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Liebe dich selbst auch wenn du deinen Job verlierst

Eva-Maria Zurhorst, Wolfram Zurhorst

 

Verlag Arkana, 2010

ISBN 9783641044527 , 352 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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14,99 EUR


 

3. Kapitel NUR MEINE GESCHICHTE … oder auch Teil Ihrer Geschichte? (S. 38-39)

Meine Kündigung war also ein Weckruf meiner Seele. Damals in der akuten Phase war mein Bewusstsein allerdings nicht im Geringsten offen für derartige Einsichten in die heilsamen Kräfte einer beruflichen Krise. Mein Rauswurf entzog mir einfach von einem Tag auf den anderen jede Möglichkeit, mich weiter in Aktivitäten zu stürzen, und so saß ich zu Hause völlig auf mich zurückgeworfen.

Die ersten Wochen waren noch aufregend, weil ich mit allen möglichen Freunden und ehemaligen Kollegen telefonieren, mit ihnen über die Ungerechtigkeiten dieser Welt schimpfen und mögliche anwaltliche Schritte strategisch planen konnte. Aber irgendwann ebbte auch dieser Nachgesang auf mein Leben als Modemanager ab, und mir blieb nichts anderes übrig, als mich selbst ohne jede Ablenkung auszuhalten. Das fühlte sich an wie ein Albtraum, denn ich konnte immer noch nicht wirklich fassen, was da eigentlich mit mir passiert war. Mir war, als sei mir meine Identität abhandengekommen. Ich wusste nicht mehr, wer und wofür ich da war. Nicht mehr, wo mein Platz im Leben sein könnte. Ich zweifelte an mir selbst und suchte nach irgendeiner Richtung, die ich einschlagen könnte.

Ja, es kam mir manchmal so vor, als ob nun alles zu Ende wäre. Ich fühlte mich gescheitert und weit davon entfernt, in dieser Kündigung etwas Gutes zu sehen. Das Schicksal schien davon sichtlich ungerührt. Es blieb weiter bedrohlich still um mich. Da war kein Termin, keine Funktion, kein Ziel. Ich taumelte, grübelte und versuchte, natürlich so schnell wie möglich, meinen alten geschäftigen Zustand wiederherzustellen. Dieses Nichts war einfach zu unerträglich. Aber sosehr ich es auch loswerden wollte, es blieb beständig an meiner Seite. Genau an diesem zähen Nullpunkt, dem ich nicht entfliehen konnte, begann etwas in mir aufzubrechen, das ich vorher nicht wahrnehmen konnte. Ich fand einen neuen Zugang zu mir.

Das passierte nicht von heute auf morgen. Und es gab auch kein bewusstes Aha-Erlebnis. Eher war es ein schleichender Prozess, bis ich endlich akzeptieren konnte, dass mir jemand anders den Stecker rausgezogen hatte und ich nichts dagegen machen konnte, außer das Stoppschild an diesem Punkt meines Weges endlich zu akzeptieren. Das war nicht leicht, denn ich hatte es mir angewöhnt, mich vor allem danach zu beurteilen, was für einen Eindruck ich im Außen machte und ob ich Erfolg im Beruf hatte. So litt ich in dieser Zeit immer wieder unter dem Gedanken, äußerlich der Verlierer - gescheitert - zu sein.

Ich hatte daran zu knabbern, dass ich den Dienstwagen abgeben musste. Das war wie eine Degradierung. Ich weiß noch, dass es mir unangenehm war, morgens beim Einkaufen den Frauen aus der Nachbarschaft zu begegnen. Ich schämte mich und lief im Supermarkt mit der Vorstellung herum: »Die wissen alle, was mit dir passiert ist!« Meine andere Lieblingsfantasie war, dass es jetzt in meiner alten Firma eine große Lücke geben würde, dort wo ich einst meine Arbeit getan hatte. Aber bereits eine Woche später war meine Position hausintern neu besetzt. Das war ein weiterer bitterer Schlag für mein Ego.

Ich war austauschbar. Einfach weg und vergessen. Verunsichernd war auch, dass meine Freunde und Bekannten sich merkwürdig zurückhaltend verhielten. Als sei ich ein Kranker, den man besser nicht auf seine Leiden anspricht. Es gab viele Beileidsbekundungen, aber die meisten scheuten sich, direkt zu werden. Ich spürte, wie ihnen die Fragen und auch manche ihrer eigenen Ängste unter den Nägeln brannten, aber kaum jemand redete offen mit mir darüber.

So war ich auch hier in meinem Neufindungsprozess ganz auf mich zurückgeworfen. Saß nach meistens oberflächlichen Gesprächen mit anderen wieder alleine zu Hause mit meinem Zorn und meiner Scham. Mir dämmerte, dass mir an diesem Punkt in meinem Leben keiner von meinen Freunden helfen konnte. Und auch auf meinen alten beruflichen Trampelpfaden ging nichts mehr richtig voran. Es gab Gespräche mit Leuten aus der Branche, die ich kannte. Aber auf die eine oder andere Art verliefen sie alle im Sande. Gemeinsam mit ehemaligen Kollegen hatte ich Ideen für neue Geschäftsprojekte.

Bei genauem Hinsehen waren die meisten Pläne zwar enthusiastisch, aber ohne echte Kraft. Headhunter klopften immer noch an. Es gab auch Vorstellungsgespräche. Aber entweder wollten die Firmen mich nicht, oder die angebotene Bezahlung oder Position war weit unter dem, was ich vorher gewohnt war. Oder die Offerten entsprachen inhaltlich überhaupt nicht meinen Fähigkeiten