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Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 1. Die Abtrünnigen - Die Abtrünnigen

R.A. Salvatore, Rainer Michael Rahn

 

Verlag Blanvalet, 2012

ISBN 9783641078140 , 448 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR


 

1


Spannungen


Es war zu friedlich hier draußen, umgeben von der Leere des Weltraums, dessen Stille nur vom stetigen Summen der beiden Ionentriebwerke gebrochen wurde. Leia Organa Solo liebte diese friedlichen Augenblicke zwar, hielt sie aber auch für eine emotionale Falle, denn sie war alt genug, um zu wissen, dass die Unruhe sie am Ende dieser Reise wieder einholen würde.

Wie es in der letzten Zeit am Ende jeder Reise geschehen war.

Leia hielt einen Augenblick inne, bevor sie die Brücke der Jadeschwert betrat, des neuen Shuttles, das ihr Bruder Luke für seine Frau Mara Jade gebaut hatte. Vor ihr saßen Mara und Jaina bequem nebeneinander an den Kontrollen und unterhielten sich lächelnd. Die beiden hatten Leia offensichtlich nicht bemerkt. Leia konzentrierte sich auf ihre Tochter Jaina, die zwar erst sechzehn war, aber im Augenblick so ruhig und entspannt dasaß, als blickte sie auf jahrzehntelange Erfahrung als Pilotin zurück. Mit ihrem dunklen Haar und den braunen Augen, die in scharfem Kontrast zu ihrer glatten, hellen Haut standen, sah Jaina ihrer Mutter ausgesprochen ähnlich. Tatsächlich erkannte Leia viel von sich in diesem Kind wieder – nein, kein Kind mehr, korrigierte sie sich in Gedanken: in dieser jungen Frau. Das gleiche Glitzern in den braunen Augen, immer schelmisch, abenteuerlustig und entschlossen.

Diese Feststellung ließ Leia stutzen, denn sie begriff erst jetzt, dass sie, wenn sie Jaina sah, kein Spiegelbild ihrer selbst vor Augen hatte, sondern ein Abbild des Mädchens, das sie einmal gewesen war. Eine gewisse Traurigkeit überfiel sie, als sie daran dachte, wie ihr Leben heutzutage aussah: Sie war nun Diplomatin, Bürokratin, Schlichterin, arbeitete ununterbrochen für den Frieden und den Wohlstand der Neuen Republik. Fehlten ihr die Zeiten, in denen das häufigste Geräusch in ihrer Nähe das Zischen eines Blasters oder eines Lichtschwerts gewesen war? Bedauerte sie, dass diese wilden Tage nun dem Surren der Ionentriebwerke und dem boshaften Gestichel beleidigter Botschafter gewichen waren?

Vielleicht … aber wenn sie Jaina ansah und in diese blitzenden dunklen Augen schaute, konnte sie sich auch am Leben ihrer Tochter mit freuen.

Als Mara und Jaina über eine witzige Bemerkung, die Leia nicht gehört hatte, in Gelächter ausbrachen, empfand Leia noch etwas Überraschenderes: Eifersucht? Aber dann schob sie diese absurde Wahrnehmung weit von sich, als sie ihre Schwägerin, Lukes Frau und gemäß Jainas eigenem Wunsch die Lehrerin des jungen Mädchens, auf die Art der Jedi betrachtete. Mara war keine Ersatzmutter für Jaina, sondern eher eine große Schwester, und als Leia an das Feuer dachte, das ununterbrochen in Maras grünen Augen brannte, verstand sie, dass diese Frau Jaina Dinge gab, die sie selbst ihrer Tochter nicht bieten konnte, und dass dieser Unterricht und diese Freundschaft sich für Jaina als äußerst wertvoll erweisen würden. So schob sie also ihre Eifersucht beiseite und war einfach nur froh darüber, dass Jaina eine solch gute Freundin gefunden hatte.

Sie ging einen Schritt weiter, blieb aber wieder stehen, weil sie hinter sich eine Bewegung spürte. Sie brauchte nicht hinzuschauen, um zu wissen, dass es Bolpuhr war, ihr Noghri-Leibwächter, und sie gönnte ihm auch kaum einen Blick, als er mit einer so anmutigen Bewegung an ihre Seite glitt, dass Leia sich an eine Spitzengardine erinnert fühlte, die träge in einer sanften Brise wehte. Sie hatte den jungen Bolpuhr gerade aus diesem Grund als ihren Schatten akzeptiert – er war für einen Leibwächter ausgesprochen unaufdringlich. Leia musste immer wieder über die Lautlosigkeit und Anmut des jungen Noghri staunen, die so leicht über seine mörderischen Fähigkeiten als Kämpfer hinwegtäuschen konnten.

Nun hob sie die Hand und wies Bolpuhr mit dieser Geste an, draußen auf dem Flur zu bleiben, und sie entdeckte in seiner üblicherweise ausdruckslosen Miene eine Spur von Enttäuschung. Dennoch wusste sie, er würde gehorchen. Bolpuhr und sämtliche Noghri würden alles tun, was Leia von ihnen verlangte. Er würde von einer Klippe springen oder in das heiße Ende eines Ionentriebwerks tauchen, wenn Leias Sicherheit das erforderte, und die einzigen Gelegenheiten, bei denen sie eine gewisse Unzufriedenheit über ihre Befehle bei Bolpuhr bemerkte, waren jene, in denen er glaubte, sie bringe ihn in eine Position, aus der es schwieriger wäre, sie angemessen zu verteidigen.

So wie jetzt. Das war Leia klar, obwohl sie wirklich nicht verstand, warum Bolpuhr auch hier an Bord des Privatshuttles ihrer Schwägerin um ihre Sicherheit besorgt war. Manchmal ging seine Ergebenheit ein wenig zu weit.

Mit einem Nicken zu Bolpuhr wandte sie sich wieder der Brücke zu und durchschritt die offene Luke. »Wie lange werden wir noch unterwegs sein?«, fragte sie und war amüsiert, dass sowohl Jaina als auch Mara bei ihrem plötzlichen Erscheinen zusammenzuckten.

Zur Antwort erhöhte Jaina den Vergrößerungsfaktor auf dem vorderen Schirm, und statt der anonymen Lichtpunkte erschien dort nun ein Bild von zwei Planeten – einer überwiegend blau und weiß, der andere rötlich –, die offenbar so dicht beieinander standen, dass Leia sich fragte, wieso der Blauweiße, der Größere des Paars, den anderen noch nicht mit seiner Schwerkraft erfasst und in einen Mond verwandelt hatte. Auf halbem Weg zwischen ihnen, vielleicht eine halbe Million Kilometer von beiden entfernt, glitzerten im Schatten des blauweißen Planeten die Decklichter eines Schlachtkreuzers der Mon Calamari, der Schlichter, eines der neuesten Schiffe in der republikanischen Flotte.

»Die Planeten haben die Position ihrer Umlaufbahn erreicht, in der sie am dichtesten beieinander stehen«, stellte Mara fest.

»Ich bitte um Verzeihung«, erklang eine melodische Stimme aus der Tür, und der Protokolldroide C-3PO betrat die Brücke. »Ich glaube, diese Aussage ist nicht vollkommen korrekt.«

»Aber nahe dran«, meinte Mara. Sie wandte sich Jaina zu. »Sowohl Rhommamool als auch Osarian sind technologisch überwiegend auf Bodenverkehr beschränkt …«

»Rhommamool sogar beinahe ausschließlich«, fügte C-3PO rasch hinzu, was alle drei Frauen mit einem unwilligen Blick kommentierten. Dem Droiden fiel das nicht weiter auf. Er schwatzte eifrig weiter. »Selbst die Flotte von Osarian ist vernachlässigbar. Es sei denn, man benutzt die Pantang-Skala der aerotechnischen Entwicklung, die einfache Landgleiter ebenso hoch einstuft wie einen Sternenzerstörer. Eine vollkommen lächerliche Skala.«

»Danke, 3PO«, sagte Leia, und ihr Tonfall machte deutlich, dass sie mehr als genug gehört hatte.

»Sie verfügen allerdings beide über Raketen, die den jeweils anderen Planeten auf so kurze Entfernung erreichen können«, fuhr Mara fort.

»O ja!«, rief der Droide. »Und wenn man die Nähe ihrer relativ elliptischen Umlaufbahnen bedenkt …«

»Danke, 3PO«, sagte Leia.

»… dann werden sie sich noch für einige Zeit in Reichweite befinden«, fuhr C-3PO ungerührt fort. »Zumindest für ein paar Monate. Tatsächlich werden sie in zwei Standardwochen noch dichter beieinander stehen – die größte Annäherung, die sie im Lauf der kommenden Dekade erreichen.«

»Danke, 3PO!«, sagten Mara und Leia gleichzeitig.

»Es handelt sich auch um die größte Annäherung innerhalb der vergangenen Dekade«, musste der Droide noch einwerfen, als sich die Frauen wieder ihrem Gespräch zuwandten.

Mara schüttelte den Kopf und versuchte, sich daran zu erinnern, was sie eigentlich hatte sagen wollen. »Deshalb hat sich deine Mutter auch entschieden, jetzt hierher zu kommen.«

»Erwartest du einen Kampf?«, fragte Jaina, und weder Leia noch Mara entging das Blitzen in ihren Augen.

»Die Schlichter wird schon dafür sorgen, dass sie sich ordentlich benehmen«, meinte Leia hoffnungsvoll. Tatsächlich war der Schlachtkreuzer ein beeindruckendes Kriegsschiff, eine verbesserte, schwerer bewaffnete und gepanzerte Version des Mon-Calamari-Sternkreuzers.

Mara schaute wieder zum Schirm zurück und schüttelte zweifelnd den Kopf. »Es wird mehr brauchen als eine Machtdemonstration, um diese Katastrophe aufzuhalten«, erwiderte sie.

»Tatsächlich ist die Lage allen Berichten zufolge eskaliert«, warf C-3PO ein. »Es begann als einfacher Disput über Schürfrechte, aber nun klingt es ganz nach einem Heiligen Krieg.«

»Das liegt an Nom Anor, dem derzeitigen politischen Führer auf Rhommamool«, meinte Mara. »Er spricht direkt die Instinkte seiner Anhänger an und hat den Schürfrechtdisput mit Osarian zu einer Angelegenheit von Tyrannei und Unterdrückung umgedeutet. Du solltest ihn nicht unterschätzen.«

»Ich hatte bereits mit einer endlosen Liste von Tyrannen wie Nom Anor zu tun«, erwiderte Leia mit resigniertem Schulterzucken.

»Ich kann diese Liste sofort liefern«, platzte C-3PO heraus. »Tonkoss Rathba …«

»Danke, 3PO«, sagte Leia überfreundlich.

»Oh, es ist mir ein Vergnügen, Prinzessin Leia«, erwiderte der Droide. »Ich bin Ihnen ausgesprochen gern zu Diensten. Wo bin ich stehen geblieben? O ja. Tonkoss Rathba von …«

»Nicht jetzt, 3PO«, sagte Leia mit fester Stimme, dann fügte sie zu Mara gewandt hinzu: »Ich hatte schon häufig mit Typen wie ihm zu tun.«

»Ich glaube, da irrst du dich«, erwiderte Mara recht leise, und die plötzliche Schwäche in ihrer Stimme erinnerte Leia und Jaina daran, dass Mara trotz ihres forschen Auftretens und ihrer überschäumenden Energie ernsthaft erkrankt war, an einer seltsamen und zum Glück seltenen Krankheit, die Dutzende anderer umgebracht hatte und gegen die selbst die besten Ärzte...