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Glaube und Lernen - Theologie interdisziplinär - Heft 2/2011 - Themenheft: Geist, Geister, Heiliger Geist

Michael Basse, Christofer Frey, Wolfgang Maaser et al. (Hrsg.)

 

Verlag Edition Ruprecht, 2011

ISBN 0179355120112 , 119 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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28,50 EUR


 

Gespräch zwischen Disziplinen (S. 190-191)

Geist und Spiritualität in religionsphilosophischer Sicht

Ernstpeter Maurer


Eine religions-philosophische Betrachtung kann von Religion als wesentlicher Dimension der Philosophie ausgehen. Das zeigt sich an der begrifflichen Ambivalenz von „Vernunft“ und „Geist“. Hier kommt der Philosophie des Deutschen Idealismus eine besondere Rolle zu, denn zumindest bei G. W. F. Hegel wird „Geist“ zum Schlüsselbegriff.1 In diesem Horizont wäre dann das mit dem Wort „Geist“ angesprochene Phänomen in unterschiedlichen Kontexten, Kulturen und Religionen aufzuweisen. Bei alledem bleibt die Bedeutung des Wortes „Geist“ zunächst reichlich vage.

Das tritt auch bei der Bestimmung von Synonymen hervor: Etymologisch ist vor allem „Spiritualität“ auf den Geist bezogen. Dieses Wort ersetzt möglicherweise die leicht angestaubte Rede von „Frömmigkeit“.2 Es zielt auf eine besondere Erfahrung, und zwar auf eine intensive Selbsterfahrung in Verbindung mit einer Erfahrung von „Transzendenz“. Daraus ergeben sich unübersehbar viele Variationen eines persönlichen Ergriffenseins durch die Tiefe der Wirklichkeit. Dann ist „Geist“ allerdings kaum noch zu unterscheiden von „Religion“.

Es ist kein Zufall, dass die letzten Wendungen – „Tiefe“ und „ergriffen“ – metaphorisch formuliert waren: Was präzise beschrieben werden kann, lässt sich vom Subjekt der Erkenntnis klar unterscheiden. Hier hat eine Erfahrung des Geistes keinen Raum. Allerdings wird eine derart klare Beziehung zwischen der erkennenden Person und den Gegenständen ihrer Erkenntnis als begrenzt erlebt.

Die Überschreitung dieser Grenze ereignet sich, indem die Vernunft erweitert wird und eine lebendige Einheit mit dem Anderen ihrer selbst erfährt. Zugleich kommt es zu einem sehr ambivalenten Kontrollverlust der Vernunft – er ist einerseits notwendig, andererseits riskant. Ambivalent bleibt auch die Rede von einer Erweiterung der Vernunft oder des Horizontes: Handelt es sich um eine passive, möglicherweise dramatische Erfahrung des Außer-sich-seins oder um die vielleicht meditativ vorbereitete Erfahrung einer letzten Einheit der Wirklichkeit, wo sich alle Differenzen auflösen? Je nach Akzent kann also „Spiritualität“ in „Mystik“ übergehen.

Es erscheint ganz aussichtslos, auf der Ebene der Semantik für Begriffsklärungen zu sorgen, eher gilt es die „Vektoren“ kenntlich zu machen, die jeweils zusammenspielen, wenn von „Geist“ oder „Spiritualität“ gesprochen wird.