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King's Legacy - Alles für dich - Roman

Amy Baxter

 

Verlag beHEARTBEAT, 2019

ISBN 9783732576425 , 300 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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4,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

Jaxon


»Damit bist du gerade als Sieger für den Titel ›Größtes Arschloch auf dem Planeten‹ in die Geschichte eingegangen.«

Achselzuckend löste ich den Blick von der schwarzen Tür, die die Bar von dem Vorraum trennte und noch immer leicht hin und her schwang. Die harten Schritte von hohen Absätzen verstummten in eben der Sekunde, in der ich mich umdrehte und in das wütende Gesicht meiner Schwester sah.

Chloe funkelte mich mit ihren wasserblauen Augen herausfordernd an. Es nervte mich, dass meine kleine Schwester wieder mal meinte, mich zurechtweisen zu müssen. Zumal sie wusste, dass sie damit bei mir auf Granit biss. Und genau das ärgerte sie noch mehr, wie mir ihr spitzer Zeigefinger unter meinem Schlüsselbein gerade bestätigte. Aber was hätte es genützt, ihr meinen Standpunkt klarzumachen? Erneut. Zum x-ten Mal. Nichts. Darum packte ich nur ihre schmalen Handgelenke, hielt sie mit einer Hand zusammen, während ich die andere auf ihre Wange legte, mich vorbeugte und ihr väterlich einen Kuss auf die Stirn gab. »Ich liebe dich auch, Chloe.«

Meine zwei Jahre jüngere Schwester legte den Kopf schief und verzog ihre rot geschminkten Lippen. Ihre blauen Augen verdunkelten sich. »Mann, Jax! Und ich habe gedacht, dir würde wirklich was an Stella liegen.«

Entnervt ließ ich Chloe los. »Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich weder auf deine Freundin abfahre, noch weiter von dir verkuppelt werden will. Wann begreifst du das endlich, Schwesterherz?« Seit fast vier Wochen versuchte sie bei jeder Gelegenheit, mir Stella schmackhaft zu machen. Davor waren es andere Freundinnen oder Bekannte gewesen, die angeblich so gut zu mir gepasst hätten. Es war nicht so, dass Stella mir nicht gefiel. Optisch war sie erste Sahne, im Bett mit Sicherheit eine Granate. Aber ich hatte keine Lust mehr darauf, mir die Frauen nur fürs Bett auszusuchen. Die Zeiten hatte ich hinter mir. Und genauso wenig war ich an einer festen Beziehung interessiert. Ich war zufrieden, so, wie es war. Und genau das hatte ich Stella vor ein paar Minuten versucht zu erklären. Doch wie es aussah nicht ganz gentlemanlike, denn erst war Stella wütend abgedampft und jetzt war offensichtlich auch noch Chloe stocksauer auf mich. Bei Stella war mir das egal, und Chloe … sie war meine Schwester und konnte mir ohnehin nicht lange böse sein.

»Ich will nichts von ihr«, gab ich daher nur zurück.

»Musstest du ihr das wirklich so straight an den Kopf knallen?«

»Anders hat sie es ja nicht geschnallt.«

»Und wann schnallst du endlich, dass du nicht ewig alleine bleiben musst?« Chloes Stimme war weicher geworden. Mir war klar, dass wir nun nicht mehr beim eigentlichen Thema waren.

»Glaubst du wirklich durch Stella? Ausgerechnet Stella?« Schnaubend schüttelte ich den Kopf.

»Sie mag dich.«

Diese ewig gleiche Diskussion ermüdete mich, sodass ich mich umdrehte und hinter dem Tresen verschwand, ohne ihr weiter zuzuhören. Aber aus der Nummer kam ich nicht so leicht raus.

»Du entwickelst dich langsam zu einem Widerling. Ein Idiot warst du ja schon immer, aber der Grat zwischen dem Arschloch, das du gerade mimst, und einem echten Scheusal«, sie zeigte mit Daumen und Zeigefinger eine fast unsichtbare Lücke an. »Der ist so schmal.«

Nur schwer widerstand ich dem Drang, die Augen zu verdrehen. Ich liebte Chloe, ja wirklich, aber mitunter wollte ich sie einfach nur an den Schultern packen und schütteln. So lange, bis ihr die bescheuerten Ideen vergingen und sie endlich aufhörte, mich unter die Haube bringen zu wollen. Es war ja nicht so, dass ich einsam war. Es gab genügend Frauen, die ich anrufen konnte und die sehr gerne mit mir ins Bett gegangen wären. Aber daran hatte ich kein Interesse mehr. Nicht mehr, seit das mit Jules passiert war.

»Und du meinst, das interessiert mich?«

»Vielleicht hörst du einfach mal auf, dich wie ein verbitterter Idiot zu benehmen«, gab sie zurück und folgte mir hinter die lange Theke.

»Verbitterter Idiot? Sagtest du nicht, ich wäre ein Widerling?«

»Fast, mein Lieber. Fast. Wie gesagt, das ist ein schmaler Grat.«

»Ja, ja«, murmelte ich und widmete mich dem Lieferschein, der auf dem Tresen lag. Vor einer halben Stunde war die Getränkelieferung für die Bar gekommen, und es wurde Zeit, dass ich Chloe stehen ließ und meine Arbeit machte.

Mit gezücktem Kuli begann ich, die Mengen auf dem Papier mit der Anzahl an gelieferten Flaschen abzugleichen. Doch kaum angefangen, nervte Chloe weiter.

»Ich verstehe ja, dass du Schiss hast, aber –«

Verärgert wirbelte ich herum, kurz davor zu platzen. »Ich. Habe. Keinen. Schiss. Verdammt, Chloe, ich habe keinen Bock auf diese geldgeilen, klammernden Püppchen, die du anschleppst. Ich bin alt genug, um mir selbst eine Frau auszusuchen. Wenn ich wollte. Aber ich will nicht. Punkt.« Eigentlich wollte ich meine Schwester, mein Herz, gar nicht so anschreien. Sanft legte ich eine Hand auf ihre Schulter und senkte die Stimme. »Und jetzt – bitte – lass mich damit ein für alle Mal in Ruhe.«

»Das kann ich nicht, und das weißt du«, erwiderte sie mit sturem Blick.

Sie konnte schon – sie wollte nur nicht. Aber ich verzichtete darauf, sie zu berichtigen, seufzte nur, ließ sie los und wandte mich wieder der Lieferung zu.

Chloe machte sich Sorgen um mich. So wie ich mir ständig Sorgen um sie machte. Ich war sechsunddreißig Jahre alt und allein, aber nicht einsam. Im Gegensatz zu Chloe. Sie war vierunddreißig. Und Single. Ihre Einsamkeit überspielte sie, indem sie mit den männlichen Gästen flirtete und dabei so tat, als hätte sie Spaß daran, sie nur bis zu einem gewissen Punkt an sich ranzulassen. Aber ich wusste es besser. Sie war nicht glücklich. Und sie hatte es verdammt noch mal verdient, glücklich zu sein.

Mit einem letzten nachdenklichen Blick ließ Chloe endlich von mir ab und widmete sich ihren eigenen Aufgaben hinter der Bar. Routiniert bestückte sie die Kühlschubladen mit den Flaschen, die ich bereits abgehakt hatte. Die Gläser mit dem O’Donnell Moonshine fehlten, aber die sollten laut Hersteller heute noch geliefert werden. Der Schwarzgebrannte war unsere Spezialität. Nicht nur der Geschmack war besonders: Die verschiedenen Varianten von Kornbrand und Likören wurden wie in der Prohibitionszeit statt in Flaschen in Einmachgläsern, den original Mason Jars, abgefüllt. Dem Lieferanten würde ich Druck machen müssen, sobald ich hier unten fertig war. Es war Samstag, heute Abend würden wir ein volles Haus haben. Und ohne den wichtigsten Bestandteil der meisten unserer Drinks brauchten wir gar nicht erst zu öffnen.

Schweigend arbeiteten wir so fast eine halbe Stunde lang, bis Schritte die Stille zerrissen. Mein Kopf flog hoch, und ich kniff die Augen zusammen. Dann grinste ich, dankbar für die Abwechslung.

»Hast du kein Zuhause?«, fragte ich die Schattengestalt, die ich anhand des Gangs gleich als meinen Freund Logan ausgemacht hatte, und richtete mich auf.

Er kam näher, ließ sich auf einen Hocker am Tresen fallen und vergrub den Kopf in den Händen. »Heute wünschte ich, so wäre es«, murmelte er, nahm die Brille ab und rieb sich anschließend das Gesicht. Dann sah er Chloe an. »Hey, Kleines.« Er war der Einzige, der sie so nennen durfte. Nicht mal mir wurde dieses Privileg zuteil.

Logan und ich waren seit dem College befreundet, und genauso lange kannte er auch Chloe. Vor Jahren hatte ich ihm mal die Nase brechen wollen, weil er meine Schwester hier in der Bar betrunken und auf ganz plumpe Art angebaggert hatte, heute waren sie beste Freunde. Logan war nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Genau wie Sawyer, die beiden waren meine besten Freunde. Er war inzwischen ein knallharter Rechtsanwalt und gerade damit beschäftigt, irgendeinen Schwerverbrecher in den Knast zu bringen. Der Prozess wurde seit Wochen in den Medien hochgespielt, und ich sah Sawyer mehr im Fernsehen als im wahren Leben. Im Gegensatz zu Logan, denn der hing so gut wie jeden Abend in meiner Bar rum.

Er grinste schief, als Chloe mit leuchtenden Augen auf das Heft deutete, das er vor sich auf den Tresen gelegt hatte.

»Ein neuer Comic?«, fragte sie und nahm den DC Comic in die Hand. The Darkseid War Justice League?

»Was dagegen?«

»Du siehst auch ziemlich darkside aus«, meinte Chloe und legte das Heft wieder auf den Tresen zurück.

»Danke für die Blumen.« Logan rieb sich die Augen, unter denen tatsächlich tiefe Schatten hingen.

»Jederzeit. Kaffee?«

»Ich liebe dich.«

»Ich weiß.« Chloe grinste und tippte auf das Heft. »Sag Bescheid, wenn du es durch hast, und gib es mir dann, ja?« Sie drehte sich um, drückte ein paar Knöpfe, und schon begann das Mahlwerk seine Arbeit.

»Was ist los?«, hakte ich nach und warf ihm einen wenig interessierten Blick zu. Die Antwort kannte ich, noch bevor er sie mir gegeben hatte.

»Aubrey macht mich wahnsinnig.«

Desinteressiert zuckte ich mit den Schultern. »Nichts Neues also. Gib ihr den Laufpass, und du brauchst deine Abende nicht hier auf den unbequemen Barhockern zu verbringen«, riet ich ihm zum wiederholten Mal. Allerdings ohne es wirklich ernst zu meinen, denn ich sah ihn lieber hier als bei seiner Verlobten.

»Ich bin gerne hier. Und so unbequem sind die gar nicht. Danke, Kleines«, wandte er sich an Chloe, die ihm die Tasse vor die Nase stellte.

»Kein Problem. Jungs, ich bin mal kurz zum Supermarkt. Braucht jemand was?« Logan und ich verneinten stumm. Chloe lächelte, schob sich an mir vorbei und verschwand durch die Tür,...