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Schleier Sarong Minirock - Frauen im kulturellen Wandel Indonesiens

Jutta Berninghausen, Birgit Kerstan, Nena Soeprapto-Jansen

 

Verlag Kellner-Verlag, 2009

ISBN 9783939928225 , 368 Seiten

2. Auflage

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

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14,99 EUR

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III. Kulturmuster im Umbruch. Die weibliche Art des Führens. Frauen im öffentlichen und politischen Leben (S. 200-201)

»Wenn Frauen sich politisch engagieren würden, dann wäre die Politik viel stärker auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet, denn Frauen hören viel eher auf ihre innere Stimme und kennen auch besser die Belange des Alltags der Menschen. Doch selbst wenn eine Frau die gleiche Schulbildung wie ein Mann hat, wird sie als Mensch zweiter Klasse angesehen. Aus diesem Grund ist es am besten, wenn Frauen politisch aktiv werden, damit sie nicht immer die Opfer sind.« So äußert sich Bu Yus, eine Witwe mit drei Kindern in der Siedlung Sosrowijayan, gleich hinter Yogyakartas Hauptgeschäftsstraße, der Jalan Malioboro.

Die Siedlung, in der sie wohnt, besteht aus zahlreichen engen Gassen, durch die gerade einmal Fußgänger und Motorräder passen. Die Häuser sind sehr einfach. Damals, vor der Wirtschaftskrise, war diese Siedlung bekannt für die vielen einfachen Unterkünfte für Rucksacktouristen.

Bu Yus stammt aus einer einfachen Familie. Ihr Mann arbeitete in einer Motoradwerkstatt. Beide hatten ein bescheidenes Einkommen und teilten sich die Verantwortung für Familie und Haushalt. Damals verdiente sich Bu Yus ihr Geld mit dem Waschen der Kleider eben dieser Rucksacktouristen. Es war ein ausreichendes Einkommen, bis ein Nachbar sich eine Waschmaschine leisten und einen weitaus günstigeren Preis für das Kleiderwaschen anbieten konnte. Heute hat Bu Yus einen kleinen Stand mit Zigaretten in der Pasar Kembang-Straße. Neben Zigaretten und Feuerzeugen verkauft sie nun auch Obst. Ihre Arbeitszeiten sind von 5.30 Uhr nachmittags bis 3 Uhr nachts. Von 20 bis 23 Uhr springt ihr Vater für sie ein, damit Bu Yus zusammen mit ihren Kindern zu Abend essen und mit ihnen bis sie zum Schlafengehen zusammen sein kann.

Ihr Mann starb vor einem Jahr an Lungenkrebs. Früher brachte er rund 800.000 Rupiah nach Hause, die er sich durch die Arbeit in seiner eigenen Werkstatt verdiente. Hinzu kamen rund 600.000–700.000 Rupiah im Monat von Bu Yus selbst – der Erlös aus dem Verkauf von Zigaretten und dem einfachen Imbiss in ihrem Haus, über den sie ein kleines Hotel in der Nähe sowie Nachbarn, die eine Feier ausrichten wollten, mit Mahlzeiten versorgte. Nach dem Tod ihres Mannes war sie auf sich gestellt und musste fortan alleine für ihre Kinder sorgen. Von Zeit zu Zeit wurde sie von ihrem Nachbarn gebeten, ihn auf ihrem Motorrad mitzunehmen, um seine Rente abzuholen. Dadurch konnte sie sich ein zusätzliches Einkommen verschaffen.

Über kleine Hilfsdienste hier und dort erwarb sie schließlich genug, um jedem ihrer Kinder täglich bis zu 5.000 Rupiah für Transport und Naschzeug zu geben. Davon abgesehen benötigt sie nicht viel – nur etwas Geld für den Kauf von Reis und ein wenig Supermie-Nudeln oder Gemüse als Beilage. Für ihr kleines und bescheidenes Haus aus Holz muss sie keine Miete bezahlen. Es ist ein so genanntes Rumah Ngindung, was bedeutet, dass ihre Schwiegereltern gratis auf einem Stück Land wohnen, welches fremden Leuten gehört. Dieses Recht wurde ihren Schwiegereltern gegeben, und ihre Aufgabe ist es, auf dieses Land aufzupassen. Zufällig gehört dieses Stück Land der Ziehmutter meines Vaters. Inzwischen ist die Schwiegermutter von Bu Yus schon recht alt, und die Ziehmutter meines Vaters wie auch mein Vater selbst sind längst verstorben. Doch noch immer wird dieses Recht traditionsgemäß in der Region Yogyakarta von Generation zu Generation vererbt.