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Der 18. Schlüssel

Birgit Fiolka

 

Verlag Birgit Fiolka, 2011

ISBN 9783942660631 , 446 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz DRM

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6,90 EUR


 

2. Dezember (S. 16-17)

Eliana erwachte mit steifem Rücken auf ihrer Couch und stellte fest, dass sie verschlafen hatte. Ihr blieb noch genau eine halbe Stunde, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Sie duschte in einer Rekordzeit von fünf Minuten, band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz und schlüpfte in einen halblangen Rock mit einem Rollkragenpullover. Die Buchhandlung Edel und Berns, in der sie arbeitete, war eine alteingesessene katholische Buchhandlung.

Hier trugen die weiblichen Angestellten noch Röcke anstatt Jeans, und Make-Up war nicht gern gesehen. Praktisch – sie hatte ohnehin keine Zeit für Eitelkeiten. Leise öffnete sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer, bevor sie die Wohnung verließ. Vielleicht war ja alles nur ein Traum gewesen. Ihre Hoffnungen wurden zerschlagen, als sie den Arm des Fremden über den Rand ihres Bettes hängen sah und seine gleichmäßigen Atemzüge unter der Decke erkannte. Entweder sie warf ihn jetzt auf die Straße oder sie ließ ihn allein in ihrer Wohnung. Gabriel sprang vom Bett und strich maunzend um ihre Beine.

„Mein untreuer Judas“, kommentierte sie geistesabwesend das Schmeicheln des Katers. „Du musst bis heute Abend warten. Dein Futter liegt irgendwo auf der Domplatte.“ Eliana hatte es nicht weit bis zur Arbeit, nur quer über den Roncalliplatz bis zur Buchhandlung. Es war Dienstag, eine Kollegin war krank, und eine Kundin beschwerte sich über eine zu blass gedruckte Seite in einem von ihr gekauften Buch, als Eliana den Laden betrat.

„Wir werden Ihnen das Buch umtauschen, Frau Berlinger-Schackelbach“, versicherte ihre Kollegin Kerstin einer Frau im blauen Wollkostüm, die einen kläffenden Rehpinscher im Arm hielt. Eliana winkte Kerstin zu und zog ein Gesicht in Richtung der Kundin, das diese nicht sah. Frau Berlinger-Schackelbach war eine Stammkundin der Buchhandlung, kaufte seit vielen Jahren ihre Bücher bei Edel und Berns, und fand regelmäßig irgendetwas zu bemängeln, um Preisnachlass zu bekommen. Nicht, dass sie das wirklich nötig gehabt hätte – Frau Berlinger-Schackelbach entstammte einer reichen in Köln alteingesessenen Industriellenfamilie und wohnte in einem der besten Stadtviertel.

Eliana hatte einmal im Beisein von Frau Berns erwähnt, dass es sie nicht wundern würde, dass diese Familie so reich geworden war, falls Einkaufsstrategien genetisch vererbt werden konnten. Ihre humorlose Chefin hatte ihren Scherz nicht lustig gefunden. Mochten sie und die Kollegen auch genervt sein von dieser Frau, für ihre Chefin war sie eine Lokalprominente. Eliana seufzte. An manchen Tagen glaubte sie trotz allem noch daran, es wäre das geringere Übel gewesen, eine schlechte Psychiaterin zu sein, als in einer katholischen Buchhandlung zu arbeiten.

Als Eliana zurück in den Verkaufsraum kam, hatte sich Kerstin mit Frau Berlinger-Schackelbach geeinigt. „Ich wünsche Ihnen trotzdem viel Freude mit dem Buch.“ Der Rehpinscher schnappte nach Kerstins Hand, während sie der Kundin die Tüte mit dem Buch zurückreichte. „Vielen Dank“, vernahm Eliana noch die gestelzte Stimme der Kundin. „Nächste Woche komme ich wieder.“ Als sie fort war, flüsterte Eliana Kerstin zu: „War das etwa eine Drohung?“