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Abendfrieden

Marie-Luise Wacker

 

Verlag Kellner-Verlag, 2009

ISBN 9783939928126 , 100 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

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LEBENSBILDER - BEGEGNUNGEN (S. 37-38)

Das Hauskonzert

Eher zufällig traf ich auf der Straße eine Bekannte. Wir hatten uns länger nicht gesehen, obwohl im gleichen Ort wohnend. Nachdem so das Wichtigste ausgetauscht war, erzählte sie mir: »Heute abend ist bei Frau C. hier in der Straße ein Hauskonzert. Es kommen russische Musiker. Du kennst Frau C. doch auch, komm einfach dazu und wir unterhalten uns in der Pause weiter«. Eigentlich liegt zuhause nichts Besonderes an, Du könntest also hingehen, dachte ich mir und ging hin.

Das Haus von außen, eher ein schlichtes Siedlungshaus, hatte ich schnell gefunden, wurde persönlich und besonders herzlich begrüßt. Da ich einer der ersten Gäste war, hatte ich im Wohnzimmer noch freie Platzwahl. Überrascht war ich von der guten Raumaufteilung und der geschmackvollen Inneneinrichtung. An der Stirnwand ein dunkles, aber edles Klavier, die weißen Wände geschmückt mit wenigen Bildern. Aquarelle – dezent, aber Originale moderner Art. Der alte Kachelofen, Stühle von gediegener handwerklicher Qualität – man sah, dass dies in Jahren zusammengetragen, womöglich zusammengespart war. Alles in allem war es sehr gemütlich, gepflegt, eben Geschmack und Stil verratend und verbreitend.

Der Raum und die Diele füllten sich allmählich. Bekannte Gesichter zur Rechten und zur Linken. Die Gastgeberin hielt sich dezent im Hintergrund, die Ansage besorgten die Künstler selbst. Als da waren ein Ehepaar, er Sänger, sie Sängerin, ein Sohn – Klavierspieler, ein weiterer – Violinspieler. Alles ausgebildete Künstler aus St. Petersburg. Diesen vier Interpreten gelang es mit einem ausgewählten Programm aus Klassik mit Folkloreeinlagen, die Zuhörer zu begeistern, mitzureißen, teilweise zu verzaubern. Es war einfach wunderbar, für jeden Geschmack etwas! Es sprang der berühmte Funke über, wie es in jedem Konzertsaal – ob in Moskau, St. Petersburg, Bremen, Hamburg oder Stuttgart – nicht besser hätte sein können. Man spürte die Engagiertheit, den letzten, vollkommenen Einsatz auch vor diesem kleinen Publikum. Nach einigen Zugaben und reichlich gespendetem Beifall wurde dann gesagt, die Künstler hätten seit heute Mittag einen kleinen Imbiss, etwas ganz Spezielles aus ihrer russischen Heimat, vorbereitet. Wir seien alle herzlich eingeladen, es zu probieren.

Während die Künstler Frack mit Küchenschürze vertauschten, waren im Esszimmer schon Köstlichkeiten, süße und salzige, vorbereitet und es kamen noch warme aus der Küche hinzu. Später mischten sie sich unter die Gäste, ihre Deutschkenntnisse waren schon erstaunlich gut. Gute Gespräche kamen zustande. Dabei erfuhr ich, dass sie als arbeitslose Künstler nach der Auflösung der Sowjetunion für eine bestimmte Anzahl von Wochen Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung hier in Deutschland bekommen hatten. Das heutige Russland habe große wirtschaftliche Sorgen und Probleme. Da sei für sie als freischaffende Künstler kaum noch Platz und Geld vorhanden. Auf Privatinitiative, wie eben von Frau C., seien sie eingeladen. Zwei von ihnen wohnten in ihrem Haus, die anderen bei einem befreundeten Ehepaar im Ort. Es wurde dann auch in dem Kreis schon besprochen, wer denn als Nächster für eine Einladung sich bereit erklärte, es einrichten könne. Mich selbst hat dieser Abend sehr erfüllt und bereichert, ich habe ihn dankbar genossen! Eintritt wurde nicht erhoben, dafür stand in der Diele ein alte bemalte Milchkanne, in die jeder Teilnehmer einen Geldschein einwerfen konnte, je nach Belieben und Vermögen.