dringlichkeit seiner Worte wird seine Stimme tiefer. Rauer. Seine Erregung ist jetzt kontrolliert. Finster. »Schnapp dir Franks Tochter. Ich will dieses Arschloch erledigen. Er hat dir Morgan und euer Kind genommen und mir Millionen gestohlen. Er verdient alles, was ihm zustoßen wird.« Er atmet direkt ins Telefon und erzeugt ein statisches Knistern in der Leitung. »Er muss bezahlen.« Noch ein langer Atemzug. »Und dann muss er bezahlen

Ich schweige, bin aber ganz seiner Meinung. Griff weiß, dass ich seiner Meinung bin.

»Es ist verdammt schwer, mehr als ein Wort aus dir herauszukriegen«, sagt Griff. Von einer Sekunde zur anderen wechselt sein Tonfall von verbittert zu amüsiert. »Das gefällt mir an dir.«

Mir gefällt an dir gar nichts.

»Ich habe gehört, du bist wieder ein Ein-Mann-Team«, wechselt Griff plötzlich das Thema.

Ich knirsche mit den Zähnen. Dieses Arschloch weiß genau, wie es mich ärgern kann. »Geht dich nichts an, Griff«, blaffe ich.

Zum tausendsten Mal sehe ich aus dem Fenster. Das Wohnhaus ist immer noch dunkel.

»Ich meine ja nur. Du musst tierisch wütend gewesen sein, als Rage dein Team verlassen hat«, fährt Griff fort und ignoriert meine Warnung. Nachdem er Rage erwähnt hat, würde ich die ganze Sache am liebsten abblasen. »Er war wohl nicht so loyal, wie du gedacht hast.«

Griff hat er gesagt. Meine Wut verraucht. Offensichtlich weiß Griff nicht, wer Rage ist und wozu sie fähig ist.

Ich lockere meinen Griff um das Lenkrad. »Wir mögen denselben Feind haben, Griff, aber denk dran, das macht uns noch nicht zu Freunden.«

»Gut, denn ich habe mit eigenen Augen gesehen, was deinen Freunden passiert«, sagt er gedehnt.

Ich lege auf und werfe das Handy auf den Beifahrersitz. Mit der geschlossenen Faust schlage ich aufs...