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Tote Mädchen lügen nicht

Jay Asher

 

Verlag cbj Kinder- & Jugendbücher, 2009

ISBN 9783641025649 , 288 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

9,99 EUR


 

KASSETTE 1: SEITE A (S. 10-11)

Hallo zusammen. Hier spricht Hannah Baker. Live und in Stereo.
Ich kann es nicht glauben.
Keine Wiederkehr. Keine Zugabe. Und diesmal auch absolut keine Forderungen.
Nein, ich kann es nicht glauben. Hannah Baker hat sich das Leben genommen.
Ich hoffe, ihr seid bereit, denn ich will euch die Geschichte meines Lebens erzählen. Genauer gesagt, warum mein Leben ein Ende fand. Und wenn ihr diese Kassetten hört, dann seid ihr einer der Gründe dafür.
Was? Nein!
Ich werde nicht verraten, welche Kassette wen von euch ins Spiel bringt. Aber keine Sorge, wer diese hübsche kleine Schachtel bekommen hat, dessen Name wird irgendwann auftauchen - versprochen!

Tote Mädchen lügen nicht!
Ist das etwa ein Abschiedsbrief?
Ihr lacht ja gar nicht. Sollte ein Scherz sein.
Bevor Hannah gestorben ist, hat sie diese Aufnahmen gemacht. Warum?
Es gibt nur zwei Regeln und die sind ganz einfach. Regel Nummer eins: Ihr hört zu.
Nummer zwei: Ihr schickt die Kassetten weiter. Hoffentlich wird euch beides schwerfallen.
»Was hörst du da an?«
»Mom!«
Ich fingere aufgeschreckt an den Tasten herum und drücke mehrere gleichzeitig.

»Mensch, hast du mich erschreckt!«, sage ich. »Das ist nichts Besonderes. Nur ein Projekt für die Schule.«
Meine Standarderklärung. Wenn ich erst spät nach Hause kommen will - Schulprojekt. Wenn ich extra Geld brauche - Schulprojekt. Und jetzt die Kassetten eines Mädchens. Eines Mädchens, das vor zwei Wochen eine Handvoll Tabletten geschluckt hat.
Schulprojekt.
»Darf ich mal hören?«, fragt sie.
»Das ist nicht von mir«, entgegne ich, während die Spitze meines Schuhs über den Betonboden kratzt. »Ich helfe nur einem Freund … in Geschichte, ziemlich langweiliges Zeug.«
»Das ist aber nett von dir«, entgegnet sie. Sie beugt sich über meine Schulter, hebt einen schmutzigen Putzlappen - eine meiner alten Stoffwindeln - hoch und nimmt sich das Maßband, das sich darunter befindet. Dann küsst sie mich auf die Stirn. »Bin schon wieder weg.«
Ich warte, bis die Tür sich schließt, den Finger bereits auf der Starttaste. Doch meine Hände, meine Arme, mein Hals, alles fühlt sich taub an. Ich habe nicht genug Kraft, um die Taste eines Kassettenrekorders herunterzudrücken. Ich nehme die Stoffwindel und lege sie über den Schuhkarton, um ihn nicht ansehen zu müssen. Ich wünschte, ich hätte diese Schachtel und die sieben Kassetten darin nie zu Gesicht bekommen. Das erste Mal auf »Play« zu drücken, war einfach gewesen. Ein Kinderspiel. Ich hatte nicht geahnt, was ich hören würde.
Doch jetzt ist es eines der beängstigendsten Dinge, die ich je getan habe.
Ich drehe die Lautstärke herunter und drücke auf »Play«.

… Nummer eins: Ihr hört zu. Nummer zwei: Ihr schickt die Kassetten weiter. Hoffentlich wird euch beides schwerfallen