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Die Relationalität des Subjektes im Kontext der Religionshermeneutik - Arbeitsdokumentation eines Symposiums

Gerhard Oberhammer, Marcus Schmücker

 

Verlag Österreichische Akademie der Wissenschaften Verlag, 2011

ISBN 9783700171607 , 351 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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36,00 EUR


 

EBERHARD GUHE (S. 254-255)

„Being No One“ oder „Being Someone“ Zur Theorie des „Selbstmodells“ und seine Nähe zu buddhistischen Denktraditionen


Im Folgenden wird der Versuch einer kritischen Annäherung an die auf Ergebnisse der modernen Hirnforschung aufbauende Selbstmodelltheorie (SMT) Thomas Metzingers unternommen – und zwar unter Einbeziehung der nach Metzingers eigenem Bekunden durchaus konstruktiven Einwände des dänischen Phänomenologen Dan Zahavi gegen die SMT (vgl. Teile 1 und 2).

Insbesondere soll dabei untersucht werden, ob es – wie Metzinger in seinem Hauptwerk „Being No One“ (Metzinger 2003) behauptet – tatsächlich Berührungspunkte zwischen der SMT und der Advaita- Philosophie Sa?karas oder der Vorstellung von der Erleuchtung im Buddhismus gibt, oder ob vielleicht andere Aspekte des Buddhismus eine viel größere Affinität zur SMT aufweisen (vgl. Teil 3). Abschließend werden wir zeigen, dass sich die nur scheinbar gegensätzlichen Positionen Metzingers und Zahavis, die man schlagwortartig mit „Being No One“ (Metzinger) bzw. „Being Someone“ (Zahavi) benennen könnte, unterschiedlichen Beschreibungsebenen zuordnen lassen, zwischen denen eine Supervenienz- Beziehung besteht (vgl. Teil 4).

1.

Zum Verständnis der SMT ist zunächst zu berücksichtigen, dass Metzinger die Begriffe „Subjekt“ und „Ich“ in unterschiedlichem Sinne verwendet: „Was wir in alltagspsychologischen Zusammenhängen als ,das Ich‘ bezeichnen, ist das phänomenale Selbst: Der im subjektiven Erleben unmittelbar gegebene Inhalt des Selbstbewusstseins.“ (MetzingerHp: 3) Vom „Subjekt“ spricht Metzinger hingegen, wenn er eine Eigenschaft des phänomenalen Selbsts hervorheben will, nämlich die, dass wir in unserem Handeln und Erleben Beziehungen zu uns selbst und zur Welt aufbauen.

Er nennt diese Eigenschaft auch „Perspektivität“. In unserem Zusammenhang ist Perspektivität das dominante Strukturmerkmal des Bewusstseinsraums als Ganzer: er wird durch ein handelndes und erlebendes Subjekt zentriert, durch ein Selbst, das Beziehungen zu sich selbst und zur Welt aufbaut. Beispiele für ein Selbst sind Aussagen wie: „Meine Welt besitzt einen unverrückbaren Mittelpunkt und dieser Mittelpunkt bin ich selbst.“ „Bewusstsein zu haben, bedeutet, eine individuelle Innenperspektive zu besitzen.“ „Im Erleben nehme ich diese Ich-Perspektive sowohl auf Personen und Dinge in der Welt, als auch auf meine eigenen geistigen Zustände ein“ (MetzingerHp: 4).