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Stimmstörungen im Alter - Eine Einführung für Logopäden, Sprachtherapeuten und Ärzte

Gerhard Böhme

 

Verlag Hogrefe AG, 2012

ISBN 9783456949208 , 195 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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26,99 EUR

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1.3 Lebensqualität im Alter

Die Lebensqualität des Menschen verläuft im Alter sehr unterschiedlich. Einerseits gelingt es vielen älteren Menschen, auch im Alter ihre Lebensqualität stabil zu halten. In diesem Zusammenhang kann auch die Qualität der Stimmfunktion mit einbezogen werden, andererseits kann eine Multimorbidität die Stimmfunktion im negativen Sinne mit einbeziehen.

Alle Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit mithilfe präventiver Maßnahmen sind darauf ausgelegt, eine lange aktive Lebenserwartung mit einem Minimum von krankheitsfördernden Einflüssen herbeizuführen. Dafür spricht die große Anzahl von Menschen im Alter, die frei von schwerwiegenden Erkrankungen sind und selbständig leben können. Hier spricht man von einer Kompression der Morbidität.

Trotzdem ist eine Zunahme von erkrankten Menschen oft feststellbar. So zählt man im Rahmen einer Multimorbidität bei 65bis 70-Jährigen im Durchschnitt fünf Diagnosen, bei 70bis 80-Jährigen sieben Diagnosen und bei über 84-Jährigen über acht Diagnosen (Hansen 2007). Das «Geriatrietypische» der Multimorbidität ist eine Kombination folgender Merkmalkomplexe (von Renteln-Kruse 2009):
?? Immobilität
?? Sturzneigung und Schwindel
?? kognitive Defizite
?? Inkontinenz (Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz)
?? Dekubitalulzera
?? Fehlund Mangelernährung
?? Störungen im Flüssigkeitsund Elektrolythaushalt
?? Depression, Angststörung
?? chronische Schmerzen
?? Sensibilitätsstörungen
?? herabgesetzte körperliche Belastbarkeit/Gebrechlichkeit
?? ausgeprägte Sehund/oder Hörstörung.

Eindimensionale Altersbilder gibt es nicht. Im Alter beobachtet man vielfältige Arten einer erhaltenen Lebensqualität. Dies gilt auch für die Qualität der Stimme.

In diesem Zusammenhang ist wichtig: Je besser sich ein Mensch neuen beruflichen und privaten Situationen anpassen kann, umso größer ist seine Lebensqualität.

1.4 Anti-Aging und Stimme

Wie lässt sich die Lebensqualität im Alter erhalten?

Die Menschen unserer Gesellschaft leben deutlich länger, altersbezogen dynamischer, lebensfroher und gesünder. Die 60-Jährigen von heute fühlen sich so gut wie unsere Großeltern mit 45 Jahren. (Bruck 2010, S. 1).

Das Anti-Aging wird in unserem Fokus immer mehr diskutiert und auf vielfältige Art und Weise praktiziert. Der Begriff Anti-Aging ist eine Bezeichnung für präventive Maßnahmen, um die biologische Alterung des Menschen hinauszuzögern, damit die Lebensqualität möglichst lange auf einem hohen Niveau erhalten bleibt und das Lebens verlängert wird.

Der Markt für «Verjüngungs»-Mittel – das gilt besonders für Hormone, Vitamine und Spurenelemente – wird immer umfangreicher. Besonders umstritten sind Nahrungsergänzungsmittel und die Hormonsubstitution. Dagegen werden von Anti-Aging-Experten folgende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung empfohlen:
1. Kalorienreduktion (Vermeidung von Übergewicht)
2. ausgewogene Ernährung (Fisch und Gemüse essen)
3. regelmäßige Bewegung
4. Verzicht auf Rauchen, wenig Alkohol
5. intellektuelle Herausforderungen suchen
6. aktive soziale Aktivitäten
7. Stress-Reduktion.

Die Begriffe Life-Style-Medizin und Wellness-Medizin sind wissenschaftlich nicht belegbar und spielen vorwiegend als Modeströmung eine Rolle, die mit der AntiAging-Therapie nicht verwechselt werden sollte.

Ein Anti-Aging-Training für die Stimme: Altern ist der wichtigste Risikofaktor für eine Presbyphonie und verläuft im Rahmen einer komplexen morphologischen und psychophysischen Veränderung. Dabei muss zwischen dem kalendarischen und dem biologischen Alter unterschieden werden. Besonders in stimmund sprechintensiven Berufen erfordert diese Leistungsgrenze aufmerksame Beachtung. Singen ist ein wichtiger präventiver Faktor für eine permanente Leistung der Sprechund Singstimme – auch im Alter. Als Beispiel sei auf den 106-jährigen niederländischen Sänger Johannes Heesters (geb. 5. Dezember 1903) hingewiesen. Er verfügt trotz seines sehr hohen Alters über eine sehr leistungsfähige Singund Sprechstimme.

Bengtson-Opitz (2007, 2008) empfiehlt ein Anti-Aging-Training für die Stimme: Aus gesangspädagogischer Sicht beschreibt die in Hamburg tätige Gesangspädagogin den Stimmklang eines älteren Menschen mit seinen typischen Altersveränderungen wie folgt:
?? vermindertes Luftvolumen
?? verminderte Tonhaltedauer
?? Intonationsschwierigkeiten
?? Einschränkung der Tonhöhe
?? Geläufigkeit der Stimme
?? Brüchigkeit der Stimme
?? verringerte dynamische Fähigkeiten
?? stärkeres Hervortreten der Registerübergänge ?? oft schriller Klang der Frauenstimme
?? bisweilen greller Klang der Männerstimme
?? zu großes Vibrato.

Bei der alternden Singstimme werden Gruppeneffekte durch ein gemeinsames Training mit gleichaltrigen Sängern erzielt. Ein Präventiv-Programm für die gesunde Stimme wird von Bengtson-Opitz empfohlen. Dabei handelt es sich um ein gesangspädagogisches Konzept für Sänger und Sängerinnen (vor allem Chorleiter und Chorsänger) und stimminteressierte Laien, um den Alterungsprozess der Stimme aufzuhalten oder zumindest hinauszuzögern. Das Trainings-Programm gibt Senioren die Möglichkeit, ihre Stimmqualität zu verbessern.